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v.l. Laura Paweletz, Gaby Greiner und Johanna Mines - Lebensmittelretter.

'Fairteiler' im Cafe Desaster

Lebensmittel retten und 'fairteilen'

Die Initiative Foodsharing engagiert sich in ganz Deutschland gegen Lebensmittel-Verschwendungen. In Herne haben sich dieser Initiative 126 Menschen angeschlossen, davon sind rund 25 aktive Menschen dabei. Sie alle haben ein Ziel: Lebensmittel retten - die ungewollt und überproduziert in privaten Haushalten sowie in Betrieben entstehen – und sie anschließend verteilen. Dazu hat die Gruppe nun eine Anlaufstelle im Café Desaster. Hier, an der Mont-Cenis-Straße 26, steht seit Mittwoch (28.10.2020) ein Fairteiler, ein Kühlschrank.

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Neuer Standort für den Fairteiler von Foodsharing in Herne (NW): das Cafe Desaster an der Mont-Cenis-Straße / Ecke Goethestraße. Aufnahme vom Mittwoch (28.10.2020).

In diesen Fairteiler werden von der Gruppe gerettete Lebensmittel gelegt. Aber auch Privatpersonen können Lebensmittel, die noch „gut“ sind, in – oder auf – diesen öffentlichen Fairteiler deponieren. Im Gegenzug können Menschen, die etwas aus dem Fairteiler benötigen, sich kostenlos bedienen. Was in den Fairteiler gehört und was nicht, das erklärt ein Hinweis-Schild auf dem Kühlschrank. So darf zum Beispiel Fisch oder Fleisch auf keinen Fall hinein, auch keine geöffneten Packungen Milch, Joghurt oder Kekse.

Gaby Greiner ist Foodsaver bei foodsharing und hat im Jahr 2015 den Bezirk Herne gegründet: „Unser aller Ziel ist es, Lebensmittel vor der Tonne zu retten und so auch die Umwelt zu entlasten. Es ist doch eine unglaubliche Ressourcen-Verschwendung, wenn diese Lebensmittel einfach entsorgt werden. Im letzten Jahr haben wir in Herne 3.200 Kilogramm Lebensmittel gerettet."

Neuer Standort für den Fairteiler von Foodsharing: das Cafe Desaster.

Damit es zu solch einer Menge kommen kann, kooperieren die Retter mit Betrieben, bei denen zu bestimmten Terminen die Lebensmittel abgeholt werden - genannt werden wollen die Betriebe nicht. Weitere Betriebe stünden quasi auf einer Warteliste „aber es fehlen uns die Kapazitäten, um die Lebensmittel abzuholen. Wenn wir mehr Aktive hätten, dann könnten wir noch mehr Lebensmittel retten“, sagt Greiner im halloherne-Gespräch. Haben die Retter die Lebensmittel abgeholt, kontrollieren sie diese und verteilen sie anschließend. Dazu haben sie ein weitverzweigtes und privates Netzwerk. Der nun eingerichtete Fairteiler im Café Desaster erleichtert ihnen die Arbeit ungemein, da sich die Menschen nun selbst bedienen können. „Empfänger von geretteten Lebensmitteln können durchaus auch Vielverdiener sein. Hier geht es ausschließlich um den Gedanken der Lebensmittel-Rettung", erklärt Gaby Greiner, die als Betreuungskraft in einem Seniorenheim arbeitet.

Gaby Greiner, Lebensmittelretterin von Foodsharing.

Ihre Initialzündung fand vor rund sieben Jahren statt, als sie einen Bekannten bei einer Lkw-Tour begleitete. Der fuhr eine Ladung Lebensmittel zu einer Müllverbrennung. „Ich wusste damals nicht, was er geladen hatte, aber als ich die vielen Lebensmittel plötzlich in die Verbrennung kullern sah, da hat es bei mir klick gemacht.“ Greiner selber hat seit damals bis heute auf privater Basis alleine rund 9.500 Kilogramm an Lebensmitteln gerettet.

Fairteiler von Foodsharing im Cafe Desaster an der Mont-Cenis-Straße / Ecke Goethestraße.

„Trotz Corona wurde der Fairteiler im Café Desaster in der ersten Woche gut angenommen“, freut sich Gaby Greiner. Ihr Ziel ist es, noch mehr Menschen für die Lebensmittel-Rettung zu begeistern. Dazu suchen sie immer wieder aktive Foodsaver, also Lebensmittelretter, und auch neue Fairteiler-Stellen. Zu erreichen sind die Lebensmittelretter unter der E-Mail: .

foodsharing

„Die Mitglieder der foodsharing-Community arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich. Die Initiative Foodsharing ist und bleibt kostenlos, nicht kommerziell, unabhängig und werbefrei. Wir wollen die Plattform open source und weltweit leichter zugänglich machen – so wie es das foodsharing-Konzept des Lebensmittelrettens bereits ist.“

Montag, 2. November 2020 | Autor: Carola Quickels