halloherne.de

lokal, aktuell, online.
Lina Beckmann ist mit ihrem fulminanten neunzigminütigen Solo „Laios“ nach dem Berliner Theatertreffen nun auch zu den Mülheimer Theatertagen „Stücke 2024“ eingeladen. Für die Aufführung am 7. Mai 2024 hat der Vorverkauf bereits begonnen.

Hernerin spielt in einer eigenen Liga

„Laios“ mit Lina Beckmann

Nach der Einladung zum Berliner Theatertreffen mit den zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der Saison, das vom 2. bis 20. Mai 2024 zum Spitzentreffen des deutschsprachigen Theaters in die Hauptstadt einlädt (der Spielplan erscheint am 5. April 2024, der Kartenverkauf beginnt am 19. April 2024 um 14 Uhr) ist die Herner Schauspielerin Lina Beckmann mit ihrem fulminanten neunzigminütigen Solo „Laios“ auch für den Mülheimer Theaterpreis nominiert worden.

Anzeige: DRK 2024 1

Die am 29. September 2023 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführte Antiken-Überschreibung Roland Schimmelpfennigs, zweiter Teil seines fünfteiligen „Anthropolis“-Projektes, wird am Dienstag, 7. Mai 2024, um 19:30 Uhr in der Mülheimer Stadthalle im Rahmen der 49. Mülheimer Theatertage „Stücke 2024“ zu erleben sein. Und die weitere gute Nachricht: Wer Lina Beckmann in der Inszenierung Karin Beiers live erleben will, braucht weder nach Hamburg noch nach Berlin zu fahren, sondern kann sich schon heute Karten für Mülheim sichern unter stuecke.de.

Mai
7
Dienstag
Dienstag, 7. Mai 2024, um 19:30 Uhr Mülheimer Stadthalle , Theodor-Heuss-Platz 1 , 45468 Mülheim an der Ruhr

Eine ganze Weltgeschichte skizziert

Christine Wahl von der Mülheimer Auswahljury: „Ödipus, der antike König, der ahnungslos zum Vatermörder wird und seine eigene Mutter ehelicht, ist uns allen bekannt – und das nach ihm benannte Muster, der Freud`sche Ödipus-Komplex, längst fester Bestandteil jedweder Küchenpsychologie. Was aber wissen wir eigentlich über das Mordopfer, Ödipus’ Vater Laios? Roland Schimmelpfennig schließt mit seinem gleichnamigen Stück, das als Teil eines großen Antikenzyklus in der Regie von Karin Beier am Hamburger Schauspielhaus entstand, freilich weit mehr als eine schlichte Wissenslücke. Er schickt eine Erzählstimme in die Spur, die Hypothesen durchspielt und verwirft, Gedanken wieder und wieder überschreibt und mit ihrem bestechenden Arsenal fiktionaler Mittel aus der Antike heraus en passant eine ganze Weltgeschichte skizziert. Ohne Pathos und Zeigefinger treten mit Laios` Geschichte die großen Menschheitsfragen auf den Plan: Macht und Schuld, Demokratie und Verantwortung, Schicksal und Aufklärung.“

Auf Insta flattern die Haare im Wind

Schon zum Auftakt des fünfteiligen Hamburger Antikenprojekts, „Dionysos“, begeisterte Lina Beckmann, hier zusammen mit Ernst Stötzner, Publikum und Kritik.

In der Jurybegründung heißt es weiter: „Wann hat die Geschichte eigentlich angefangen? Schon hier vermeidet die Erzählstimme jedwede Festlegung: ‚Es ist noch früh am Tag‘ beginnt Schimmelpfennigs Text, ‚vielleicht ist es / erst kurz nach Sonnenaufgang, // vielleicht ist es / aber auch schon Mittag, // oder es ist schon spät am Nachmittag (…)‘ Dieser Einstieg benennt gleichzeitig das Gestaltungsprinzip des Textes – der so die Freiheit gewinnt, die Knackpunkte der Geschichte mit immer neuen Möglichkeiten zu umkreisen: Haben Laios und Iokaste überhaupt tatsächlich einen Sohn bekommen – oder war es vielleicht eine Tochter? Lässig wird vor- und zurückgespult in der Story, werden jene Momente, die sich später als richtungsweisend für ganze Weltläufe herausstellen sollen, wieder und wieder anders durchgespielt. Selbst die historischen Zeiten können hier mit einem Zungenschlag wechseln: Gerade noch stabil in der Antike verankert, sitzt Laios im nächsten Satz schon „unten am Bahndamm“, um sich herum die jugendliche Clique aus Kreon, Teiresias und Co., neben sich „Badesachen, Zigaretten, Bier“. Oder der alte Ochsenkarren ist einen Halbsatz später schon ein Auto – und auf Insta flattern die Haare im Wind. Nicht zuletzt schafft Roland Schimmelpfennig hier auch eine ganz eigene Form der Antiken-Überschreibung, die zurzeit ja Konjunktur hat in der Gegenwartsdramatik.“

Kongeniale Solo-Performance

Schließlich zur Herner Schauspielerin Lina Beckmann: „In der kongenialen Solo-Performance der Ausnahme-Schauspielerin Lina Beckmann wird aus ‚Laios‘ ein furioser Abend über das Erzählen selbst, der neben den Mülheimer Theatertagen auch zum diesjährigen Theatertreffen nach Berlin eingeladen wurde. Denn wie Beckmann hier die hellste Freude an konkurrierenden Plots entfacht und auf offener Bühne die immense Verführungskraft einer guten Story zeigt, das ist nicht nur atemberaubend, sondern spielt schlichtweg in einer ganz eigenen Liga.“

Anzeige: Spielwahnsinn 2024

Wer die stets spannende Jurydebatte zum Mülheimer Dramatikerpreis live verfolgen möchte, sollte sich am Samstag, 25. Mai 2024, um 21 Uhr in der Mülheimer Stadthalle einfinden, der Eintritt ist frei.

Mai
25
Samstag
Samstag, 25. Mai 2024, um 21 Uhr Mülheimer Stadthalle , Theodor-Heuss-Platz 1 , 45468 Mülheim an der Ruhr
| Autor: Pitt Herrmann
Stellenanzeigen: Jobs in Herne