
Burhan Qurbani stellt seinen Film vor
'Kein Tier. So Wild.' nach Shakespeare
Update, Donnerstag (5.6.2025)
Weiterhin zu sehen am Pfingstmontag, 9. Juni 2025, um 14.30 Uhr im Metropol Düsseldorf und am Montag, 23. Juni 2025, um 19.30 Uhr im Rio Mülheim/Ruhr.
Der Kino-Text
Die Schriftstellerin und Journalistin Fatma Aydemir hat im Rahmen ihrer Talk-Reihe „Materien“ am Freitag, 6. Juni 2025, um 21 Uhr im Café Central des Essener Grillo-Theaters am Theaterplatz 11 (unweit Hauptbahnhof) den Berliner Filmemacher Burhan Qurbani zu Gast. Zunächst zeigt Qurbani Ausschnitte aus seinem neuen Kinofilm „Kein Tier. So Wild.“, im Anschluss unterhalten sich Fatma Aydemir und Burhan Qurbani über Außenseiterstories, um die Entfremdung als filmisches Motiv und die Aneignung von Klassikern. Gerahmt wird der Abend von thematisch anknüpfenden Kompositionen und einem DJ-Set der Musikerin Gîn Bali.
Vorhang auf
Vorhang auf für William Shakespeares Tragödie von Richard III. - neu erzählt: Am Anfang steht eine Erinnerung. Vier Mädchen spielen in einer wüsten Gebirgslandschaft Theater. Sie inszenieren ein kindliches Königsdrama. Nur Rashida, die wildeste und wütendste von ihnen, will nicht spielen. Sie will gewinnen. Doch das Spiel wird jäh beendet durch einen Bombenangriff auf ein nahegelegenes Dorf.
Heute, in einem Gerichtssaal in Berlin. Rashida (Kenda Hmeidan) ist Anwältin und die jüngste Schwester des York-Clans, der gegen den Clan der Lancasters um die Vorherrschaft in Neukölln kämpft. Vor Gericht verteidigt sie ihren des Mordes angeklagten Bruder Ghazi (Camill Jammal) und tötet bei einem brutalen Anschlag in der Vorhalle des Gerichtssaals die Köpfe der Lancasters.
Rashida will die Macht
Imad (Mehdi Nebbou), der älteste Bruder der Yorks, will die beiden Clans einen. Die Ehe von Rashida mit einem Lancaster, ein gemeinsamer Nachkomme, sollen den Frieden zementieren. Findet zumindest Imads Frau Elisabet (Verena Altenberger), die Strippenzieherin hinter dessen Rücken – eine Deutsche, die sich in den Clan eingeheiratet hat. Findet auch die auf Tradition bedachte Mutter Rashidas (Meriam Abbas).

Aber Rashida will nicht gehorsam sein, sondern herrschen. Angetrieben auch von ihrer Leidenschaft für die schwangere Ghanima (Mona Zarreh Hoshyari Khah), die Witwe von Umar Lancaster (Hassan Akkouch), den sie im Gericht ermordete. An Rashidas Seite: immer ihre getreue Vertraute Mishal (Hiam Abbass), die seit ihren Kindertagen alles für sie tut. Und jetzt Ghazi töten soll…
Intrigen und Morde
Fünf Jahre nach seiner furiosen Adaption von „Berlin Alexanderplatz“ kehrt Burhan Qurbani mit einem opulent inszenierten Drama zurück, das William Shakespeares Schauspiel „Richard III“ neu interpretiert und in das Berlin von heute verlegt. „Kein Tier. So Wild“ führt in eine Welt, die vertraut erscheint und doch eigen und fremdartig ist: Mitten hinein in einen unerbittlich geführten Krieg zweier arabischstämmiger Familien, in dem sich die jüngste Tochter der einen mit Intrigen und Morden ihren Weg brutal und ohne Rücksicht auf Verluste nach oben bahnt – um schließlich einen hohen Preis dafür zu bezahlen.
Gedreht vom 25. Juli bis 14. September 2023 in Warschau und Berlin ist das 142-minütige Drama am 14. Februar 2025 in der Special-Reihe der 75. Berlinale uraufgeführt worden und am Donnerstag (8.5.2025) in den Kinos gestartet. Burhan Qurbani, 1980 als Sohn afghanischer politischer Flüchtlinge in Erkelenz geboren, ist Filmemacher, Dramatiker („Kriegsbeute“) und wird im Oktober 2025 erstmals selbst inszenieren – seine Überschreibung von Kafkas „Die Verwandlung“ am Thalia Theater in Hamburg.
Karten für den Talk mit Burhan Qurbani (15 Euro) unter theater-essen.de oder Tel 0201 - 81 22200. Den ganzen Film gibt’s am Montag, 9. Juni 2025, um 14.30 Uhr im Metropol Düsseldorf.
