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v.l. Projektleiter Kim Laszczyk verschließt die Kupferrolle, die von Matthias Jacobstroer, Prof. Dr. Dierk Starnitzke und Anke de Vries befüllt wurde.

Wittekindshof feiert Grundsteinlegung

„In die Mitte aufnehmen“

Die Diakonische Stiftung Wittekindshof baut an der Mont-Cenis-Straße 140 ein spezialisiertes Wohnhaus für Menschen mit dem seltenen Prader-Willi-Syndrom (PWS). Am Freitag (7.2.2020) feierte die Stiftung die Grundsteinlegung an dem Ort, an dem Dr. Frank Dudda, der Oberbürgermeister der Stadt, früher Fußball spielte. Da konnte es sich das Stadtoberhaupt nicht nehmen lassen, persönlich zur Grundsteinlegung zu erscheinen und mit den traditionellen Hammerschlägen gute Wünsche für die Zukunft auszusprechen: „Ich freuen mich, dass Sie bald Teil der Stadt sind. Willkommen im Quartier!“, sagte Dudda und schlug kräftig auf die Betonsteine, in denen kurz zuvor die Kupferrolle mit Grundsteinurkunde und allerlei Erinnerungsstücken versenkt wurde.

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„Früher habe ich hier um die Ecke gewohnt. Der Baum, der hier auf dem Grundstück steht und erhalten geblieben ist, diente uns Kindern immer als Tor“, erzählte der Oberbürgermeister in seiner Rede. Er sei sehr interessiert daran, wie sich das Viertel verändere und neue Menschen neue Impulse setzten.

Anke de Vries, Bewohnerbeirat, legt die Kupferrolle mit Skizzen, Tageszeitungen, Bildern und dem kleinen Goldschatz, der beim Spatenstich gefunden wurde, in den Grundstein.

Als Teil des Viertels, des sogenannten Sozialraums, wolle sich der Wittekindshof auch in Zukunft weiterhin verstehen. Denn neben dem Neubau an der Mont-Cenis-Straße werden wenige Häuser weiter bereits Wohnungen für Menschen mit Prader-Willi-Syndrom vom Bauverein Sodingen angemietet, der auch beim Kauf des Grundstücks für den zweistöckigen Neubau unterstützte. „Wir wünschen uns Vernetzung, so dass ein lebendiges Gemeinwesen entsteht, in dem jeder das findet, was er benötigt“, sagte Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, in seiner Andacht. „Ein gelungenes Zusammenleben benötigt immer Motivation und eine Begründung. Diese ist das Gebot der Nächstenliebe. Nehmen Sie die zukünftigen Bewohner des Hauses in Ihre Mitte auf. Werden Sie zu ihren Nächsten und lassen sie Sie als Nächste ansprechen. Dann wird das Quartierleben gelingen“, appellierte Starnitzke an zukünftige Mieter, Nachbarn, Anwesende und Kooperationspartner.

v.l. André Weber, Bettina Szelag, Frank Dudda, Matthias Jacobstroer, Mathias Grunert, Dierk Starnitzke.

Gemeinsam mit Anke de Vries, Vorsitzende des Bewohnerbeirats, Matthias Jacobstroer, der als Geschäftsbereichsleiter verantwortlich für die Wittekindshofer Angebote in Herne und Oberhausen ist, sowie dem Wittekindshofer Projektleiter Kim Laszczyk befüllte Starnitzke die kupferne Grundsteinrolle mit aktuellen Zeitungen, Bauplänen, der Grundsteinurkunde in Alltags- und in Leichter Sprache, Bildern von Menschen mit Behinderung sowie dem kleinen Goldschatz, der beim Spatenstich im vergangen Jahr gehoben wurde. „Die kleine Goldmünze darf natürlich nicht fehlen“, sagte Jacobstroer und zückte sie aus seiner Jacketttasche, bevor Kim Laszczyk die Kupferrolle sicher verschloss. Diese wurde dann von Julia Acuyo Arrabal und Daniel Beisbart, zwei zukünftige Mieter des neuen Wohnhauses, mit Mörtel für die Nachwelt im Grundstein gesichert.

Entstehen wird ein zweigeschossiges, komplett barrierefreies Haus mit Garten, in dem zwölf Wohnplätze für Menschen mit PWS zur Verfügung stehen werden – aufgeteilt auf fünf Einzelappartements sowie eine Dreier- und Vierer-Wohngruppe mit Terrasse oder Balkon. Die Einzelappartements sind jeweils mit eigenem Bad sowie einem Schlaf- und Wohnraum mit Essbereich ausgestattet, drei der Appartements haben zudem eine separate Küche. Die anderen beiden Wohnungen verfügen über eine Küchenzeile im Wohn- und Essbereich. Die Wohngruppen bestehen aus Einzelzimmern mit separaten Badezimmern sowie gemeinsamen Wohn- und Essbereichen und Küchen. Freizeit- und gemeinsame Sportangebote können in einem Mehrzweckraum stattfinden. Im Erdgeschoss ist ein Raum für Tagesstrukturierende Angebote geplant, an denen Menschen mit Behinderung teilnehmen können, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Behinderung nicht oder noch nicht arbeiten oder bereits im Rentenalter sind.

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Das Prader-Willi-Syndrom

Das Prader-Willi-Syndrom ist eine seltene Behinderung, die auf einer Veränderung des 15. Chromosoms beruht. Typisch sind körperliche Besonderheiten, eine geistige Behinderung und vor allem eine angeborene Esssucht und herausforderndes Verhalten, die oft zu erheblichen Problemen im Zusammenleben in der Familie, in Kindertagesstätten, Schulen und am Arbeitsplatz führen. Um dem besonderen Unterstützungsbedarf von Menschen mit PWS gerecht zu werden, hat der Wittekindshof in Herne 2008 ein spezialisiertes Wohnangebote für Frauen und Männer mit Prader-Willi-Syndrom geschaffen, das aufgrund der hohen Nachfrage ausgeweitet wurde.

| Quelle: Wittekindshof