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Weit mehr als nur ein Liederabend: „Geld“ geht am Prinz Regent Theater glatt als Musikrevue durch.

Musikrevue am Prinz Regent Theater Bochum

Geld: Ein Liederabend

Angeblich gibt es sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch mehr Worte für „Geld“ als Begriffe für Schnee in der Sprache der Inuit. So wichtig scheint uns als Gesellschaft das zu sein, von dem es heißt, es regiere die Welt. Gerade deshalb gibt es so viele Lieder und so viele Texte, die davon handeln. Mit „Geld: Ein Liederabend“, einer Herzensangelegenheit des künstlerischen Leiters Hans Dreher, setzt sich das Bochumer Prinz Regent Theater (PRT) jetzt musikalisch mit Kohle, Kies, Zaster und Co. auseinander.

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Und das in Form einer zweieinhalbstündigen Musikrevue, die viel mehr ist als der im Untertitel angekündigte Liederabend: Zwei Maskierte betreten den abgedunkelten Bühnenraum, stolpern über Kabel und technische Gerätschaften, stürzen gar. Und legen dann gleich los mit – naturgemäß – den Beatles: „Can't Buy Me Love“. Da haben sich zwei Virtuosen gefunden: der musikalische Leiter Christoph Iacono, der bisher nicht nur in seinen „Artist in Residence“-Abenden am PRT beeindruckt hat, sondern auch darstellerisch etwa in „Meisterklasse“.

Rastellihafte Virtuosität

Ein Multi-Instrumentalist in mehrfacher Hinsicht: er spielt nicht nur ein halbes Dutzend Instrumente vom Schlagzeug bis zum Kazoo, sondern ist auch in der Lage, die Melodica zu blasen und mit einer Hand zu spielen, während die andere Hand über die Tastatur des Klaviers fliegt. Rastellihafte Virtuosität! An der Seite des 1972 in Wuppertal geborenen deutsch-italienischen Pianisten, Komponisten und Bühnenmusikers die Schauspielerin Luise Kinner, die zwar schon im Bochumer Süden gastierte, nun aber ihr umjubeltes Debüt in einer hauseigenen Produktion gegeben hat. Mit beachtlicher stimmlicher Bandbreite und beherztem Trompetenspiel!

Was kein Wunder ist: die gebürtige Kielerin des Jahrgangs 1985, die lange Zeit in Köln lebte, sammelte erste Erfahrungen am Opernhaus ihrer Heimatstadt, bevor sie Operngesang in Halle und Schauspiel an der Folkwang-Universität Essen studierte.

Luise Kinner (re.) und Christoph Iacono begeistern über volle zweieinhalb Stunden mit „Geld – Ein Liederabend“ im Bochumer Prinz Regent Theater.

Rabea Stadthaus hat dem furios aufspielenden Paar vor der Pause ein schräges froschgrünes Outfit verpasst, das so recht zu den unkonventionell-witzigen musikalischen Arrangements und den Zwischentexten passt, die von Brechts 1934 geschriebenen Gedicht vom reichen und vom armen Mann über Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ und Brechts „Dreigroschenoper“ bis hin zu Kalauern Helge Schneiders reichen. Die, beginnend mit einer Stummfilmsequenz, aufwendig animiert worden sind von Adela Knajzl und Christine Rockenfeller.

Songauswahl über den Unsinn des Geldes

Für Hans Dreher bestand das Hauptproblem, die richtigen Songs für seine „eindeutig unwissenschaftliche Abhandlung über den Unsinn des Geldes“ auszuwählen aus der unübersichtlichen Fülle des Angebots. Knapp zwanzig sind es geworden, Bekanntes von Abba oder Pink Floyd ist dabei, aber auch Herbert Grönemeyers „Kaufen“ von 1983.

Im zweiten Teil bildet eine nostalgische Registrierkasse den optischen Mittelpunkt der Bühne, auf der sich das Gespann Kinner/Iacono als Neureiche präsentiert. Nun gewinnen kapitalismuskritische Töne die Oberhand – freilich in höchst unterhaltsamer Weise. Wie etwa bei Sibylle Bergs Debütroman „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ von 1997, den Klaus Weise drei Jahre später im Gasometer Oberhausen inszeniert hat – unvergessen.

'Ein lustvoller Abend'

Als Bühnenarbeiter mit dabei Dennis Philipp, der als Tontechniker, Lichtdesigner und Filmemacher einen erheblichen Anteil am großen Premierenerfolg am Donnerstag (4.5.2023) hatte. Ein lustvoller Abend über ein durchaus brisantes, uns alle angehendes Thema, final versehen mit einem O-Ton des (beinahe) allabendlichen ZDF-Talkers Markus Lanz.

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Wieder zu erleben am Donnerstag, 11. Mai 2023, um 19:30 Uhr, am Sonntag, 14. Mai 2023, um 18 Uhr, sowie am Samstag, 10. Juni 2023, um 19:30 Uhr im Prinz Regent Theater an der Prinz-Regent-Straße 50-60 im Bochumer Süden (neben der „Zeche“). Karten unter prinzregenttheater.de oder Tel 0234 – 77 11 17.

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  • Donnerstag, 11. Mai 2023, um 19:30 Uhr
  • Sonntag, 14. Mai 2023, um 18 Uhr
  • Samstag, 10. Juni 2023, um 19:30 Uhr
| Quelle: Pitt Herrmann