
Es trötet, quietscht, brummt und flötet
Die Städtische Musikschule lud am Samstag (19.11.2016) zum Tag der offenen Tür ein. Hunderte große und kleine Menschen kamen, um mehr über das musikalische Innenleben des altehrwürdigen Gebäudes an der Gräffstraße zu erfahren. Bei Führungen, die im Obergeschoss starteten und sich bis zum Keller schlängelten, lernten die Teilnehmer die Beratungsräume und die Instrumenten-Vielfalt der Schule kennen.
Dabei ließen sich die Kinder in jedem Raum ihre Stempelkarte abstempeln und nahmen damit am Ende des Tages an einer Verlosung teil. Je näher die Führung den Kellerräumen kam, desto mehr hörte man es tröten, quietschen, brummen und flöten. Hier probierten zukünftige Musikschüler die Instrumente aus. Große Schlangen bildeten sich dabei vor der Tür des Schlagzeugraums. Spätestens jetzt wurde auch dem letzten Gast klar, warum auf den Türen eine dicke Schaumstoffschicht klebt..

Während des gesamten Tages lief auf der Bühne der Aula Vorführung um Vorführung. Den letzten musikalische Akt des Tages übernahm Schulleiter Christian Ribbe selbst - gemeinsam mit seiner Tochter Carlotta Ribbe, der Vibraphonistin, und dem Pianisten Elmar Dissinger. Punkt 16 Uhr beginnt die von vielen Gästen lang ersehnte Versteigerung der ausrangierten Schul-Instrumente. Dafür steht Ribbe auf der Bühne, preist die alten Schätzchen der Schule an und führt sie - wenn möglich - vor. Und eigentlich ist es immer möglich.

Ein Kinder-Kontrabass macht den Anfang. "Gib mir mal ein G", sagt Ribbe zum Pianisten. Der liefert das Gewünschte und Ribbe zupft an den Saiten. "Na bitte, er brummt, das ist doch schon mal gut", sagt Ribbe. "Nun ja, grundsätzlich", schiebt er hinterher. Das Start-Gebot liegt bei 50 Euro, und es sieht so aus, als wenn der Bass dafür auch den Besitzer wechseln wird. Als sich Maria (11) offensichtlich für das Instrument interessiert, wird es auch für einige andere Menschen im Raum interessant. Jetzt fliegen die Gebote nur so durch die Aula. Am Ende hat aber Maria den längeren Atem und nimmt den Bass glücklich in Empfang.

Die Gitarre, die Ribbe jetzt hochhält, ist wirklich schon etwas in die Jahre gekommen. Aber "mit ein bisschen Leim kann man die so wieder hinkriegen, dass man darauf spielen kann ohne Leib und Leben zu riskieren." Ribbe hat wie immer die Lacher auf seiner Seite und das Gerät wechselt für satte 20 Euro den Besitzer. Das nächste Schätzchen ähnelt einer Blockflöte mit Schiebestab, ist ein Flageolett, und "bestens geeignet um Stummfilme zu vertonen." Man glaubt es kaum, auch dafür findet sich ein Käufer. Es folgen ein Kassetten-Rekorder der 80er, Blockflöten "mit teilweise vollständiger Umverpackung", mehrere Trommeln, bunt-bebänderte Holzstäbe und eine Mundharmonika mit dem neckischen Namen Sonny-Boy.

Die Versteigerung der Fragmente eines Schlagzeugs startet mit 10 Euro. "Bedingung ist, dass ihr mir das Teil heute noch rausschleppt." Davor ist dem Vater von Lucien (4) nicht bange. Für 24 Euro ist das schicke Teil in den Besitz seines Sohnes übergegangen, der vor Freude vor der Bühne hüpft. Was die Mama dazu sagt, konnten wir nicht mehr erfahren.
Trubelig wird es noch einmal als Ribbe eine rot-gelackte Kinder-E-Gitarre hochhält - für die Kinder anscheinend der größte Hit des Tages. Ribbe steckt sie in den Verstärker und führt sie mit den Worten vor: "Boah ey, die rockt total - und wenn ich jetzt Gitarre spielen könnte...." Spätestens jetzt schnellen alle Kinderhände in die Höhe - jedes Kind will sie haben. Ribbe und sein Team haben anscheinend vorgesorgt und davon mehrere im Gepäck: Jedes Kind bekommt eine zum Startpreis von 10 Euro. Und der Förderverein der Musikschule bekommt alle Einnahmen aus der Versteigerung des heutigen Tages.
