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Die alte Polizeiwache soll schon bald ein Zentrum für Musik und Klavierbau werden.

Polizeigebäude bekommt neuen Eigentümer

Ein Zentrum für Musik und Klavierbau

Das Polizeigebäude am Friedrich-Ebert-Platz soll einen neuen Eigentümer bekommen. In einem mehrstufigen Bieterverfahren, das am Donnerstag (10.3.2022) endete, hat der Bau-und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW entschieden, dass das Gebäude an Jan Thürmer, Inhaber der Ferd. Thürmer Pianomanufaktur, verkauft werden soll. Bekanntlich verlässt die Polizei das Gebäude und zieht in die neue Wache, die an der Cranger Straße / Ecke Harpener Weg, derzeit entsteht (halloherne berichtete).

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Beim Pressegespräch am Dienstag (15.3.2022) wurde das geplante Konzept für die Nutzung vorgestellt. Das Konzept wurde mit der Stadt Herne abgestimmt und benötigte noch die Zustimmung des Rates der Stadt Herne. In dem 1929 erbauten Gebäude soll nun nach dem Auszug der Polizei ein Zentrum für Musik und Klavierbau entstehen.

'Ort für Kreative und den Klavierbau'

Künftig sollen unter anderem in dem vier- beziehungsweise fünfgeschossigen denkmalgeschützten Gebäude, mit einer Grundfläche von 9.595 Quadratmetern, ein Klaviermuseum, ein Studio-Kammermusiksaal, Werkstätten für den Klavierbau, fünf Wohnungen und Übungs- sowie Ausbildungsmöglichkeiten für Praktikanten in Zusammenarbeit mit chinesischen Musikhochschulen entstehen.

„Wir freuen uns sehr, dass Jan Thürmer den Zuschlag erhalten hat. Nun muss er nur noch den Vertrag unterschreiben", berichtet OB Dr. Frank Dudda. „Mit dem geplanten Zentrum für Musik und Klavierbau stehen wir vor einem großen Stück Stadtentwicklung. Wir wollen ein Hotspot für Kreative werden."

Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda (li.) und Jan Thürmer vor dem Polizeigebäude.

Auch Jan Thürmer, Inhaber der Ferd. Thürmer Pianomanufaktur, freut sich, künftig wieder in Herne zu sein: „Es ist toll, dass wir den Zuschlag erhalten haben. 45 Jahre ist es nun her, dass wir nach Herne kamen. Wir wären geblieben, wenn wir ein passendes Gebäude für unsere Vorstellungen gefunden hätten."

Firmensitz von Thürmer früher am Trimbuschhof

Von 1977 bis 1988 hatte die Firma ihren Sitz am Trimbuschhof. Die Mitarbeiter fertigten dort Klaviere und veranstalteten regelmäßig Konzerte. Da sie jedoch Pläne zur Vergrößerung hatten, zog es Thürmer ab 1988 nach Bochum, wo er einen Kammermusiksaal mit 450 Plätzen kreierte. Mit dem Zuschlag für das Polizeigebäude besiegelt Thürmer nun nach 34 Jahren seine Rückkehr nach Herne.

„Das geplante Konzept entspricht den Vorstellungen der Stadt. Es vereint Wissenschaft, Kultur und Handwerkstradition", sagt OB Dr. Dudda.

Gefängniszellen der NS-Zeit belieben erhalten

Außerdem sollen die Gefängniszellen der NS-Zeit, die sich im Gebäude befinden, erhalten bleiben. Es soll weiterhin an die Nutzung des Gebäudes als Polizeigefängnis zu Zeiten des Nationalsozialismus erinnert werden. „Ich habe dem Oberbürgermeister meine Zusage übermittelt, dass ich das Verbleiben der Gedenkstätte begrüßen würde. Denn es soll ein offenes Haus werden, wo Zukunft und Vergangenheit eine Heimat finden sollen", so Jan Thürmer.

Das ehemaliges Polizeigefängnis soll als Gedenkort erhalten bleiben.

Ort für Begabtenförderung

Ebenso habe eine Universität aus der Region signalisiert, dass sie Interesse hätte, mit einer Zweigstelle in das Gebäude am Friedrich-Ebert-Platz zu ziehen. Das Projekt „Folkwang junior“ kooperiert bereits mit der Herner Musikschule und gibt jungen Menschen instrumentalen und theoretischen Unterricht. „Ich könnte mir vorstellen, dass das neue Zentrum auch ein Ort dieser ruhrgebietsweiten Begabtenförderung werden könnte", so Thürmer weiter.

Erst einmal sollen rund 20 Mitarbeitende in den Werkstätten und Büros arbeiten. Ebenso können 40 Studierende und 20 Lehrkräfte im Laufe der Zeit im Gebäude arbeiten.

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Obwohl die Polizei erst im Laufe des Jahres 2023 endgültig das Gebäude verlässt, sollen in den freigezogenen Teilen bereits erste Sanierungen erfolgen. „In dem denkmalgeschützten Gebäude wird wohl noch einiges zu tun sein", mutmaßt Stadtdirektor Hans Werner Klee. Circa 15 Millionen Euro sollen in die Entwicklung fließen. Der neue Eigentümer Jan Thürmer wird selbst eine Wohnung im Gebäude beziehen und somit auch vor Ort immer ansprechbar sein.

| Autor: Julia Blesgen