...und für alle Ommas dieser Welt
Ein Konzert für Omma Melitta
In Zeiten wie diesen - ist alles anders. Eigentlich freut sich Oma Melitta (85) seit Jahren auf die Wanner Mondnächte. Ja, eigentlich. Aber in diesem Jahr sind drei Dinge entschieden anders: Erstens hat das Corona-Virus die Welt im Griff und man setzt auf Kontaktsperre, darum finden zweitens die Mondnächte nicht statt und drittens geht es Oma Melitta zur Zeit nicht gut. Da haben sich ihre Enkel - der Dirk und der Jörg - gedacht: „Wenn die Omma nicht zur Mucke gehen kann, dann kommt die Mucke eben zur Omma.“ Ach so, die Enkel sind übrigens die Los Gerlachos.
Und da die Oma Melitta seit einiger Zeit im ASB-Altenheim an der Herforder Straße wohnt, und auch hier die Kontaktsperre jeglichen Besuch verbietet, hatten die Brüder Gerlach eine Idee: Wir machen eine spontane Altenheim-Tour, für alle Omas und Opas. Mit ins Boot holten sie sich ihren alten Kumpel Christian Holtkamp, von der Firma Holtkamp Media Rental. Peter Meinken von der Alten Drogerie sponserte die Getränke und das Notstromaggregat für den Tag und Dirk Sontowski von Sontowski-Reisen stellte den Anhänger zu Verfügung, auf dem die Bühne samt Musikanlage und Deko ihren Platz fand. So starteten sie am Samstag (25.4.2020) ihre Tour von Herne nach Wanne-Eickel. Nach den Stationen am Else-Drenseck-Seniorenzentrum und im Hof der Feuerwache an der Sodinger Straße kam der Treck in Holsterhausen an.
Platziert wurde der Anhänger natürlich direkt unter Ommas Fenster, damit sie von dort aus ihren Enkelkindern zuhören und zuwinken konnte. Und das wollte sie auf jeden Fall noch einmal. Schließlich ist Oma Melitta nicht ganz unschuldig daran, dass es die Los Gerlachos gibt. Als Oma Melitta ihren 70. Geburtstag feierte, da brachten ihr, ihre ältesten Enkelkinder, eben der Dirk und der Jörg, ein rockiges Ständchen - und schwupps war das Duo - die Los Gerlachos - geboren. Seitdem begeistern sie mit ihren „rockigen Cover-Versionen mit Herz, Humor und einer guten Portion Ruhrpott“ ihr Publikum und immer dabei: viele lockere Sprüche.
Mit einem „schön, dass wir heute hier sein dürfen" und in Richtung Omas Fenster „hallo Oma da bisse ja“ und Winken in Richtung Oma Melitta und zurück starteten die beiden mit einer leicht abgewandelten Version des John Denver Stücks: Country Roads. Bei ihnen wurde aus Almost heaven, West Virginia, Blue Ridge Mountains kurzerhand - Omas heaven, Enkelkinder, Wanne-Eickel, gefolgt von Drafi Deutscher - Marmor Stein und Eisen - und Stand by me grüßten sie zwischendurch immer wieder ihre Omma und auch allen anderen Zuhörer.
Mittlerweile hatte sich auf dem Balkon ein neuer Los Gerlachos-FanClub in Stellung gebracht: Hier tanzten Bewohner und Personal, und die Antwort auf Dirks Frage nach ihrem Lieblingsgetränk kam prompt: EIERLIKÖR. Na, kein Wunder, dass die so gut drauf waren. In sicherer Entfernung zur Bühne hatten es sich mehrere ältere Herrschaften auf ihren Rollatoren bequem gemacht. Eine Bewohnerin geriet ins Schwärmen: „Zu der Musik habe ich mit meinem Mann immer getanzt.“ Auf die Frage von halloherne: „Ach ja, was denn?" kam die entrüstete Antwort: „Na Rock 'n' Roll junge Frau, aber richtig - mit durche Beine und mit Überschlach.“ So, noch Fragen?
Und da auch Oma Melitta gerne den Herrn Presley hört, folgte im Anschluss Elvis Shake, Rattle and Roll. Applaus gab es nach jedem Lied und ohne Zugabe kamen die Herren Gerlach auch hier nicht von der Bühne. „Okay" rief Dirk Gerlach ins Mikro, „ihr bekommt noch ein schönes Oh-Lied: Ein Ohhh, schon lange nicht mehr gehört Lied." Nach diesem Stück von Elton John - Crocodile Rock - verabschiedeten sich die Los Gerlachos von ihrem Publikum und winkten allen - aber vor allem ihrer Omma Melitta - zum Abschied noch einmal zu.
