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Circus Schnick Schnack erhielt für den Standort an der Eschstraße die Kündigung.

Verantwortliche fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen

Der Circus Schnick-Schnack und seine Zukunft

Der Circus Schnick-Schnack hat die Kündigung des Pachtvertrages vom Internationalen Bund zum 31. Dezember 2022 für die Zeltstadt zwischen Roonstraße und Eschstraße erhalten. Damit ist die Zukunft nun klarer gefasst als es kürzlich gegenüber halloherne kommuniziert wurde (halloherne berichtete).

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Doch der Circus um Direktor Rainer Deutsch hat sich vorbereitet. Der Circus hat ein Konzept für eine „Kulturinsel“ am aktuellen Standort entwickelt, mit dem nicht nur ihm, sondern auch vielen anderen Kultur-Initiativen aus Herne eine Heimat geboten werden soll. Diese Idee hat auch bei möglichen Unterstützern aus Herne großen Anklang gefunden. In den Überlegungen soll das Zirkuszelt modulisiert werden, um für viele verschiedene Gelegenheiten aus der Kultur, aber auch aus den Bereichen Pädagogik (Schulprojekte, Workshops, Qualifizierung) und Vermietung (Tagungen, Seminare, Firmenfeiern) genutzt werden zu können.

'Dynamik nicht zu erkennen'

Der Stadt sei dieses Konzept bekannt, so Deutsch. Ebenso die Idee, dass die Stadt das Gelände erwirbt. „Eine echte Dynamik - die auch angesichts der zeitlichen Dringlichkeit geboten ist - erkennen wir aber nicht“, zeigt sich Deutsch ernüchtert. „Hier geht es ja nicht darum, dass die Stadt selber dieses Gelände für uns erwerben soll, sondern unsere Erwartung ist, dass die Stadt als Unterstützer bei den Gesprächen mit dem Grundstückseigentümer vermittelnd auftritt und uns zur Seite steht. Aus städtebaulicher Sicht und zur Quartiersentwicklung wäre dieser Standort ideal – und daran sollte auch die Stadt ein Interesse haben."

Die Zeltstadt vom Circus Schnick Schnack an der Eschstraße (Archivbild).

Dem Circus wurden aus verschiedenen Fördertöpfen Förderzusagen zur Modernisierung der Zeltstadt zugesagt – allein wegen der Standortunsicherheit können diese Mittel aktuell nicht abgerufen werden. „Das ist schon verrückt,“ so das Fazit von Rainer Deutsch. „Wir sind auch wegen der Unterstützung unserer Partner und unserer Circus-Familie einigermaßen glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen, stehen wirtschaftlich stabil da und haben die Aussicht den Circus auch durch eine grundlegende Modernisierung der Zeltstadt und einem neuen Leitungsteam in die Zukunft zu führen – und dennoch könnte alles an der ungelösten Standortfrage scheitern.

Wesentlicher Standortvorteil

Dazu gibt es Unstimmigkeiten in Bezug auf die freie Kulturszene in der Stadt. Aus Sicht des Circus Schnick-Schnack ist die Freie Kulturszene und auch das Bürgerschaftliche Engagement für Kommunen, in denen diese gesellschaftlichen Standbeine gefördert werden, ein ganz wesentlicher Standortvorteil. Daher sei es umso erstaunlicher, dass in Herne entsprechende Initiativen nicht oder nur sehr unzureichend unterstützt werden. „In öffentlichen Verlautbarungen werden wir immer über den Klee gelobt, aber sobald es konkret werden soll, lässt uns die Stadt im Stich“, sagt Rainer Deutsch.

Der Circus, der sich 1996 gegründet hat und seit 2006 auf dem oben beschriebenen Gelände beheimatet ist, würde neben den eigenen Zeltwochen für rund 100 Kinder auch mit zahlreichen Schulen und freien Trägern jährlich für rund 750 Kinder aus Herne zirkuspädagogische Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung anbieten. Dafür hätte der Zirkus alleine seit 2013 rund 1,5 Millionen Euro an erforderlichen Mitteln nach Herne geholt.

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„Wir haben den Eindruck, dass uns alle Gespräche der letzten 20 Jahre nicht weitergeführt haben und das es jetzt darum geht diese Strategie zu verändern und mit frischen Ideen, sehr kreativ und öffentlichkeitswirksam für einen Standort zu kämpfen – gerne mit anderen Initiativen und Unterstützern zusammen“, erläutert Rainer Deutsch.

| Autor: Marcel Gruteser