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Nicht nur zum Gucken: Bild und Ton ergänzen die Exponate.

Briten in Westphalen: Klein London in Umzugskisten

Brexitkisten im Schloss Strünkede

„Die britischen Offiziere haben hier schon mal, nach einer Flasche Whisky zuviel, Zielschießen über die Gräfte gemacht, heißt es in der Erzählung eines älteren Herren, der am Schloss Strünkede lebt. An dem Haus, in dem er wohnt, gibt es Einschusslöcher. Ob die tatsächlich von den Briten stammen, kann ich aber nicht sagen", schildert Dr. Oliver Doetzer-Berweger, Direktor des Emschertal-Museums. Doetzer-Berweger steht im Rittersaal des Schlosses, wo das Pressegespräch am Donnerstag (10.1.2019) zur Ausstellung Briten in Westphalen: Klein London in Umzugskisten stattfand. Die Wanderausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) beginnt am Sonntag, 13. Januar 2019, und läuft bis Sonntag, 10. März 2019. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Leben der britischen Soldaten in Westfalen - und Herne- nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

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Pro Kiste ein Thema

„Die Briten waren nur kurz in Herne. Sie hatten das Schloss Strünkede annektiert und im und ums Schloss herum rund 300 Offiziere und Soldaten untergebracht", berichtet Doetzer-Berweger. Bereits 1946 seien sie wieder aus Herne abgezogen, so der Museumsdirektor. „Die Briten waren in Herne auch karitativ tätig. Ihre Heilsarmee hatte in der heutigen städtischen Galerie, der Villa Forell, ein Kinderheim eingerichtet. Hier wurden unterernährte Kinder, denen auch Zuwendung fehlte, wieder aufgepäppelt. Wir haben mit Leuten gesprochen, die das noch erlebt haben und an die Zeit in positivem Sinne zurückdenken."

v.l. Oliver Doetzer-Berweger, Hauke Kutscher.

Die Exponate sind in Umzugskisten verpackt, eine Referenz daran, dass die britischen Soldaten nie lange an einem Ort blieben, sondern immer wieder versetzt wurden. Einer der Pressekollegen kommentierte, dass man sie auch als Brexit-Kisten bezeichnen könne. Die Besucher sehen als erstes eine britische Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. „Die wiegt jetzt allerdings nur noch siebzig Kilo, weil natürlich der Sprengstoff entfernt wurde", erklärt Hauke Kutscher vom LWL. „Die Bombe hat uns der Kampfmittelbeseitigungsdienst NRW zur Verfügung gestellt."

Schüleraustausch nach Großbritannien 1964.

Die Ausstellung ist auf Initiative der Stadt Paderborn zusammen gekommen. „Es wurde viel recherchiert, Zeitzeugen per Zeitungsaufruf gesucht. Die Exponate haben über 200 Bürger zur Verfügung gestellt." Dazu zählt auch das Tagebuch einer jungen Hernerin, die darin von einem Schüleraustausch 1964 nach London berichtet. Sie schildert ihre Eindrücke auf Deutsch und Englisch. Texte und Videos, die man bei der Ausstellung im Schloss Strünkede sieht, sind in beiden Sprachen verfasst. In der gleichen Vitrine wie das Tagebuch sind auch Geschenke an die Stadt Herne aus der Partnerstadt Wakefield zu sehen. Diese Städtepartnerschaft gibt es seit dem 8. Mai 1956.

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Entmunitioniert: eine britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg.

„Viele ehemalige britische Soldaten hinterlassen uns Grüße in unserem Gästebuch. Sie erinnern sich bei uns an ihre Zeit in Deutschland, beispielsweise auch an die Wohnungseinrichtung. Die zeigen wir hier. Sie war für britische Offiziere standardisiert. Wenn die Ehemaligen das sehen, sagen sie: Ja, so habe ich in Deutschland jahrelang gelebt." Aktuell sind in Herne 67 Menschen mit britischer Staatsbürgerschaft gemeldet.

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  • Sonntag, 13. Januar, um 11 Uhr bis Sonntag, 10. März 2019, um 17 Uhr
| Autor: Patrick Mammen