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Seniorenwohngemeinschaften mit dem Schwerpunkt Demenz im Albert-Schweitzer-Carré.

Caritas stellt Seniorenwohngemeinschaft mit Schwerpunkt 'Demenz' vor

'Wie eine Studenten-WG, nur ein bisschen größer'

Sein Leben möglichst lange und selbst bestimmt verbringen, dass wünschen sich fast alle Menschen. Doch wenn Krankheiten wie beispielsweise 'Demenz' ins Spiel kommen, ist es vielfach nicht mehr möglich. Der Caritasverband Herne will dem entgegenwirken und setzt sich mit dem Konzept Seniorenwohngemeinschaft mit Schwerpunkt 'Demenz' für ein selbstbestimmtes Leben bis zu Schluss ein.

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v.l. Frank Militzer , Dr. Frank Dudda, Schwester Veronika Walter [Caritas], Ansgar Montag [Caritas])

Am Mittwoch (30.9.2020) wurden zwei neue Wohngruppen im neu errichteten Albert-Schweitzer-Carré in Röhlinghausen in Anwesenheit von Ansgar Montag, Vorstand des Caritasverbandes Herne, Schwester Veronika Walter, Leitung der Seniorenwohngemeinschaft, dem Architekten Herfried Langer, Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda sowie den Vorständen der Wohnstätten Wanne-Eickel, Andreas Berger, Frank Militzer und Hans-Joachim Hess vorgestellt.

'Nicht immer blauer Himmel und Garten'

Caritas-Vorstand Ansgar Montag: „Unsere Mieter leben in den Wohngemeinschaften einen gemeinschaftlichen Alltag. Unser Leitgedanke ist Leben vor Pflege. Wir möchten, dass die Menschen möglichst lange selbstbestimmt leben können. Es ist ein bisschen so wie in einer Studenten-WG, nur größer und älter."

„Es gibt Lebensphasen, wo eben nicht mehr alles blauer Himmel und Garten ist. Besonders deshalb ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die sich dafür einsetzen, dass alle Lebensphasen lebenswert gestaltet werden können", so OB Dr. Dudda. „Die Caritas hat den Innovationsgedanken mit dieser Wohngemeinschaft sehr gut umgesetzt. Mit dem ganzen Albert-Schweizer-Carré wird das Quartier deutlich aufgewertet. Diese Architektur zeigt Wirkung."

Zwei Wohngemeinschaften für insgesamt 20 Mieter

Die zwei Wohngemeinschaften (WG) für jeweils zehn Mieter befinden sich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des Gebäudes. Jeder Mieter erhält ein eigenes, circa 23 Quadratmeter großes Zimmer mit Bad gemeinsam wird eine große Wohnküche, eine Terrasse und ein Garten genutzt.

„Wir möchten möglichst lange die Selbstständigkeit erhalten. Unsere Bewohner sollen am alltäglichen Leben integriert sein, dazu gehört auch das Kochen und Wäsche waschen. Jeder Bewohner kann sich seinen Fähigkeiten entsprechend einbringen", so Schwester Veronika Walter, die die Wohngemeinschaft leiten wird. Ebenso haben auch noch „fittere" Bewohner die Möglichkeit, die Wohngemeinschaften zu verlassen, um zum Beispiel selbstständig Einkäufe zu tätigen.

Familiärer Charakter im Fokus

„Unserer Wohngemeinschaft soll einen familiären Charakter haben, wir möchten, dass sie sich und auch die Angehörigen wohlfühlen", so Veronika Walter weiter. Ebenso möchten die Verantwortlichen auch die Angehörigen ein Stück weit entlasten. „Auch für die Angehörigen ist solch eine Krankheit sehr belastend. In unserer Einrichtung können sie ihre Lieben jederzeit besuchen, finden aber auch gleichzeitig Kontakt zu anderen Angehörigen und können sich austauschen. So entsteht das Gefühl, dass man nicht alleine mit dieser Situation ist", berichtete Schwester Veronika Walter.

„Dazu haben wir auch eine Gästewohnung für Angehörige, die weiter weg wohnen. Diese kann dann für längere Besuche angemietet werden", so Andreas Berger von den Wohnstätten Wanne-Eickel.

Hausgemeinschaft wächst zusammen

Ebenso wachse die Hausgemeinschaft wie eine Familie zusammen, im Stadthaus der Caritas in Herne Mitte haben die Mitarbeiter schon miterlebt, dass bei einer sterbenden Person die Hausbewohner zum Abschiednehmen ins Zimmer kamen und gemeinsam getrauert wurde.

Auch im neuen Gebäude wird auf eine gemütliche und wohnliche Atmosphäre wert gelegt, die zum gemeinsamen Verweilen einlädt. „Diese Wohnmodelle bilden die Bausteine unserer Gesellschaft. Früher war es ja gang und gäbe, dass mehrere Generationen unter einem Dach lebten. Es ist schön, dass sich langsam dieses Modell wieder modernisiert. In diesen WGs setzen die Menschen gegenseitig Impulse und bleiben länger selbstständig", so Architekt Herfried Langer.

Liebevoll wird auch der Außenbereich dekoriert.

„Es gibt auch Angehörige, die sich um eine Wohnung im Albert-Schweitzer-Carré bemühen, damit sie in der Nähe ihrer Angehörigen sind, aber gleichzeitig auch in einer eigenen Wohnung eine Rückzugsmöglichkeit ganz in der Nähe haben", so Andreas Berger von den Wohnstätten Wanne-Eickel.

„Es ist auch so, dass viele Angehörige uns sagen: Hätten wir diesen Schritt schon eher gemacht. Viele Angehörige trauen sich kaum, noch einkaufen zu gehen, aus Angst, dass ihren Lieben zu Hause etwas passieren könnte. Mit unseren Einrichtungen können wir den Angehörigen auch ein Stück weit Ängste nehmen", so Ansgar Montag von der Caritas.

„Jedoch können wir Menschen, die einen Pflegegrad vier oder fünf haben, nicht aufnehmen, da wir die Pflegekapazitäten nicht liefern können", so Schwester Veronika Walter. Etwas anderes sei aber, wenn die Bewohner während ihrer Wohnzeit einen höheren Pflegegrad erhalten, dies habe keine Auswirkung auf ihr Verweilen in der Einrichtung.

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Die Nachfrage nach Plätzen sei groß. Bisher sind sieben Plätze belegt. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass Ende des Jahres alle Plätze belegt sein werden. Die Mieter der WG zahlen für ihre Wohnung circa 2.500 Euro im Monat, darin sind die Miete, Nebenkosten, Haushaltsgeld und die Betreuungspauschale enthalten. Die Bewohner selbst entscheiden in einer Art Mieterversammlung über jeder Neuaufnahme. Ganz nach dem Konzept des selbstbestimmten Lebens.

| Autor: Julia Blesgen