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Die neue Versuchsanlage zur Phosphorrückgewinnung steht in Bottrop auf dem Gelände der Kläranlage der Emschergenossenschaft.

Rohstoff aus Klärschlammasche zurückgewinnen

Phosphor-Recycling aus Abwasser

Bottrop. Phosphor ist ein wichtiger Rohstoff, der jedoch endlich ist – die Verfügbarkeit der Vorkommen ist stark begrenzt. Gleichzeitig ist Abwasser eine nachhaltige Quelle, um daraus den essenziellen Nährstoff Phosphor zurückzugewinnen und als Material für beispielsweise Düngemittel wiederzuverwerten. Auf dem Gelände der Kläranlage der Emschergenossenschaft in Bottrop hat die PhosRec Phosphor-Recycling GmbH eine Demonstrationsanlage zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlammasche gebaut. Am Donnerstag (2.5.2024) wurde sie eingeweiht, bereits in Kürze startet die zweijährige Versuchsphase.

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Ressource Phosphor wird verschwendet

Aktuell wird die limitierte Ressource Phosphor in großem Maße „verschwendet“, denn nach Einsatz als Düngemittel geht sie durch die Nahrungsaufnahme ins Abwasser über. Durch die Entsorgung des Klärschlamms wiederum geht der Rohstoff bislang weitestgehend verloren. Die (Ab-)Wasserwirtschaft kann jedoch einen aktiven und positiven Beitrag leisten, um Teile des Bedarfs an abgebautem und künstlichem Düngemittel in der EU durch rückgewonnenen Phosphor zu decken. Somit kann nicht nur die ab 2029 in Deutschland beginnende Pflicht zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm erfüllt werden. Es wird auch ein Nährstoffkreislauf geschlossen und eine in der EU existierende Ressourcenquelle ausgeschöpft.

Fördermaßnahme RePhoR für Phosphor-Recycling

Planung, Bau und Betrieb der in Bottrop gebauten Anlage werden von dem Forschungsvorhaben AMPHORE vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 6,7 Millionen Euro gefördert. „Die Anlage, die wir heute in Betrieb nehmen, ist ein Paradebeispiel für den Aufbau einer ressourceneffizienten und kreislauffähigen Industrie im Sinne der Zukunftsstrategie der Bundesregierung. Mit den Mitteln aus unserer Fördermaßnahme RePhoR entsteht ein regionales Lösungskonzept zum Phosphor-Recycling für einen der größten Ballungsräume in Deutschland. Wir schaffen damit einen konkreten Mehrwert für Kommunen und die gesamte Region. Als zentraler Innovationstreiber innerhalb der Bundesregierung unterstützt das BMBF die kommunale Wasserwirtschaft, mit den Herausforderungen der Zukunft umzugehen. Dafür haben wir insgesamt 8,7 Mio Euro in AMPHORE, als ein herausragendes Beispiel wie man von der Forschung über den Transfer in die Anwendung kommen kann, investiert“, sagt Judith Pirscher, Staatssekretärin im BMBF.

Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg

Einweihung der neuen Versuchsanlage zur Phosphorrückgewinnung durch (v.l.n.r.) Carolin-Beate Fieback (Personalvorständin des Ruhrverbandes), Prof. Dr. Norbert Jardin (Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbandes), Volker Kraska (Vorstand der Linksniederrheinischen Entwässerungsgenossenschaft), Ingo Noppen (Vorstand des Wupperverbandes), Thomas Kufen (Vorsitzender des Verbandsrates des Ruhrverbandes), Oliver Krischer (NRW-Umweltminister), Judith Pirscher (Staatssekretärin im BMBF), Josef Hovenjürgen (Parlamentarischer Staatssekretär im NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung), Dr. Frank Dudda (Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft), Dr. Dennis Blöhse (Projektkoordinator bei Emschergenossenschaft und Lippeverband), Dr. Yvonne Schneider (Geschäftsführerin der PhosRec Phosphor-Recycling GmbH), Dr. Frank Obenaus (Technischer Vorstand von Emschergenossenschaft und Lippeverband), Prof. Dr. Torsten Frehmann (Geschäftsführer der PhosRec Phosphor-Recycling GmbH) und Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband).

Die PhosRec Posphor-Recycling GmbH wurde zum Zweck der gemeinsamen Umsetzung der zukünftig vorgeschriebenen Phosphorrückgewinnung von den in Nordrhein-Westfalen ansässigen Wasserwirtschaftsverbänden Ruhrverband, Wupperverband, Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft (LINEG), Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) gegründet. Die Gesellschaft ist Bauherrin und Betreiberin der großtechnischen Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von jährlich 1.000 Tonnen Asche aus der Klärschlammverbrennung. Kernaufgabe ist die Optimierung und Prüfung der Betriebsstabilität bei verschiedenen Betriebszuständen unter Einsatz unterschiedlichster Verbrennungsaschen. Auch die Qualitäten und Verwertungspfade für Nebenprodukte und Reststoffe (u. a. Metallsalze, Salzsole und silikatische Rückstände) werden neben der späteren Vermarktung der erzeugten Phosphorsäure gemeinsam mit Projektpartnern betrachtet.

Kapazität von 1.000 Tonnen Asche pro Jahr

Die Anlage in Bottrop ist auf eine Kapazität von 1.000 Tonnen Klärschlammasche pro Jahr ausgelegt. Sobald die Anlage in Betrieb genommen wird, beginnt die genehmigte Betriebslaufzeit von zwei Jahren. Geplant ist, dass die Anlage in nacheinander folgenden „Kampagnen“ betrieben wird: Diese dauern jeweils 14 Tage, pro Durchgang gehen rund 40 Tonnen Asche in die Anlage. Untersucht werden dabei die Aschen aus dem gesamten Projektgebiet, d.h. der Verbrennungsanlagen in Bottrop (Emschergenossenschaft), Buchenhofen (Wupperverband), Elverlingsen (WFA Elverlingsen GmbH – 50-prozentige Tochter des Ruhrverbands) und Lünen (Innovatherm – Tochtergesellschaft der BETREM GmbH, die wiederum eine 100-prozentige Tochter der Emschergenossenschaft ist). Im Rahmen der zweijährigen Versuchsphase sollen auch Mischungen dieser Aschen gefahren werden. Das Ziel ist, hier zunächst die Betriebsfähigkeit der Anlage mit den verfügbaren Aschen zu untersuchen und die dafür optimierten Betriebsparameter zu finden.

Die Produkte und Reststoffe, die während des Untersuchungsbetriebs generiert werden, stellt die PhosRec GmbH interessierten Stakeholdern aus dem Projektkonsortium kostenlos zur Verfügung, um potenzielle Nutzungsmöglichkeiten zu untersuchen. Auch für die weiteren Neben- und Reststoffen, u.a. ausgelaugte Asche, Metallsalzlösungen, Salzsole wird im Rahmen der Projektlaufzeit nach Verwertungs- und Entsorgungswegen geforscht. Wissenschaftlich begleitet wird die Betriebsphase vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH Aachen (ISA). mehr Infos

Montag, 6. Mai 2024