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Greta mit ihrem weltberühmten Schild „Schulstreik fürs Klima“.

Neu im Kino: I am Greta

Atlantik, August 2019. Stürmische See. Greta, die zu einer Rede bei den Vereinten Nationen in New York eingeladen ist, benutzt grundsätzlich nicht das Flugzeug. So vertraut sie sich zusammen mit ihrem Vater Svante, der offenbar nie von ihrer Seite weicht, einem deutschen Skipper, dem gebürtigen Oldenburger Boris Herrmann, an. Was ihr zumindest in diesem Moment nicht gut bekommt: Greta ist kotzübel und sie fragt sich einmal mehr, warum sie diese Strapazen auf sich nimmt.

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Schnitt. Dokumentarische Schnipsel zu den verheerenden Auswirkungen des globalen Klimawandels: Monster-Hurricans, Überschwemmungen, Waldbrände, Tanker-Unglücke auf Hoher See und an den Küsten…

Stockholm, August 2018. Die schmächtige 15-jährige Schülerin Greta Thunberg hockt gegenüber dem schwedischen Parlamentsgebäude, daneben lehnt ein selbstgeschriebenes Plakat mit der Aufschrift „Schulstreik fürs Klima“. Greta, die unter dem Asperger-Syndrom leidet, scheint unberührt von dem, was um sie herum geschieht.

Greta bei der Segelreise zum Klimagipfel in New York.

Bis aus dem so verletzlich erscheinenden, für ihr Alter eher kleinen und unscheinbaren Mädchen mit trotzigen Stirnfalten im ersten Gesicht eine weltbekannte Klimaschutzaktivistin wird, dauert es geraume Zeit. Bald jedoch stellen nicht nur zufällig vorbeikommende Passanten Fragen an Greta, auch die sozialen Medien werden aufmerksam.

Und dann rollt eine Welle medialer und bald auch politischer Aufmerksamkeit auf Greta zu, die ein so zartes Geschöpf ohne die mit ihrer Krankheit verbundene Ichbezogenheit wohl hinweggespült hätte: „Fridays For Future“ wird zu einer weltweiten Bewegung, die weder die Europäische Union noch die Uno, weder Papst Franziskus noch den Hollywood-Star und früheren Gouverneur Kaliforniens Arnold Schwarzenegger kalt lassen.

„Ich bin Greta“ – so beginnt gefühlt jede Rede des derzeit vielleicht weltweit bekanntesten und jedenfalls populärsten Teenagers. Sie ist zunehmend frustriert ist über die Wirkungslosigkeit der eigenen Aktivitäten und der ihrer zumeist jugendlichen Mitstreiter auf allen Kontinenten. Greta, die eigentlich eine feste Alltagsroutine braucht, die Eingebundenheit familiäre Abläufe, und die sich nach Momenten der Einsamkeit in der Natur sehnt, lebt nur noch nach dem eng getakteten Terminkalender. Svante Thunberg zeigt sich besorgt über die physischen und psychischen Folgen der weiten (Zug-) Reisen für seine Tochter. Und ist entsetzt über den bis zu Todesdrohungen reichenden Hass, der Greta entgegenschlägt.

Am Ende, nach einer strapaziösen zweiwöchigen Atlantik-Überquerung auf der Segelyacht Malizia II nach New York City, wo sie von Schaulustigen und Anhängern begeistert empfangen wird, hält Greta im Land des übelsten Leugners der von Menschen beförderten Klimaveränderung eine eindrucksvolle Rede auf der UN-Klimakonferenz: „Die Welt wacht auf und die Veränderung kommt – ob Sie es wollen oder nicht.“

„I am Greta“ ist ein sehr persönlicher Blick auf Greta Thunberg und ihren Weg von einer schwedischen Schülerin zu einer international bekannten Umweltschutzaktivistin. Der schwedische Umweltfilm-Regisseurs Nathan Grossman hat das 98minütige, am 3. September 2020 bei den Int. Filmfestspielen Venedig uraufgeführte Porträt im Stil des Cinéma Vérité auch selbst gedreht. Es zeigt nicht nur die öffentlichkeitswirksamen Auftritte bei Klima-Konferenzen von Kattowitz bis New York und ihre Treffen mit Spitzenpolitikern wie Emmanuel Macron, Angela Merkel und Jean-Claude Juncker ein. Sondern gibt auch sehr private Einblicke in das Leben Gretas und ihrer Familie. Dabei hält sich Nathan Grossman mit jeglicher Kommentierung zurück, lässt vielmehr Bilder sprechen: Greta erwartet auf einem deutschen Bahnhof ihren Zug zurück nach Stockholm, als Güterwaggons mit nagelneuen Autos vorüberdonnert.

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„I am Greta“, eine europäische Koproduktion mit dem in Santa Monica/Kalifornien residierenden Walt-Disney-Ableger Hulu, war auf Deutsch erstmals am 2. Oktober 2020 beim Filmfest Hamburg zu sehen und startet – natürlich an einem Freitag – am 16. Oktober 2020 bundesweit in unseren Kinos, in unserer Region: Casablanca, Metropolis und Union Bochum, Sweetsixteen Dortmund sowie Filmstudio Glückauf Essen.

| Autor: Pitt Herrmann