
Zahl der Fälle in LWL-Klinik Marl-Sinsen ist gestiegen
Mehr Anfragen nach therapeutischer Hilfe
Marl. „In den vergangenen 14 Jahren ist die Zahl der Fälle, in denen wir Kinder und Jugendliche behandelt haben dreimal so schnell angestiegen, wie in den ersten 41 Jahren seit unserer Gründung“, so Dr. Rüdiger Haas, Ärztlicher Direktor der Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Marl (Kreis Recklinghausen). Die Kinder- und Jugendpsychiatrie sei ein wichtiger Bestandteil der Medizin geworden, so Haas. Dass die Zahl der Fälle zunimmt, läge nicht nur daran, dass junge Menschen häufiger erkrankten, sondern auch daran, dass psychische Erkrankungen früher festgestellt würden und die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen, erfreulicher Weise geringer geworden sei, ist sich der Kinder-und Jugendmediziner sicher.
Trotzdem sei die Situation, auch vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie mit ihren gravierenden Einschränkungen für junge Menschen sehr ernst. Haas erwartet einen weiteren Anstieg der Zahlen zum Beispiel in Bezug auf Essstörungen, Schulängsten und Zwangsstörungen. Wurden in den Anfängen der LWL-Klinik Marl-Sinsen mehrheitlich junge Menschen mit einer geistigen Behinderung behandelt, heißt die Diagnose heute vielfach: depressive Episode. Auch die Art der Therapie hat sich im Laufe der Jahre signifikant verändert, weg von einer Betreuung, hin zu einer modernen Therapie mit Konzepten nach aktuellen wissenschaftlich Leitlinien, in denen die Familienarbeit eine wichtige Rolle spielt.
Auch die Verweildauer hat deutlich abgenommen, von anfangs häufig mehr als zwölf Monaten zu etwa vier Wochen im Durchschnitt. Manchmal reichen auch wenige Tage für eine Stabilisierung der jungen Patienten.