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Begeistert mit dynamischen Gruppenchoreographien: „Demetra“ in Gelsenkirchen.

Osteraktion am MiR

'Fields of Asphodel'

Netze bedecken den Boden im Kleinen Haus des Gelsenkirchener Musiktheaters. Von der Decke hängen Ketten herab. Joonathan Zaban trägt nach und nach mit Konstantina Chatzistavrou, Tanit Cobas, Simone Frederick Scacchetti, Einav Kringel, Pablo Navarro Muñoz und Chiara Rontini die weiteren Protagonisten eines außergewöhnlichen, „Fields of Asphodel“ betitelten Tanzabends auf die Bühne, stapelt ihre Körper geradezu aufeinander zur groovigen Siebziger-Jahre-Musik Bill Withers‘ in langer Impro-Fassung: „Ain't no sunshine when she's gone.“

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Wie im Halbschlaf – oder unter Drogen – beginnen die Tänzer allmählich, sich robbend aus dem Haufen Leiber zu befreien. Dabei wird das Netz beinahe unmerklich auseinandergezogen, in denen sich bald nicht nur Pablo Navarro Muñoz und Konstantina Chatzistavrou wie gefangene Fische verheddern. Die Paare können zwar zunächst nicht ausbrechen, sich aber gegenseitig stützen, vielleicht gar trösten. Zum Rhythmus der Musik umtanzt von Joonathan Zaban, der als eine Art Zeremonienmeister die etwa einstündige Choreographie rahmt. Apropos Soundtrack. Der stammt, bisweilen überlaut eingespielt, im weiteren Verlauf von Artomático, Laurie Anderson, Greg Haines und den Streichern des Kronos-Quartetts.

Als das Netzgebilde zeltartig gerafft an den besagten Ketten hängt, öffnet sich der Raum für dynamische Ensembleauftritte in den bunten Kostümen des auch für die Ausstattung verantwortlichen isländischen Tänzers und Choreographen Frank Fannar Pedersen (unter Mitarbeit von Javier Rodríguez Cobos). Selbstbewusstsein zeigen lautet das Motto, nachdem die prekäre Anfangssituation ausgestanden ist, von Bescheidenheit oder gar Demut keine Spur, eher von Selbstüberheblichkeit. Eine neue Pyramide aus Leibern bildet sich – nun mit der Siegerpose der geballten Faust.

Konstantina Chatzistavrou hat sich auf die Spitze des nun wie ein Schiffssegel drapierten Netzes gehangelt und nutzt ein Mikrophon zunächst als Geräuschemacherin, bevor sie unverständliche Text-Fragmente hineinspricht. Wer zuvor im Programmheft die angeblich zynischen und humorvollen, jedenfalls aber rhythmisch einprägsamen Passagen aus der Feder der Choreographen und der MiR Dance Company gelesen und noch parat hat, tut sich leichter. Mit Einav Kringel macht sich bald eine weitere Tänzerin auf den Weg in schwindelerregende Höhen, um den verbalen Sturm, aus dem bald nur kurze Kommandos herauszuhören sind, die sogleich körperlich umgesetzt werden, noch zu verstärken. Bis sich der Kreis wieder mit Joonathan Zaban und Bill Withers schließt.

Pas de deux einmal anders: Tanit Cobas und Joonatan Zaban in „Demetra“.

Ort dieses abwechslungsreichen, zwischendurch höchst turbulenten Geschehens ist die Asphodeloswiese und damit der Bereich der Hades genannten Unterwelt, in dem die Seelen der Verstorbenen als erinnerungslose Schatten umherwandern: nicht böse genug, um die Qualen des Tartarus zu erleiden und nicht heldenhaft genug, Glückseligkeit in Elysium genießen zu dürfen. Frank Fannar Pedersen und der seit 2008 in Basel als Tänzer und Choreograph tätige Spanier Javier Rodríguez Cobos deuten ihn in ihrer Choreographie „Fields of Asphodel“, die sich mit der Manipulation von Menschen durch äußere Kräfte, aber auch den eigenen Optimierungswahn befasst, als Übergang zu einem neuen Leben.

Unter dem Obertitel „Demetra“ war am Samstag (18.3.2023) ursprünglich ein Doppelabend der MiR Dance Company geplant mit den Uraufführungen „Crossed in Gold“ von Anat Oz und „Fields of Asphodel“. Aufgrund von Erkrankungen im Ensemble konnte nur Letztere gezeigt werden in einer erweiterten Form. Wann dieser am Premierenabend umjubelte „Director’s Cut“ um „Crossed in Gold“ ergänzt werden kann, bleibt abzuwarten. Karten für die weiteren Vorstellungen dieser Spielzeit unter musiktheater-im-revier.de oder Tel 0209 – 4097200.

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Unter dem Motto „Ach du dickes Osterei“ offeriert das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zwei Karten zum halben Preis für folgende fünf Vorstellungen: „Don Pasquale“ am Samstag, 1. April 2023, „Odysseus“ am Samstag, 8. April 2023, „Say It With Music“ am Montag, 10. April 2023, „Billy Budd“ am Samstag,15. April 2023, sowie „Demetra“ am gleichen Abend.

  • Freitag, 24. März 2023, 19:30 Uhr
  • Donnerstag, 30. März 2023, 19:30 Uhr
  • Samstag, 14. April 2023, 19:30 Uhr (Osteraktion: Zwei Karten zum halben Preis)
  • Montag, 29. Mai 2023, 18 Uhr
  • Sonntag, 11. Juni 2023, 18 Uhr
  • Samstag, 24. Juni 2023, 19:30 Uhr
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  • Freitag, 24. März 2023, um 19:30 Uhr
  • Donnerstag, 30. März 2023, um 19:30 Uhr
  • Freitag, 14. April 2023, um 19:30 Uhr
  • Montag, 29. Mai 2023, um 18 Uhr
  • Sonntag, 11. Juni 2023, um 19:30 Uhr
  • Montag, 26. Juni 2023, um 19:30 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann