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Zahlreiche Menschen sind zur Gedenkveranstaltung zum Reichstagsbrand von 1933 zum ehemaligen Polizeigefängnis gekommen.

Gedenkveranstaltung am ehemaligen Polizeigefängnis

Erinnern an den Reichstagsbrand

In diesem Jahr jährt sich bereits zum 90. Mal der Reichstagsbrand in Berlin sowie der Erlass der sogenannten „Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat", mit der die demokratischen Grundrechte der Weimarer Verfassung ausgehebelt und der Weg in die NS-Diktatur in Deutschland geebnet wurde.

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An diesen dunklen Tag der deutschen Geschichte erinnerten am Montag (27.2.2023) Vertreter der DGB-Geschichtswerkstatt in Kooperation mit dem Bildungsdezernat der Stadt Herne sowie Schüler bei einer Gedenkveranstaltung am ehemaligen Polizeigefängnis. Denn auch in Herne wurden in der Nacht auf den 28. Februar 1933 bei Razzien der Polizei und SA-Hilfspolizei in Herne und Wanne-Eickel Gewerkschafter, Betriebsräte, Stadtverordnete und Funktionäre verschleppt und brutal misshandelt. Unter anderem kamen sie in auch in das Polizeigefängnis im Gebäude beim Herner Rathaus.

Professor Gregor Büchel erinnerte an die Situation der Gefangenen im Polizeigefängnis.

'Polizei wurde zum Werkzeug des Unrechtsstaates'

Felix Horn, Leiter der Polizeiinspektion Herne, eröffnete die Gedenkveranstaltung. Er vergaß aber auch nicht, die Funktion der Polizei in der NS-Zeit anzusprechen. „Es darf nicht außer Acht gelassen werden, welche Rolle die Polizei in der dunkelsten Stunde der deutschen Geschichte gespielt hat. Nach und nach wurde die Polizei zum Werkzeug des Unrechtsstaates", so Felix Horn.

Weiter führte er aus: „Aus unserer Arbeit ergeht deshalb eine besondere Verantwortung. Eigentlich aber haben wir alle die besondere Verantwortung, dass wir dafür Sorge tragen, dass Menschen nie mehr entrechtet werden."

Im ehemaligen Polizeigefängnis wurden während der NS-Zeit zahlreiche Gefangene gefoltert und misshandelt.

Auch Bildungsdezernent Andreas Merkendorf erinnerte in einem Grußwort an diesen Tag: „Der 27. Februar war ein Tag des Schreckens. Den Rechtsstaat gab es ab da nicht mehr. Umso wichtiger ist nun die Kultur des Erinnerns und mit dem ehemaligen Polizeigefängnis als Lern- und Erinnerungsort wird ein wichtiger Beitrag geleistet."

'Menschen wurden rechtslos'

Professor Gregor Büchel von der DGB-Geschichtswerkstatt erinnerte in seinem Vortrag daran, dass nicht erst mit der Machtergreifung Hitlers die NS-Zeit begann, sie habe bereits viel früher angefangen. Ebenso erinnerte er daran, dass es auch in Herne bekannte Unterstützer des NS-Regimes gab, wie beispielsweise Otto Heinrich Flottmann, und an die unmenschlichen Haftbedingungen der Insassen des Polizeigefängnisses.

Die Lehrerband der Gesamtschule Wanne spielte zwischen den Vorträgen Musikstücke.

„Diese Menschen waren rechtlos. Sie wurden verschleppt, misshandelt und gefoltert. Das Gefängnis hatte drei Funktionen. Zum einen war es ein Durchganglager für Gefangene. Dann war es ein Ort rassistischer Verfolgung und eine Sammelstelle für Häftlinge sowie Kriegsgefangene", berichtete Büchel. In Herne habe es 30.000 Gefangene in 73 Zwangslagern gegeben.

Schülerinnen erinnern

An die Gefangenen des Polizeigefängnisses erinnerten die Schülerinnen Merle, Jana, Luna-Sophie und Jana-Sophie. Sie berichteten eindringlich von den Misshandlungen und Erniedrigungen, die die Gefangenen erleiden mussten.

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Begleitet wurde die Veranstaltung von der Lehrerband der Gesamtschule Wanne, die zwischen den Vorträgen kurze Musikstücke präsentierten. Nach der Veranstaltung gab es für Interessierte noch Führungen durch das ehemalige Polizeigefängnis.

| Autor: Julia Blesgen