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Jenseits zivilisatorischer Konventionen: Dr. Friedrich Ritter (Jude Law) und Dore Strauch (Vanessa Kirby) im vermeintlichen Paradies.

Aussteiger- und Survival-Krimi

'Eden' in der Filmwelt Herne

Update, Donnerstag (24.4.2025)

Weiterhin zu sehen im Eulenspiegel Essen sowie im Atelier Düsseldorf.

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Der Kino-Text

Der starbesetzte Spielfilm „Eden“ von Noah Pink (Buch) und Ron Howard (Buch und Regie) basiert auf einer wahren, als „Galápagos-Fall“ in die Annalen eingegangenen Geschichte. Die US-amerikanisch-kanadische Produktion startet am Donnerstag, 3. April 2025 u.a. in der Filmwelt Herne.

In einer Zeit des Umbruchs zwischen zwei Weltkriegen reisen einige sehr unterschiedliche Menschen auf die abgelegene und bis dahin unbesiedelte Galápagos-Insel Floreana, auf der Suche nach einem neuen Leben jenseits zivilisatorischer Konventionen. Die Ersten sind der deutsche Arzt und selbsternannte Philosoph Dr. Friedrich Ritter (Jude Law) und seine Geliebte Dore Strauch (Vanessa Kirby). Ritter schreibt an einem philosophischen Manifest und will außerdem Dore von ihrer Multiplen Sklerose heilen.

Traumatisierter Kriegsveteran

Nach einiger Zeit erfährt die Presse von dem eigenwilligen Paar und inspiriert den schwer traumatisierten Weltkriegsversehrten Heinz Wittmer (Daniel Brühl), gemeinsam mit seinem lungenkranken Sohn Harry (Jonathan Tittel) und seiner jungen Frau Margret (Sydney Sweeney), nachzuziehen. Anfangs noch unerfahren im Umgang mit den Naturgewalten, schlagen sie sich nach und nach immer besser.

Die harsche Ablehnung durch Ritter und Dore weicht einer langsamen Annäherung. Bis eines Tages die kapriziöse Eloise Wehrborn de Wagner-Bosquet (Ana de Armas) auf der Insel erscheint, eine mysteriöse selbsternannte Baronin. Im Gefolge hat sie zwei junge Männer, die ihre Liebhaber sind. Die Baronin hat große Pläne, ein Luxushotel auf der Insel zu errichten, und versucht mit allen Mitteln, die anderen gegeneinander auszuspielen und zum Verlassen der Insel zu zwingen. Eitelkeiten, Manipulation und menschliche Habgier spitzen das poröse Miteinander gefährlich zu, bis sich die Ereignisse überschlagen…

Paradies wird zum Alptraum

Ein Paradies, das zum Albtraum wird: Mit „Eden“ begibt sich Oscar-Preisträger Ron Howard („Apollo 13“, „Rush – Alles für den Sieg“, ebenfalls mit Daniel Brühl) tief in menschliche Abgründe und erzählt seine hochspannende Version der mysteriösen Geschichte um acht Galápagos-Aussteiger, die in den 1930er Jahren ihre persönliche Utopie leben wollten. Für einige von ihnen endete der Versuch tödlich.

Sehr langsame Annäherung einer Zweckgemeinschaft (v.l.): Friedrich Ritter (Jude Law), Heinz Wittmer (Daniel Brühl) und Dore Strauch (Vanessa Kirby).

Anfang 2022 verbrachten Regisseur Howard, sein Assistent Bill Connor und Drehbuchautor Noah Pink zwei Wochen auf den Galápagos-Inseln. Sie trafen sich mit Einheimischen, unter anderem auch mit Nachfahren der Familie Wittmer. Howard: „Ich konnte eine Verbindung zur Gegenwart spüren. Wir leben in einer Zeit großer Verunsicherung, des Misstrauens gegenüber der Gesellschaft und des Gefühls, dass die Zivilisation droht, uns zu ersticken. Die Protagonisten unserer Geschichte mögen vor Jahrzehnten zwischen den Weltkriegen gelebt haben, aber ihre Ängste, ihre Wut und ihre Hoffnungen muten ähnlich an wie die unseren. Ich hatte das Gefühl, die Zeit wäre reif für so einen Film. Wonach diese Menschen auf der Suche waren, erscheint sehr gut nachvollziehbar.“

Nur mit natürlichem Licht

Mit zwei Teams, die ausschließlich bei natürlichem Licht und an teils exponierten Schauplätzen drehten, um die Realität des Floreana der 1930er Jahre einzufangen, wurde das Wetter in Queensland schnell zu einem bestimmenden Faktor während des 40-tägigen Shootings von „Eden“. Die Wetterverhältnisse an der Gold Coast schwankten zwischen Monsun und heftigen Gewittern sowie glühender Hitze bei hoher Luftfeuchtigkeit, was den Drehplan herausforderte, aber auch den Realismus des Films verstärkte.

Produzent Patrick Newall dazu: „Alle Sets wurden im Freien errichtet. Daher gab es zahlreiche Tage, an denen wir wegen starker Unwetter nicht drehen konnten. Wir hatten keine Ersatzmotive, auf die wir ausweichen konnten.“

Geschichtlicher Hintergrund

Der Berliner Arzt Dr. Friedrich Ritter und seine vormalige Patientin, spirituelle Schülerin und an Multipler Sklerose erkrankte Lebensgefährtin Dore Strauch landen 1929 als erste Siedler auf dem Galápagos-Archipel. Ritter arbeitet von Friedrich Nietzsche inspiriert und in Ablehnung der kapitalistisch-westlichen Lebensform an einem philosophischen Manifest. Ebenso wie er hat auch die ehemalige Lehrerin Strauch ihre Ehe verlassen. Gemeinsam wollen sie in ihrer „Frido“ getauften Utopie ein natürliches Leben mit vegetarischer Ernährung führen.

Im August 1932 kommt der 42-jährige Weltkriegsveteran Heinz Wittmer, vormals im Büro des Kölner Bürgermeisters Konrad Adenauer tätig, zusammen mit seiner 14 Jahre jüngeren, schwangeren Ehefrau Margret sowie Wittmers aus erster Ehe stammenden 12-jährigen Sohn Harry auf die Insel. Sie sind praktisch veranlagt und bauen sich ein Steinhaus mit Garten auf.

Im Oktober 1932 folgen Eloise Wehrborn de Wagner-Bosquet und ihre beiden Liebhaber Rudolf Lorenz und Robert Philippson. Die Baronin, deren adlige Herkunft in Zweifel steht, beabsichtigt, ein Luxushotel auf der Insel zu errichten und ernennt sich zur „Kaiserin von Floreana“. Die Beziehungen innerhalb der einzelnen Siedlergruppe nehmen an Spannungen zu.

Spurlos verschwunden

Im März 1934 verlassen Eloise und Philippson die Insel auf einer amerikanischen Yacht – und verschwinden spurlos. Im Juli 1934 folgt Rudolph Lorenz auf einem Fischerboot des Norwegers Trygve Nuggerud: Die Leichname der beiden werden im November am Strand einer unbewohnten Insel des Archipels gefunden. Im selben Monat stirbt Friedrich Ritter an einer Lebensmittelvergiftung. Und im Dezember 1934 verlässt schließlich Dore Strauch die Insel in Richtung Deutschland.

Der 129-minütige Spielfilm „Eden“ ist am 7. September 2024 beim Int. Filmfestival im kanadischen Toronto uraufgeführt worden. Zum Kinostart am Donnerstag, 3. April 2025 läuft er in der Filmwelt Herne, im Capitol Bochum, in der Lichtburg Essen und im Atelier Düsseldorf.

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  • Donnerstag, 3. April 2025
Mittwoch, 2. April 2025 | Autor: Pitt Herrmann