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Birgit Iserloh und Ralf Lambert als Frau Platzmann und Herr Dr. Stroeter.

Ein Doppeljubiläumsjahr

Traumbaumtheater - Ab­schluss mit Aus­blick

Bochum. In ver­schie­de­ne Rol­len schlüp­fen, Stü­cke pro­du­zie­ren, Kon­zep­te ent­wi­ckeln, Spiel­zei­ten pla­nen, Pro­spek­te ge­stal­ten, Pres­se­ar­beit, Or­ga­ni­sa­ti­on, mehr als das gehört zur Ar­beit von Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht, den beiden Machern des frei­en Kin­der- und Ju­gend­the­a­ters - Traumbaum, das im Kultur Magazin Bochum beheimatet ist und auch immer wieder in Herne gastiert.

Das Stück Mobfer-f wendet sich an Menschen ab 9 Jahren.

35 Jah­re ist nun das Bochumer Theater Traumbaum ge­wor­den. Spek­ta­ku­lä­rer hät­te ein Ju­bi­lä­ums­jahr nicht aus­fal­len kön­nen. Spek­ta­ku­lär im Sin­ne von „frei“, nichts ist si­cher, man­ches ver­schieb­bar, wan­del­bar oder ganz neu zu erfinden. Tatsächlich wa­ren sich die bei­den Ak­teu­ren bereits ab Februar 2020 darüber im Kla­ren, dass da Et­was auf sie zu­kommt. Be­reits zu die­sem Zeit­punkt roch die The­a­ter­hal­le im Kul­tur­Ma­ga­zin Bo­chum eher nach Des­in­fek­ti­on als nach The­a­ter­luft.

Im ers­ten LockDown wur­de der Kurs­raum des The­a­ters von den beiden Theater-Schaffenden enorm auf­ge­wer­tet und wurde bei dem Som­mer­fe­ri­en­pro­jekt „Du bist gut so wie du bist“ ein­ge­weiht. 13 jun­ge Per­so­nen, die mit Mund-Nasen-Schutz ein in­ten­si­ves und kre­a­ti­ves und eben­so wun­der­ba­res Er­geb­nis auf die Büh­ne brach­ten.

Ralf Lambrecht und Birgit Iserloh im Weihnachtswald.

Die Spiel­zeit Anne Frank Kul­tur Wo­chen 2020 im Herbst, im zwan­zigs­ten Jahr, konn­te zur Hälf­te mit ei­nem ge­flis­sent­li­chen Hy­giene­-Kon­zept statt­fin­den, na­tür­lich mit re­du­zier­ter Pub­li­kums­­zahl. „Gren­zen-Los“-, lei­der ab­so­lut ak­tu­ell, fand vor den Herbst­fe­ri­en statt, da­nach weh­ten die „März­stür­me“ im zwei­ten An­lau­f als Uraufführung über die Büh­ne. Dass hier nicht nur das er­wach­se­ne Pub­li­kum vom Stück be­geis­tert war, son­dern eben­so alle Schü­ler war der ei­gent­li­che Lohn die­ser Ar­beit. Denn die Ein­tritts­gel­der wa­ren es na­tür­lich nicht. Dazu reichte es aufgrund der enorm re­du­zier­ten An­zahl von zu­schau­en­den Per­so­nen.

Theater gegen Rassismus und Gewalt - für Toleranz und Akzeptanz.

Im zwei­ten Lockdown light war das The­a­ter be­reits sprung­be­reit und äußerst gut vorbereitet. Hier zeig­te sich, dass es sich als Vor­teil er­weist an ei­nem Strang zu zie­hen: schnell Ent­schei­dun­gen zu tref­fen , kre­a­tiv zu blei­ben und ganz wich­tig, das jun­ge Pub­li­kum nicht aus dem Blick zu las­sen. Aufgrund der Ver­ord­nung des Städ­te­ta­ges NRW war es mög­lich mit Ko­o­pe­ra­ti­ons­-Schu­len in dem jeweils größ­ten Raum der Schu­len wei­ter zu ar­bei­ten. Also wur­de für je­des Stück, das auf dem Spiel­plan ge­stan­den hät­te, ein Work­shop-Kon­zept aus dem Hut ge­zau­bert. So­ fanden die Anne Frank Kul­tur Wo­chen, eben­falls die Win­ter­spiel­zeit 2020, ex­tern statt­: ein The­a­ter-Ex­port.

Klas­sen­wei­se mit Ab­stand, Des­in­fek­ti­on und viel Herz­lich­keit wur­de je­weils eine Klas­se für 90 neunzig Minuten in eine kom­plett an­de­re Welt ent­führt. Dass sich die Grup­pe, trotz Ab­stand und umgesetzten Hygienekonzept, emo­ti­o­nal nä­her ka­m war ein er­wünsch­ter Ne­ben­ef­fekt. Die­ses Kon­zept wur­de nicht nur von Bo­chu­mer Schu­len an­ge­nom­men.

Theater Traumbaum mit Birgit Iserloh und Ralf Lamprecht.

Das Schluss­licht bil­de­te die Vor­weih­nachts­zeit, zeitgleich mit dem bevorstehenden harten Lockdown. Drei Schul­vor­stel­lun­gen konn­ten statt­fin­den, klassenweise exklusiv im Weih­nachts­wald. Ein strahlendes „Mein Theater kommt!“ war das schönste Lob eines Kindes, das die Situation auf den Punkt brachte.

Der Aus­blick

Alle ge­plan­ten Gast­spie­le für Mit­te Ja­nu­ar 2021 sind na­tür­lich be­reits ab­ge­sagt. Das The­a­ter Traum­baum wird nicht müde, kre­a­tiv und of­fen zu blei­ben um für die jun­ge Ge­ne­ra­ti­on The­a­ter in re­a­len For­ma­ten er­leb­bar zu ma­chen. Auch und ganz be­son­ders in die­sen Zei­ten. Für die Spiel­zei­ten Ye­me­jHaS­hoa 2021 , die am 25. Ja­nu­ar 2021 beginnen, geben Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht die Hoffnung nicht auf, dass sie stattfinden können. Ansonsten wird das The­a­ter wei­te­re Co­rona­for­ma­te ent­wi­ckeln. "Dass bei All­em die Corona För­de­run­gen für man­che freie The­a­ter kei­ne För­de­run­gen sind, so­gar mo­men­tan so­gar Rück­-För­de­run­gen, ist ein anderes, grundsätzliches Thema", sind sich Iserloh und Lambert einig.

Samstag, 2. Januar 2021 | Quelle: Theater Traumbaum