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„Schöne neue Welt“ nach Aldous Huxleys dystopischem Roman wird im Bochumer Rottstr5Theater gegeben.

Drei Stücke sorgen für ein abwechslungsreiches Programm

Rotten-Summer in Bochum

Schon traditionell macht das Bochumer Rottstr5Theater unweit des Bermuda-Dreiecks keine Sommerpause. Auch wenn nicht zuletzt aus finanziellen Gründen der „Rotten-Summer“ heuer etwas weniger üppig ausfällt als in den Vor-Corona-Jahren, so offeriert das angesagteste Off-Theater des Reviers ein einzigartiges, abwechslungsreiches Programm für alle Thespisjünger, für die ein theaterloser Sommer schrecklich langweilig ist.

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'Schöne neue Welt'

„O, Wunder! Wie viele herrliche Geschöpfe es hier gibt! Wie schön der Mensch ist! O schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!“: Auf William Shakespeares Drama „Der Sturm“ geht der Titel „Brave New World“ des 1932 erschienenen dystopischen Romans von Aldous Huxley zurück („O, wonder! How many goodly creatures are there here! How beauteous mankind is! O brave new world, that has such people in’t!“ heißt es im 5. Akt von „The Tempest“).

In dem eine wie im heutigen Indien in Kasten aufgeteilte Gesellschaft im Jahre 2540 n. Chr. zur Wahrung ihrer Stabilität jede Initiative zur Änderung der Strukturen durch Indoktrination, Konsum, Drogen und unmittelbare, vor allem sexuelle Befriedigung erstickt.

Maria Trautmann hat einen der einflussreichsten literarischen Werke für die Bühne adaptiert und mit Alexander Gier, Lea Kallmeier und Benjamin Werner in der Ausstattung von Maria Zechendorf inszeniert. Die einstündige Produktion steht wieder am Freitag, 14. Juli 2023, um 19.30 Uhr auf dem Spielplan.

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  • Freitag, 14. Juli 2023, um 19:30 Uhr

'Der Wendepunkt'

„Was für eine Geschichte ist es denn, die ich zu erzählen habe? Die Geschichte eines Intellektuellen zwischen zwei Weltkriegen, eines Mannes also, der die entscheidenden Lebensjahre in einem sozialen und geistigen Vakuum verbringen musste: innig – aber erfolglos – darum bemüht, den Anschluss an irgendeine Gesellschaft zu finden, sich irgendeiner Ordnung einzufügen: immer schweifend, immer ruhelos, umgetrieben, immer auf der Suche …", heißt es zunächst.

„Die Geschichte eines Deutschen, der zum Europäer, eines Europäers, der zum Weltbürger werden wollte; die Geschichte eines Individualisten, dem vor der Anarchie fast ebenso graut wie vor der Standardisierung, der ‚'Gleichschaltung‘, der 'Vermassung‘; die Geschichte eines Schriftstellers, dessen primäre Interessen in der ästhetisch-religiös-erotischen Sphäre liegen, der aber unter dem Druck der Verhältnisse zu einer politisch verantwortungsbewussten, sogar kämpferischen Position gelangt“: „The Turning Point“ ist der Titel der „Ein Lebensbericht“ untertitelten Autobiographie, die Klaus Mann in englischer Sprache im amerikanischen Exil verfasste, wo sie 1942 zuerst erschien.

Hoch her geht’s an der Rottstraße in Martin McDonaghs bitterböser schwarzer Komödie „Eine Enthandung“.

Das Monodram der Regisseurin Maria Trautmann mit Sven Gey und Moritz Götzen (Kontrabass) geht der leider offenbar immer aktuellen Frage nach, wie es zu einer Diktatur inmitten einer demokratischen Welt kommen kann. Die siebzigminütige Inszenierung ist wieder am Samstag, 15. Juli 2023, um 19.30 Uhr unter den Eisenbahnbögen an der Rottstraße zu erleben.

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  • Samstag, 15. Juli 2023, um 19:30 Uhr

'Eine Enthandung'

„Wisst ihr, wie sich das anfühlt? Wenn dir jemand zuwinkt, aus der Ferne, mit deiner eigenen Hand? Wisst ihr, wie sich das anfühlt?“ Carmichael (Alexander Gier) weiß, wie es sich anfühlt, denn er hat es erlebt. Ein Haufen nichtsnutziger Jugendlicher hat ihm die Hand abgeschnitten und sie mitgenommen – und ihm damit zugewinkt. Das ist lange her, aber Carmichael hat es nicht vergessen, und er will seine Hand wieder.

Auf seiner aberwitzigen Suche durchquert er das ganze Land, von Osten nach Westen, geht diffusen Hinweisen nach und sitzt doch immer wieder nur Betrügern auf. Das macht ihn noch wütender. Und noch entschlossener, endlich zurückzubekommen, was ihm gehört. Diesmal ist er an ein junges Gangsterpärchen geraten, das auf das schnelle Geld hofft.

Als sich herausstellt, dass auch diese Hand nicht seine Hand ist, kommt es zu einem Showdown in einem Hotel in der amerikanischen Provinz; zu absurden Dialogen, und nicht zuletzt zu hochphilosophischen Ausführungen des einfältig-genialen Rezeptionisten, der lieber vom Heldentum träumt (er könnte ein Zootier befreien! Einem lesbischen Gast das Leben retten und danach von der gesamten gay community verehrt werden!), als lebensrettende Anrufe zu tätigen und Explosionen zu verhindern.

Mit „Eine Enthandung“, 2010 in New York uraufgeführt, hat Oliver Paolo Thomas binnen neunzig hochdramatischer Minuten eine bitterböse, schwarze Komödie voller absurder Situationen und Dialoge des irischstämmigen Briten Martin McDonagh inszeniert, die in Sachen politischer Unkorrektheit neue Maßstäbe setzt. An der Seite Alexander Giers spielen Deryl Kenfack, Sophia Schiller und Benjamin Werner – wieder am Sonntag, 16. Juli 2023, um 19.30 Uhr.

Karten sind erhältlich unter Tel 0163 – 761 50 71.

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  • Sonntag, 16. Juli 2023, um 19:30 Uhr
Dienstag, 11. Juli 2023 | Autor: Pitt Herrmann