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Vera (Silke Volkner, li.) ist von ihrem schluffigen Stubenhocker von Gatten (Martin Zaik) bitter enttäuscht.

Mondpalast auf der Höhe der Zeit

Glück aus – Wenn die Liebe hinfällt

„Dat hält kein Rücken aus“: Seit der Eisenbahner Karl-Heinz Winter (Martin Zaik) in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist, verlässt er kaum noch seinen Fernsehsessel. Wo er regelmäßig vor der XXXL-Glotze einschläft und beim Träumen fürchterlich schnarcht. Zum Ärgernis seiner wieder voll berufstätigen Gattin Vera (Silke Volkner), die vergeblich darauf gehofft hat, er würde sich jetzt auch ‘mal um den Haushalt kümmern.

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„Vierzig Jahre sitzen, da muss man(n) doch nicht nahtlos ins Liegen übergehen“: Vera wäre ja schon froh, wenn der Schnarchhahn so wie früher zum Angeln an die frische Luft käme. Doch der legt nur, „entspannt auf’m Abstellgleis“, die Füße hoch, wenn er sich nicht gerade in der Kneipe bei seinem besten Kumpel Theo Dickmann (nomen non est omen: Axel Schönnenberg) ausweint.

In der Ehe kracht es

Ja, in der Ehe kracht es gewaltig, das bekommt auch Tochter Lisa Winter (Melanie Linka) mit, die ihren Eltern mit dem Fitnesscoach Dennis Herzog (Dominik Brünnig) ihren jüngsten Internet-Date vorstellt. Bei dem sich Mutter Vera durchaus auch einiges vorstellen könnte, weshalb sie ihre Single-Freundin Conny Löffler (Astrid Breidbach) zum Mädelsabend mit Lisa einlädt: Wäre doch gelacht, wenn sich im Netz nicht auch für sie was Passendes finden ließe.

Auch Karl-Heinz ist plötzlich willens, sich umzusehen, „was der Markt so hergibt“, zumal sich seine Idee, sich einem Paartherapeuten (Heiko Büscher als Dr. Markus-Maria Pohl) zu öffnen, als Rohrkrepierer erwiesen hat. Ausgerechnet in seinem Stammlokal kommt es zum Showdown mit dem knochentrockenen Weinkenner Ansgar und dem blonden Engel Jasmin…

Der Online-Paartherapeut Dr. Markus-Maria Pohl (Heiko Büscher, li.) geht nicht nur (vor-) namenstechnisch mit der Zeit.

Neue Besen im Mondpalast: Am Premierenabend des Donnerstags (22.11.2023) begrüßte erstmals nicht der Prinzipal Christian Stratmann, sondern sein Nachfolger, Theaterdirektor Marvin Boettcher, die Gäste der nach „Ganz in Weiß“ (halloherne berichtete) bereits zweiten Neuproduktion dieses Jahres aus der Feder des wortmächtigen Hausautors Sigi Domke, „Glück aus – Wenn die Liebe hinfällt“. Nach einschließlich Pause drei höchst unterhaltsamen Stunden, die das jahreszeitlich bedingte Grau aus den Köpfen der Besucher vertilgen wie einst die Ariel-Werbeikone Johanna König als Klementine den Schmutz aus der Wäsche, gabs minutenlang stehende Ovationen.

Reaktivierte Drehbühne

Um nicht zu sehr zu spoilern: die Multimedia-Kulisse des neuen Wittener Bühnenbildners Marcel Stränger ermöglicht auch mittels der reaktivierten Drehbühne rasche Szenenwechsel für die von Thomas Rech und – erstmals – Martin Zaik auf den Punkt inszenierten Blackouts. Das einmal mehr ungemein spielfreudige Ensemble sprüht voller sprachwitziger Dialoge mit hohem Wiedererkennungsfaktor im Parkett.

Das dank der spendablen Liane Kirchner von der Bochumer Polsterei Alex zu Teilen auf runderneuerter Bestuhlung sitzt: 50 knallrote „Hussen“ und weitere 23 themenbezogene Überzüge zu bisherigen Mondpalast-Produktionen sollen, wie sie gegenüber Halloherne verkündete, noch nicht das letzte Wort sein.

Fidele Horst und Kleines Theater sind mit im Boot

Apropos Wort. Der immer noch so jungenhaft wirkende „Neue“ auf dem Theaterdirektorstuhl hat in seiner locker-flockigen Eröffnungsansprache nicht nur dem Ehrengast in Reihe eins, Christian Stratmann, gedankt, sondern auch der Vielzahl an Prominenz aus Politik und Wirtschaft für ihre Treue über die schwierige Corona-Zeit hinaus. Der so eloquente wie geerdete Marvin Boettcher ist als Herner mit seiner Stadt und ihrer Kulturszene vertraut und zunehmend auch vernetzt. Die Zeiten oftmals als hochnäsig empfundener Abgrenzung sind vorbei, der studierte Kulturmanager lädt die „Fidelen Horster“ zur Premiere ein und gratuliert dem Kleinen Theater Herne zum 25-Jährigen an der Neustraße persönlich vor Ort wie auch nachträglich Coram publico.

Technisch und künstlerisch ist das Mondpalast-Team in der Neuzeit angekommen. Es wird sicherlich auch in Zukunft derbe Ruhrpott-Schenkelklopfer geben, aber wie wir gesehen und einhellig bejubelt haben geht es auch weitaus filigraner mit dem Florett statt dem Holzhammer. Tickets gibt es ab 18,90 Euro pro Person zzgl. Service und Versand unter mondpalast.com und am Kartentelefon unter Tel 02325 – 588 999 (mo-fr 10-19 Uhr, sa 10-14 Uhr). Die nächsten Termine im Mondpalast an der Wilhelmstraße 26 in Herne-Wanne:

Vergangene Termine (21) anzeigen...
  • Freitag, 24. November 2023, um 20 Uhr
  • Samstag, 25. November 2023, um 20 Uhr
  • Sonntag, 26. November 2023, um 18 Uhr
  • Donnerstag, 30. November 2023, um 20 Uhr
  • Freitag, 1. Dezember 2023, um 20 Uhr
  • Samstag, 2. Dezember 2023, um 20 Uhr
  • Sonntag, 3. Dezember 2023, um 17 Uhr
  • Donnerstag, 7. Dezember 2023, um 20 Uhr
  • Freitag, 8. Dezember 2023, um 20 Uhr
  • Samstag, 9. Dezember 2023, um 20 Uhr
  • Sonntag, 10. Dezember 2023, um 17 Uhr
  • Donnerstag, 14. Dezember 2023, um 20 Uhr
  • Freitag, 15. Dezember 2023, um 20 Uhr
  • Samstag, 16. Dezember 2023, um 20 Uhr
  • Sonntag, 17. Dezember 2023, um 17 Uhr
  • Freitag, 2. Februar 2024, um 20 Uhr
  • Samstag, 3. Februar 2024, um 20 Uhr
  • Sonntag, 4. Februar 2024, um 17 Uhr
  • Freitag, 9. Februar 2024, um 20 Uhr
  • Samstag, 10. Februar 2024, um 20 Uhr
  • Sonntag, 11. Februar 2024, um 17 Uhr
Donnerstag, 23. November 2023 | Autor: Pitt Herrmann