
Sommercamp in Gelsenkirchen
europefiction erfolgreich gestartet
Gelsenkirchen. Auf dem Gelände des Consol Theaters Gelsenkirchen ist es bunt. Das liegt an zwei großen Zirkuszelten, die auf der Wiese vor der ehemaligen Zeche Consolidation aufgebaut sind. Und daran, dass 140 Jugendliche und junge Erwachsene in farbenfrohen Outfits über das Gelände laufen. Sie alle sprechen Englisch – das ist hier die offizielle Campsprache, denn die Teilnehmenden kommen aus sechs verschiedenen europäischen Ländern. Sie sind angereist, um neun Tage lang gemeinsam Theater zu spielen, an einem umfangreichen Workshop-Programm teilzunehmen und um sich über Fragestellungen rund um Europa auszutauschen.
Das am Samstag (13.7.2019) eröffnete Sommercamp bildet den feierlichen Abschluss des europefiction-Projektjahres. Jugendgruppen von fünf Ruhrgebietstheatern – Dortmund, Bochum, Hamm, Herne und Gelsenkirchen – haben in den vergangenen Monaten mit je einer Jugendgruppe eines Theaters aus dem europäischen Ausland zusammengearbeitet. Mit dabei, das Theater Rotterdam, La Transplanisphère Paris, La Baracca Bologna, Kolibri Theater Budapest und 20 Stories High aus Liverpool. Alle Ruhrgebietsgruppen waren bereits bei ihren jeweiligen Partnerstädten zu Besuch – das große Zusammentreffen aller Teilnehmenden ist das Camp in Gelsenkirchen.

Gemeinsam mit Musikern des Weltmusik-Ensembles Royal Street Orchestra eröffneten die Organisatoren vom Consol Theater – Georg Kentrup, Nelly Köster und Andrea Kramer – das diesjährige europefiction-Camp. Auch Reinhard Krämer vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen war als Gastredner bei der Eröffnung dabei. Er betonte die tiefe Verbindung, die Kunst und Kultur mit den ehemaligen Schaffensplätzen der Kohleindustrie eingegangen seien: „In der Kombination zwischen diesen Orten und der Kunst liegt großes kreatives Potential.“ Insbesondere die politische Ausrichtung, die zu europefiction gehört, liegt Krämer am Herzen: „Europa befindet sich in einer Krise der Solidarität und der Humanität. Es muss Verantwortung übernommen werden, um diese Probleme zu lösen. Und wer könnte besser eine Vision für eine solidarische und humanitäre Welt entwickeln, als die jungen Erwachsenen?“
Auch die Gelsenkirchener Stadträtin Annette Berg machte sich in ihrer Ansprache für eine politisierte Jugend stark – und ging dabei sogar einen Schritt weiter: „Wir müssen uns klar machen: Es ist nicht nur unsere Aufgabe, junge Menschen bei der Arbeit an einer besseren Welt zu unterstützen, sondern wir müssen ihnen aktiv den Weg frei machen.“

Das eröffnete Camp wird den Jugendlichen bis einschließlich Sonntag, 21. Juli 2019, viel Raum für diese Schaffenskraft bieten: Bei einem ausgefeilten und dezidiert politischen Workshopprogramm sowie bei Diskussionsrunden mit Experten am Lagerfeuer werden in der kommenden Woche zahlreiche Pläne für ein demokratischeres, solidarischeres und besseres Europa geschaffen werden – und das über viele Ländergrenzen hinweg.