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Guido Streichhahn.

Vom Elektrotechniker zum Physiotherapeuten

Seine Geschichte beginnt auf der Zeche Zollverein in Essen und spielt mittlerweile im St. Anna Hospital in Wanne-Eickel: Guido Streichhahn ließ sich 1996 zum Physiotherapeuten umschulen. Insgesamt hat er sieben Jahre lang im Bergbau über Tage gearbeitet. „Meine Ausbildung habe ich mit 16 Jahren angefangen. Ich habe es meinem Stiefvater zu verdanken, dass ich mich für die Ausbildung auf der Zeche entschieden habe“, berichtet der 46-Jährige heute. Die Ausbildung galt damals als eine solide und anerkannte Chance ins Berufsleben einzusteigen. Darauf habe er viel Wert gelegt. 1988 hat der Herner dann seine Ausbildung als Elektrotechniker, genauer als Mess- und Regeltechniker, bei der Ruhrkohle AG auf Zeche Zollverein in Essen begonnen.

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St. Anna Hospital, Herne.

Bei seinem späteren Zivildienst im Franz von Assisi Haus in Herten entwickelte sich das Interesse für den Beruf des Physiotherapeuten. Dennoch nahm er nach dem Dienst seinen ursprünglichen Beruf wieder auf. Er arbeitete in der Kokerei Hansa und später auf der Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn. Dabei hat Streichhahn nicht unter Tage gearbeitet: „Das wollte ich nie.“ Grund dafür sei vor allem der gesundheitliche Aspekt gewesen. Sein Opa war an Silikose erkrankt und verstorben. Diese Erfahrung hatte ihn geprägt. „Es war trotzdem toll, Teil eines großen Komplexes zu sein. Alle haben zusammen gearbeitet, da gab es eine besondere Gemeinschaft.“ Aber seine Zeit auf der Zeche sollte bald ein Ende haben: Sein Vorarbeiter teilte ihm schon früh mit, dass auch diese Zeche geschlossen würde. Vor diesem Hintergrund stand für ihn fest, dass er seinen Wunsch, Physiotherapeut zu werden, nun verwirklichen wollte.

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Guido Streichhahn.

„Dieser Vorschlag ist bei meinem damaligen Personalsachbearbeiter zunächst nicht auf großes Verständnis gestoßen“, aber nach etwas Überzeugungsarbeit und Geduld konnte Streichhahn seine dreijährige Ausbildung im Verband Deutscher Alten und Behindertenhilfe (VDAB) Schulungszentrum in Gelsenkirchen starten – gemeinsam mit elf weiteren Kollegen vom Bergbau. Dass er sogar seine Frau bei der Arbeit als Physiotherapeut kennenlernte, bestätigte ihn darin, dass die Entscheidung die richtige war. Mittlerweile arbeitet Streichhahn seit 2001 im Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik am Standort St. Anna Hospital Herne. „Ich bin glücklich, hier zu sein. Es ist auch viel Arbeit, aber das ist positiver Stress“, erklärt der zweifache Familienvater. Dabei gibt es auch Parallelen zu seinem ehemaligen Beruf: „So wie in der Elektrotechnik geht es bei der Physiotherapie um Prozessoptimierung – allerdings im Körper.“ Obwohl Streichhahn froh ist, heute als Physiotherapeut zu arbeiten: Seine Zeit im Bergbau bereut er keinesfalls. „Ich war ein Teil der Industriekultur. Da bin ich stolz drauf.“

| Autor: Anja Gladisch / Pressebüro Stadt Herne