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Jenny Aloni - eine deutsch-jüdische Schriftstellerin.

"Um zu erleben, was Geschichte ist, muss man Jude sein"

Eine Monografie über die deutsch-jüdische Schriftstellerin Jenny Aloni: Die Werke und Tagebücher der Autorin Jenny Aloni (1917-1993) lagen bereits in mustergültigen Editionen vor. Nun verfasste der Literaturwissenschaftler Prof. Hartmut Steinecke eine Biografie über die in Paderborn geborene deutsch-jüdischen Schriftstellerin, die als "bedeutendste deutschsprachige Schriftstellerin ihrer Generation in Israel" gilt und zu den wichtigsten deutschen Exilautorinnen überhaupt zählt. Die Veröffentlichung erschien in der Schriftenreihe der Literaturkommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). "Sie schließt eine seit langem bestehende Lücke der Aloni-Forschung", so Steinecke.

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Aloni verfasste Gedichte, Erzählungen und Romane und führte ihr Leben lang Tagebuch. Dem Holocaust entkam die Autorin durch ihre Auswanderung nach Palästina (1939), wo sie vor allem im sozialen Bereich arbeitete. 1942 wurden ihre Eltern nach Theresienstadt deportiert, zwei Jahre später ermordet. "Für die Aufarbeitung jüdischen Schicksals fand Jenny Aloni eine eigene, ausdrucksstarke Sprache. Die Erfahrung von Leid, Trauer und Entbehrung ist kaum beklemmender in Worte zu fassen", so Prof. Dr. Gödden, Geschäftsführer der Literaturkommission für Westfalen. Von Aloni sind die Sätze überliefert: "Wie plausibel machen, dass ich überlebte, wo doch andere starben, erschossen, totgeprügelt, vergast, verhungert ... Millionen andere, nur ich nicht ... doch warum, warum gerade ich?"

Aloni schrieb über den Alltag und die sozialen Probleme ihrer neuen Heimat Israel sowie über die nationalsozialistischen Verbrechen und deren Verdrängung im Deutschland der Nachkriegszeit. Die Monographie entwickelt - aus den literarischen Texten, den Tagebüchern und zahlreichen bisher unbekannten Materialien aus dem Nachlass - eine erste ausführliche Gesamtdarstellung über Leben und Werk der Autorin, deren 100. Geburtstag im Herbst in Paderborn mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wird. Über 50 Fotografien und Lebensdokumente ergänzen den Band. Der Verfasser der Monografie, Hartmut Steinecke, ist emeritierter Professor der Universität Paderborn. Er ist Gründer und Leiter des Jenny-Aloni-Archivs, Herausgeber der Gesammelten Werke und Tagebücher der Schriftstellerin sowie ihres Briefwechsels mit Heinrich Böll.

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Hartmut Steinecke: Um zu erleben, was Geschichte ist, muss man Jude sein. Jenni Aloni - eine deutsch-jüdische Schriftstellerin. Bielefeld: Aisthesis 2017. 280 Seiten, 19,80 Euro. ISBN 978-3-8498-1227-0

| Quelle: LWL-Pressestelle