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Hexenschuss: Wolfgang Späth, Uwe Rainer Schulz und Sabrina Moskei.

Turbulente Farce: Hexenschuss auf Crange

„Macht der Alkohol dich stramm, steht das Männlein nicht mehr lang“: Die leidvolle Erfahrung unverrichteter Dinge macht Sabine (Bella figura am Rande des Nervenzusammenbruchs: Sabrina Moskei) ausgerechnet bei ihrem ersten Seitensprung-Versuch. Die attraktive Ehefrau des Flugkapitäns Leonard Berger (stille Wasser sind tief: „Bärchen“ Andreas Mensing) hat sich, während sie den Gatten auf dem Flug über den Großen Teich nach New York wähnt, mit Peter Pflaume (nomen est omen: Uwe Rainer Schulz) einen prominenten TV-Moderator ins Bett geholt.

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Hexenschuss: Wolfgang Späth, Andreas Mensing und Shooting-Star Isa Hübner.

Und das durchaus nicht, weil sie sexuell stark unterfordert ist oder gar weil dieser schon etwas in die Jahre gekommene Adonis das Herz am rechten Fleck hat: Pflaume soll der Sopranistin im Düsseldorfer Frauenchor vielmehr zu einem Fernsehauftritt verhelfen. So pocht Sabine auch auf einen zweiten Anlauf, als ihren verhinderten Lover beim Frischmachen in der Sitzbadewanne ein Hexenschuss ereilt – und in schier aussichtsloser Lage zur Bewegungsunfähigkeit verdammt.

„Ein kleiner Schritt für mich – aber ein großer Fall für die Versicherung“: Ausgerechnet der skurrile Klavierstimmer Flips (Publikumsliebling Jürgen Maasjost), der vorsichtig mit seinem Blindenstock durch das chice Apartment mit dem Ausblick auf die Skyline unserer Landeshauptstadt (Sonderapplaus für die Bühnenbauer Manfred Drusdaties, Thomas Hirschi, Bernhard Lange und Dirk Werner) tapert, soll den Eingeklemmten aus seinem Gefängnis befreien. Was dem ausdauernden Fleischwurst-Mümmler naturgemäß nicht gelingt, weshalb der Arzt Dr. Steinhaus (Ensemble-Neuzugang Wolfgang Späth) herbeigerufen wird.

Bevor der promovierte „Klempner“ eintrifft, dem freilich nur Schmerz lindernde Spritzen einfallen, erscheint der vom streikenden Flughafenpersonal am Boden gehaltene Pilot auf der heimischen Matte – und mit ihm eine reichlich beschwipste Stewardess namens Mandy (Shooting-Star Isa Hübner mit atemberaubender Körperbeherrschung und entwaffnender Spielfreude). Doch damit noch nicht genug, funkt ständig auch die neugierige Nachbarin Struller (Ulla-Britta Späth) dazwischen.

„Wieso badet Ihr Klavierstimmer bei Ihnen?“: Als auch noch mit Jasmin (Kristina Geßner) die zickige Chefin des Bildschirm-Moderators auftaucht, scheint das halbe Dutzend Türen, ein Kleiderschrank und der Badewannen-Vorhang nicht mehr auszureichen, um das Chaos-Knäuel der Handlungsstränge auf den Brettern der Aula der Realschule Crange zu entwirren…

„Hexenschuss - Der Bandscheiben-Vorfall“ („A Slip of the Disc“) heißt das erfolgreichste, für das ZDF mit Herbert Herrmann verfilmte Stück des schottischen Schauspielers und Dramatikers John Graham, das von Conny Hirschi für die Amateurbühne Lampenfieber bearbeitet und von Marion Drusdaties turbulent inszeniert worden ist. Nach zweieinhalb zunehmend atemlosen Stunden gabs am Premierenabend wahre Ovationen an der Semlerstraße.

Um eine solche Farce unfallfrei über die Rampe zu bringen, bedarf es einer für Amateure kaum zu leistenden Konzentration: Timing ist alles beim permanenten Türengeklapper des Boulevards. Die Lampenfieber-Truppe verfügt mit Sabrina Moskei, Andreas Mensing, Jürgen Maasjost und dem überragenden, weil geradezu Mitleid erregenden Schmerzensmann Uwe Rainer Schulz über ein bewährtes Protagonisten-Quartett, dem sich nun mit Isa Hübner eine Staunen machende Newcomerin hinzugesellt. Wer solchen Nachwuchs in seinen Reihen hat, braucht sich über die Zukunft keine Sorgen zu machen.

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„Hexenschuss“ wird noch zweimal in der Aula der Realschule Crange an der Semler Straße 4 aufgeführt: am Freitag, 16. November 2018, um 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) sowie letztmals am Samstag, 17. November 2018, um 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr). Zu jeder Vorstellung gibt es die Möglichkeit, vorher und auch in der Pause Getränke und kleine Snacks zu sich zu nehmen, Karten sind beim Verein unter Tel. 02325 – 667 57 71 erhältlich.

| Autor: Pitt Herrmann