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Penelope Cruz‘ Anna gibt gern Nachhilfe.

Free-TV-Premiere: Woody Allen

To Rome with Love

Alle Wege führen nach Rom – aber selten hindurch. Was niemand besser weiß als der Polizist, der immer wieder aufs Neue versucht, das Verkehrschaos rund um das Capitol zu regeln. Und sich zu Beginn als Ich-Erzähler direkt ans Publikum wendet. So bleibt auch die junge Amerikanerin Hayley (Alison Pill) in der wahrscheinlich schönsten Stadt der Welt hängen – der Liebe wegen. Eigentlich hat sie, vom Capitol kommend, nur den nächstbesten Passanten nach dem Weg zur Fontana di Trevi fragen wollen. Der freundliche Wegweiser aber entpuppt sich nicht nur als junger, attraktiver Römer mit dem wundervollen Vornamen Michelangelo (Flavio Parenti), sondern auch als ein äußerst liebenswerter Kerl.

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Sodass sich schon bald Hayleys Eltern im Anflug auf Rom befinden, um die Familie des Verlobten ihrer Tochter kennenzulernen. Papa Jerry (wie er leibt und lebt: Woody Allen) hat freilich keinen Blick für die Schönheiten der Stadt aus der Vogelperspektive: der ehemalige und darob sehr frustrierte amerikanische Opernregisseur leidet fürchterlich unter Flugangst und lässt sich in seiner Hysterie auch nicht von seiner Gattin Phyllis (ihr trockener Sarkasmus ist eine wahre Wohltat bei diesem ganzen Wohlfühl-Schmus: Judy Davis) beruhigen, die in all' den Ehejahren so etwas wie seine Privat-Analytikerin geworden ist. Ohne Erfolg, wie Jerry sarkastisch konstatiert: „Viele haben‘s versucht, keiner hat‘s geschafft.“

Zur gleichen Zeit ist John (Alex Baldwin) in Rom eingetroffen. Der namhafte US-amerikanische Architekt hat vor vielen Jahren einmal hier studiert und will nun noch einmal die Orte hoffnungsvoller Jugend besuchen – möglichst ungestört von seiner Begleiterin Carol (Carol Alt), die er mit einer Freundin zum Shoppen abschiebt. John ist zwar ein gemachter Mann, aber er ist es nicht gerade auf die Weise geworden, die er sich einst in seiner romantischen Studentenbude im Trastevere erträumt hat: sein Name ist nur mit drögen Einkaufszentren rund um den Globus verbunden.

Beim Bummel durch die engen Gassen des Viertels unterhalb des Vatikans trifft er auf einen ebenfalls aus den USA stammenden jungen Architekturstudenten Jack (Jesse Eisenberg). Die beiden freunden sich an und so bekommt John mit, wie Jacks sympathische Freundin Sally (Greta Gerwig) immer mehr ins Hintertreffen gerät gegenüber deren so koketter wie egozentrischer Bekannten Monica (Ellen Page), die es offensichtlich ganz darauf abgesehen hat, den eigentlich grundsoliden Kerl zu verführen. So wird John, der wie ein Schatten an der Seite Jacks bleibt, an eine der schmerzlichsten Episoden seiner eigenen Jugend erinnert...

Unterdessen ist auch Antonio (Alessandro Tiberi) mit seiner frisch vermählten Ehefrau Milly (Alessandra Mastronardi) aus der italienischen Provinz in der Hauptstadt Rom eingetroffen – und beide sind mächtig nervös. Er soll im Familienunternehmen seiner ebenso einflussreichen wie sittenstrengen Verwandtschaft einen gut dotierten Job annehmen und will gleich bei der ersten Begegnung einen guten Eindruck hinterlassen. Ein Ziel, das auch sie verfolgt – und dabei befürchtet, als ungehobeltes Landei auf der Strecke zu bleiben.

Weshalb Milly noch dringend einen Friseur aufsuchen will – und sich im Gewirr der römischen Straßen hoffnungslos verläuft. Während sie unter die Fittiche der Filmdiva Pia Fusari (Ornella Muti) genommen und am Set von ihrem Jugendschwarm Luca Salta (Antonio Albanese) abgeschleppt wird, schließlich jedoch in den starken Armen eines charmanten Hoteldiebs (Riccardo Scamarcio) landet, liegt plötzlich die, wie sich später bei einem Empfang der römischen Wirtschaftsbosse zeigt, stadtbekannte Edel-Prostituierte Anna (Penelope Cruz) neben Antonio im Bett. Sie hat sich in der Tür geirrt und muss nun die Gattin spielen, als plötzlich die Familie Antonios im Hotelzimmer steht...

„Ich hätte nie Kommunist sein können – ich wollte das Bad nicht teilen“: Zurück zu Jerry, der in Michelangelo einen jungen Mann mit Flausen im Kopf kennenlernt und als künftigen Schwiegersohn nur schwer wird akzeptieren können: der junge Anwalt hat sich aus reiner Menschenliebe auf die Verteidigung wenig zahlungskräftiger Kunden spezialisiert. Was dem reichen, selbstherrlichen Un-Ruheständler nicht passieren könnte. Dessen Stimmung sich jedoch schlagartig ändert, als er Michelangelos Vater Giancarlo (der berühmte Tenor Fabio Armiliato) singen hört - unter der Dusche. Sofort wittert Jerry seine Chance, als Manager in die großen Opernhäuser der Welt zurückzukehren. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, auch für den bescheidenen Bestattungsunternehmer Giancarlo...

Kurze Rekapitulation: Wir sahen schon einen in die Jahre gekommenen US-Stararchitekten, der in Rom auf den Spuren seiner Vergangenheit wandelt, einen abgehalfterten US-Opernregisseur, der die Chance zum Comeback als Manager wittert, und ein frisch vermähltes junges Paar aus der Provinz, das mit Hilfe der sittenstrengen Verwandtschaft in der Metropole sein Glück machen will. Das sollte für das Feelgod-Movie To Rome with Love, nach London (Scoop, Ich sehe den Mann deiner Träume), Barcelona (Vicky Cristina Barcelona) und Paris (Midnight in Paris) die jüngste Hommage an das romantische alte Europa von und nun wieder auch mit Woody Allen, eigentlich reichen. Und mehr als das.

Doch damit ist aus Sicht des ewigen, inzwischen 75-jährigen Stadtneurotikers noch nicht genug: Wie ein roter Faden zieht sich die als Mediensatire daherkommende kafkaesk-absurde Geschichte eines grauen Durchschnittsrömers, der über Nacht zu einer umschwärmten Berühmtheit avanciert, durch den beinahe zweistündigen Streifen – mit Roberto Benigni und Cecilia Capriotti immerhin klasse besetzt.

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„Die Stadt lädt dazu ein, eine ganze Reihe von Geschichten gleichzeitig zu erzählen“: Die episodisch geschilderten vier Handlungsstränge in To Rome with Love sollen sich nach dem Willen Woody Allens zu einem facettenreichen Mosaik der italienischen Hauptstadt zusammenfügen. Zu den wenigen bemerkenswerten, weil lustigen Szenen zählen beinahe alle mit Penelope Cruz, von der ersten Bett-Attacke auf den völlig perplexen Antonio über die Privatführung durch den Vatikan (Da bin ich öfter) bis hin zur Sex-Nachhilfestunde in den Büschen beim Promi-Empfang von Antonios Familie.

Vergangene Termine (2) anzeigen...
  • Samstag, 1. Dezember 2018, um 21:40 Uhr
  • Sonntag, 2. Dezember 2018, um 12:20 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann