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Wunderschön: Vielleicht klappt es ja doch noch mit der Endfünfzigerin Frauke (Martina Gedeck) und ihrem Gatten Wolfgang (Joachim Król).

Auftakt mit Wunderschön

Strünkeder Open Air Kino

Echte Menschen wie du und ich in der Werbung vor der Kamera? Alles Fake! Die Branche setzt beinharte Vorgaben ans äußere Erscheinungsbild, da haben nur magersüchtige Kindsfrauen eine Chance, ins internationale (Mode-) Geschäft vorzustoßen. Was dem abendlichen Werbefernseh-Zuschauer naturgemäß gar nicht auffällt.

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Sonja (die Regisseurin Karoline Herfurth hat für ihre Rolle zehn Kilo aufgespeckt) ist nach zwei Schwangerschaften nicht mehr mit ihrem Körper zufrieden: mit diesem „Trümmerfeld“ will sie sich nicht abfinden. Sie hadert überhaupt mit ihrem Leben, setzt sich als Mutter von zwei kleinen Kindern (vier und ein Jahr alt) selbst stark unter Druck und fühlt sich darin von ihrem Mann Milan (Friedrich Mücke) alleingelassen. Der immer mehr arbeitet und immer seltener zu Hause ist. Weshalb sie sich beim Schönheitschirurgen (Benjamin Sadler) anmeldet.

Suche nach ihr selbst

„Das kanns doch nicht gewesen sein!“: Sonjas Schwiegermutter Frauke (Martina Gedeck) fühlt sich als Endfünfzigerin nicht mehr begehrt, weil sie sich von ihrem inzwischen pensionierten Gatten Wolfgang (der Herner Schauspieler Joachim Król) ignoriert fühlt. „Wolfi“ sieht sie angeblich kaum noch an, und unternehmen will er auch nichts Neues mit ihr. Darf man ab Sechzig etwa nur noch verschrumpelt in der Ecke liegen? Frauke beschließt, ihr Leben und ihren Selbstwert nicht mehr von ihrem Ehemann oder den erwachsenen Kindern abhängig zu machen und beginnt eine Suche nach sich selbst, die bald die ganze Familie durcheinanderbringt.

Während sich „Wolfi“ aus Scham über das vermeintliche Abstellgleis Rentnerdasein und aus Rücksicht auf seine aktive Gattin Frauke, die als erstes einen Tango-Kurs belegt, bewusst zurückhält, setzt deren 24-jährige Tochter Julie (Emilia Schüle) alles daran, Karriere als Model zu machen und „optimiert“ ihren Körper entsprechend den Schönheitsidealen der Branche mit Abführpillen. Stark von Julie und ihrem Bemühen ums äußere Erscheinungsbild beeindruckt ist die vergleichsweise korpulente 15-jährige Schülerin Leyla (Newcomerin Dilara Aylin Ziem), die Julie auf Instagram folgt.

Mit Milchpumpe für den Jüngsten und Handy zur Rückkehr ins Berufsleben: Sonja (Karoline Herfurth).

Leyla fühlt sich aufgrund ihrer Körpermaße von ihrer toughen Mutter Gabo (Melika Foroutan) nicht angenommen. Die knallharte Karrierefrau ist ausgerechnet Julies Agenturchefin und sieht deren Zukunft schwarz: Bei ihrer Figur seinen allenfalls noch Fotoshootings für Kataloge und Prospekte drin. Weshalb sich Julie beim Apotheker Tabletten für einen „krassen Cocktail“ besorgt, um doch noch das Ruder herumzureißen.

Innere Werte zählen mehr

„Seid Ihr nur Euer Aussehen? Ihr seid mehr als Eure Körper!“: Leylas Lehrerin hat gut reden. Die attraktive Enddreißigerin Vicky (Nora Tschirner) versucht ihren Schützlingen beizubringen, dass innere Werte mehr zählen als äußere Schönheit. Entsprechend fordert Vicky auch ihre beste Freundin Sonja auf, sich aus alten Rollenmustern zu befreien und das Leben, die Liebe und die Gesellschaft neu zu denken. Dabei steckt die Lehrerin selbst in einer Sackgasse mit ihrer Überzeugung, dass Frauen und Männer sich niemals auf Augenhöhe begegnen können und will deshalb „nicht mehr mitmachen beim Menschsein.“

Leyla findet beim Baseball Bestätigung, Julie mit neuen Look bei der kleinen Nachbarin Toni (Luna Arwen Krüger), deren Mami jetzt im Himmel ist, eine herausfordernde Aufgabe und Frauke kann sich einen Date mit ihrem Tanzlehrer vorstellen: Als alle scheinbar mit sich selbst im Reinen auf dem Selbstverwirklichungstrip wandeln, knallt es bei der wieder abgedrifteten Kokserin Julie gewaltig. An ihrem Klinikbett kommen sich ihre Eltern wieder näher, Leyla hat sich endgültig von den Erwartungen ihrer Mutter emanzipiert und Vickys beharrlicher Schulkollege Franz (Maximilian Brückner) möchte die überzeugte Singlefrau („Kein zweites Date nach dem One-Night-Stand“) gern eines Besseren belehren…

2019 gedreht worden

Fünf Berlinerinnen sind in „Wunderschön“ mit ihrem Selbstbild unzufrieden, was auch daran liegt, dass sie ihre Ansprüche mit denen anderer vergleichen. „Was würde mit der Welt passieren, wenn wir all die Energie, die wir darauf verschwenden, uns an eine Rolle oder ein Aussehen anzupassen, in das investieren würden, was uns wirklich ausmacht. Ich glaube, das würde enorme Kräfte freisetzen und könnte vielleicht sogar einen gesellschaftlichen Heilungsprozess auslösen“: Der 132-minütige Episodenfilm von Karoline Herfurth ist bereits 2019 gedreht worden. Der Kinostart musste Corona-bedingt zweimal auf den 3. Februar 2022 verschoben werden.

Regisseurin Caroline Herfurth („SMS für dich“, „Sweethearts“) im Warner-Presseheft über den Herner Schauspieler: „Auch dass Joachim Król vor meiner Kamera stand, hat mich wirklich sehr gerührt. Ich habe ihn das erste Mal in Rossini, oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief‘ gesehen, da muss ich elf Jahre alt gewesen sein. Jetzt mit ihm und auch mit Martina zu arbeiten ist ein bisschen verrückt. Zumal sie sich in diesem Film nun quasi wiedertreffen – und ich das inszenieren darf. Das finde ich unglaublich schön. Wunderschön, um genau zu sein!“ Beim Deutschen Filmpreis 2022 gabs eine „Lola“ für Annette Focks in der Kategorie „Beste Musik“.

Open Air Kino

„Wunderschön“ bildet am Mittwoch, 17. August 2022, den Auftakt zum Open Air Kino der Filmwelt Herne im Strünkeder Schlosshof. Dank dem Sponsor Arbeiter-Samariter-Bund kostet die Karte für alle nur sechs Euro.

Weitere Filme

  • „James Bond – Keine Zeit zu sterben“ am Donnerstag, 18. August 2022.
  • „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ am Freitag, 19, August 2022.
  • „Top Gun – Maverick“ am Samstag, 20. August 2022.
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Vorstellungen finden bei jedem Wetter an, sie beginnen bei einsetzender Dunkelheit gegen 20:45 Uhr. Einlass ist ab 19 Uhr, für Speisen und Getränke sorgt das „Zille“-Team. Der Eintritt kostet zehn Euro, Kinder zahlen neun Euro. Karten können unter Tel. 02323 – 147770 oder filmwelt-herne.de vorbestellt werden.

Vergangene Termine (4) anzeigen...
  • Mittwoch, 17. August 2022, um 20:45 Uhr
  • Donnerstag, 18. August 2022, um 20:45 Uhr
  • Freitag, 19. August 2022, um 20:45 Uhr
  • Samstag, 20. August 2022, um 20:45 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann