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Grabstein auf dem jüdischen Friedhof.

Rundgang über den jüdischen Friedhof

Rundgang über den jüdischen Friedhof in Baukau.

Zu einer gemeinsamen Besichtigung des jüdischen Friedhofs in Baukau trafen sich Freitagabend (18.8.17) 40 geschichtsinteressierte Herner. Gerd Biedermann, Gründer und Administrator der Facebook-Gruppe Herne von damals bis Heute hatte dazu eingeladen. Während der rund einstündigen Führung erläuterte Stadtarchivar Jürgen Hagen die Geschichte des Friedhofs und gab einen kleinen Einblick in die jüdische Bestattungskultur.

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Jüdischen Friedhof.

Mit seinem Bestand von alten Bäumen und Büschen ist die gepflegte Friedhofsanlage ein gärtnerisches Kleinod und zugleich eine anschauliche Überlieferung jüdischer Bestattungskultur. Ursprünglich war er ein privater Begräbnisplatz für zwölf jüdische Herner Familien - außerhalb der Stadt gelegen. Dokumentiert wird dies durch eine auffällige Häufung bestimmter Familiennamen wie Marx, Rothschild und Stein. Das Alter des Friedhofs kann nicht genau bestimmt werden; vermutlich wurde er 1879 eingerichtet. Auf einer Fläche von 932 Quadratmetern sind 120 Grabsteine erhalten, die ältesten noch aus den ersten Jahren. Der Friedhof war wiederholt das Ziel antisemitischer Schändungen, zuletzt im November 2007. Viele Grabsteine tragen zum Teil irreperable Spuren der Zerstörung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bis 1959 vereinzelt noch bestattet. Die Eintragung in die Denkmalliste erfolgte 2008.

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Rundgang über den jüdischen Friedhof in Baukau.

Zu den herausragenden Mitgliedern der Herner Gemeinde, die in Baukau beigesetzt sind, zählt auch Moritz Gans. "Der Kaufmann", so Jürgen Hagen, "war seit 1901 Vorsteher der Synagogengemeinde Herne und eine angesehene Persönlichkeit der Stadt. Unter seinem Vorsitz kam es zum Bau der Synagoge an der Schaeferstraße, die 1911 eingeweiht wurde." Moritz Gans war als liberaler Politiker Mitglied im Herner Stadtrat. Die Nationalsozialisten enteigneten sein Warenhaus an der Bahnhofstraße und drängten ihn aus dem öffentlichen Leben. Hochbetagt starb er im April 1942, noch vor seiner Deportierung. Er wurde während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft als letztes Mitglied der jüdischen Gemeinde auf dem Baukauer Friedhof beigesetzt.

Jüdischer Friedhof in Baukau.
| Autor: Stefan Kuhn