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Cover: Das kann nur Köln sein - Ein Glossar von Andreas Rossmann.

Feuilletonistische Bücher laden zum Schmökern ein

Rossmann, das Ruhrgebiet und mehr

Sie gehörte einfach dazu: 31 Jahre lang war der ehemalige FAZ-Kulturredakteur Andreas Rossmann die Stimme an Rhein, Ruhr und Emscher in Belangen Theater, Ausstellungen, Architektur und launigen, aber dennoch kompetenten Essays und Aufsätzen zu Fragen des Zeitgeistes und auch mentaler Befindlichkeiten dies- und jenseits des Vorhangs. In Corona-Zeiten relativiert sich manches und viele Überlegungen werden obsolet. Nicht nur das Kulturleben wird sozusagen auf null heruntergefahren, aber die Bücher „Der Rauch verbindet die Städte nicht mehr“ über den Strukturwandel an Emscher- und Ruhrgestaden und das Glossar „Das kann nur Köln sein“, eine zutiefst gelassen-ironische Betrachtung über die Rhein-Metropole, in welcher der Kölsche Klüngel das Sagen und der ganz normale Wahnsinn unserer beschleunigten Tage Methode hat, laden zum vergnüglichen Schmökern ein: Auslassungen eines gebildeten und belesenen Kulturbeobachters, dem das zutiefst menschliche Agieren mit Stärken und Schwächen nicht fremd ist und wie es sich seit römischen Tagen eben so gestaltet – das kann nur Köln sein.

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Andreas Rossmann.

Rossmann, in Karlsruhe 1952 gebürtig, besuchte als Sohn eines Architekten ein humanistisches Gymnasium und studierte Anglistik, Germanistik und Philosophie in Heidelberg, London und an der University of East Anglia, wo er 1976 in Comparative Literature zum Master of Arts graduierte. Nach dem ersten Staatsexamen war er von 1979 bis 1984 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der FU Berlin. Daneben schrieb er unter anderem für die Badische Zeitung und die Zürcher Weltwoche, über das Theater in beiden Teilen Berlins und in der DDR, die ihn 1985 mit einem Einreiseverbot belegte. Von 1986 bis zu seinem Ruhestand 2017 war er der Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für unser Bindestrich-Bundesland. Zwischen 1990 und 1995 gehörte Rossmann dem Auswahlgremium der Mülheimer Theatertage „Stücke“ an. Zudem bekleidete er Lehraufträge an den Universitäten Hildesheim, Köln, Essen und Bochum.

Dank „aro“ wissen nun alle FAZ-Leser zwischen Flensburg und Füssen, dass bei uns an der Ruhr heute Willy Brandts Utopie vom blauen Himmel wahr geworden ist und nun keine kantigen Briketts mehr durch die Luft fliegen. Die Internationale Bauausstellung Emscher Park hat unter der Leitung Karl Gansers in den 1990er Jahren wichtige Arbeit geleistet. Doch nun? Das Ruhrgebiet hat versemmelt, meint Journalist Stefan Laurin. Viele kritische Stimmen sehen es im freien Fall. Andreas Rossmann hält dagegen und die kantigen Menschen an Ruhr und Emscher für robust genug. Knüpfen wir an den verhaltenen Optimismus seines Buches „Der Rauch verbindet die Städte nicht mehr“ an, das vor acht Jahren in der Buchhandlung Walter König erschien wie jetzt auch „Das kann nur Köln sein“. Bei beiden Werken Rossmanns ist es das geballte Engagement aus 31 Jahren Redaktionsarbeit, das der Kulturjournalist mit großer Leidenschaft erfüllte. Seine gesammelten Texte, die hier jeweils thematisch gebündelt sind, haben von ihrer Aktualität nichts eingebüßt. Wie es auch Spaß macht, so brillant stilistisch mit hoher Sachkompetenz unterhalten zu werden: Gutes Feuilleton, zeitlos schön.

Zwischen U-Bahn und Ubierring, Deutz und Dom findet Rossmann, der erklärte Italienliebhaber – davon zeugt auch sein Buch über Sizilien „Mit dem Rücken zum Meer“ - in den rund 70 Geschichten und Geschichtchen über Kölsche Gepflogen- und auch Eigenheiten. Es gibt auch in der Domstadt Industriekultur, etwa die Fabrikhalle von Bruno Möhring in Deutz. Der Architekt hat auch im Ruhrgebiet seine Spuren hinterlassen, so mit der Zeche Zollern II/IV in Dortmund oder der Siedlung Grafenbusch in Oberhausen. Schillernde Figuren, überschriebene Geschichte(n), Kontinuität – eben das ist Colonia, Bei „aro“ ist es zudem ausgesprochen bunt.

Andreas Rossmann, Der Rauch verbindet die Städte nicht mehr, Ruhrgebiet:Orte, Bauten,Szenen.Verlag der Buchhandlung Walther König,Köln 2012. ISBN978-3-86335-179-3

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Andreas Rossmann, Das kann nur Köln sein, Ein Glossar. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2020. ISBN978-3-96098-727-7

| Autor: Sabine Herrmann