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Taxi, Taxi: Mario Thomanek und Mike Kühn.

Turbulente Farce für Monty Python-Fans

Ray Cooneys 'Taxi Taxi'

„Der hat Energie für zwei“: John Smith (Diener zweier Herrinnen am Rande des Nervenzusammenbruchs: Mario Thomanek) ist Taxifahrer im London der 1970er Jahre und glücklich verheiratet mit der ihn solchermaßen lobenden Mary Smith (Svenja Marija Topler) im für den Süden der englischen Metropole vergleichsweise vornehmen Stadtteil Wimbledon. Was sich in der Simultanbühne des Ausstatters Manfred Kaderk nicht nur an den sorgsam verputzten Hausfassaden offenbart, sondern auch an Accessoires wie Marys seidenglänzender Schlafbrille.

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Gleichzeitig wird Goldschatz John von Barbara Smith (Franziska Ferrari) im benachbarten Arbeiterbezirk Streatham als liebender Gatte erwartet – und als kleines süßes Sexmonster gefordert. Was zusammen mit seinen Dienstzeiten im Taxi ein ausgeklügeltes Zeitmanagement erfordert, auch wenn beide Pole seines stressigen Lebens nur viereinhalb Autominuten voneinander entfernt liegen.

Taxi, Taxi: Franziska Ferrari und Emil Schwarz.

Unvorhergesehenes ist in seinen täglich neu angepassten Stundenplänen nicht vorgesehen. Als John sich mit jugendlichen Rowdies anlegt, die einer älteren Dame die Handtasche rauben wollen, wird er von dieser versehentlich selbst als Täter angesehen – und landet mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Da beide Ehefrauen ihn als vermisst melden, nehmen sich zwei überaus pflichtbewusste Polizeibeamte des zunehmend mysteriösen Falls an: der forsche, so schnell nicht zufrieden zu stellende Inspektor Troughton (Guido Thurk) in Wimbledon und sein eher zurückhaltend-distinguierter, aber nicht weniger hartnäckiger Kollege Porterhouse (Burghard Braun) in Streatham.

„Eine Tasse Tee nach der anderen – da vergisst man sich“: John verstrickt sich nach und nach in ein immer groteskeres Labyrinth fantastischer Ausreden – unter Einbeziehung der Nachbarn. In Wimbledon muss sich sein „vorübergehend arbeitsloser“ Freund und Vertrauter Stanley Gardner (die pure Verzweiflung: Mike Kühne als heimliches Zentrum dieser turbulenten Farce) immer neue Geschichten andichten lassen, in Streatham kämpft der neu ins darüber liegende Stockwerk eingezogene Bobby Franklin (noch eine Rampensau mehr im WLT-Ensemble: Emil Schwarz) mit den Tücken des Altbau-Alltags. Nach 140 Minuten bleibt kein Auge trocken, keine neue Wahrheit ungesagt – und bei der Premiere am 5. April 2019 am Castrop-Rauxeler Europaplatz kein Zuschauer mehr auf seinem Platz: stehende Ovationen für grandiose Schauspieler und das Regieteam um Markus Kopf. Dessen Zeitmanagement noch Optimierungsbedarf aufweist: Wer schon zu Beginn den Turbo einlegt, hat auf der Zielgerade nichts mehr zuzusetzen – außer Lautstärke.

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Der 1932 in London geborene Dramatiker, Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Ray Cooney gehört mit seinen Farcen wie Außer Kontrolle, Bleib doch zum Frühstück und Wie wär’s denn, Mrs. Markham? zu den erfolgreichsten Komödienautoren auf der Insel wie auf dem Kontinent. Denn Cooney kann aus eigenen Bühnen-Erfahrungen schöpfen, wenn er – wie auch hier in Run for your Wife (Taxi Taxi - Doppelt leben hält besser) – mit akribischer Genauigkeit absurd erscheinende, aber mit zwingender Logik ablaufende bürgerliche Katastrophen konstruiert, die in atemberaubendem Tempo seine Bühnenfiguren von einer Notlüge in die nächste treiben.

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  • Montag, 8. April 2019, um 20 Uhr
  • Donnerstag, 2. Mai 2019, um 20 Uhr
  • Freitag, 3. Mai 2019, um 20 Uhr
  • Samstag, 4. Mai 2019, um 20 Uhr
  • Montag, 6. Mai 2019, um 20 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann