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Die arbeitslose Familie Kim (Choi Woo Shik, Song Kang Ho, Chang Hyae Jin, Park So Dam) kommt gerade so über die Runden.

Oscar-Preisträger in der Filmwelt

'Parasite' bekommt vier Goldjungen

Die vierköpfige Familie Kim ist in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul im wahren Wortsinn ganz unten angekommen: Vater Ki-taek (Song Kang Ho), ein arbeitsloser Kraftfahrer, Mutter Chung-sook (Chang Hyae Jin), einst eine sehr erfolgreiche Leichtathletin, Sohn Ki-woo (Choi Woo Shik) und Tochter Ki-jung (Park So Dam) hausen in einem feuchten Kellerloch, das ab und an behördlicherseits gegen die „Stinkwanzen“ desinfiziert wird. Ohne Aussicht, jemals wieder dort herauszukommen. Denn weder die Eltern noch die Kinder, die beide durch die Hochschul-Aufnahmeprüfungen gefallen sind, haben Aussicht auf ordentliche Arbeit. Derzeit halten sie sich so gerade mit dem Falten von Pizzakartons und anderen Billigjobs über Wasser – und hoffen, dass sie bald wieder ein W-Lan-Netz anzapfen können, nachdem der Nachbar seines mit einem Passwort geschützt hat.

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Der Blick aus dem schmalen Kellerfenster führt auf eine vermüllte Straße und wenn Betrunkene nicht gegen ihre Scheibe pinkeln, können die Kims von Glück sagen. Erst als der Jüngste durch Vermittlung eines guten Freundes, der ein Auslandsstudium aufnimmt, eine Anstellung als Nachhilfelehrer in der todschicken Designer-Villa der Unternehmerfamilie Park antritt, steigen die Chancen auf ein besseres Leben. Dong-ik Park (Lee Sun Kyun) ist CEO eines globalen IT-Unternehmens und hat für seine ebenfalls vierköpfige Familie im Grunde genommen gar keine Zeit. Die Arbeit in Haus und Küche übernimmt mit Moon-gwang (Lee Jung Eun) eine erfahrene Haushälterin, die schon der Vorgängerfamilie diente.

Parasite - vierfacher Oscar-Preisträger. Der reiche Geschäftsmann Herr Park (Lee Sun Kyun) und seine Frau Yeon-kyo (Cho Yeo Jeong) wissen nicht alles über ihre neuen Dienstboten.

Die junge und leicht zur Hysterie neigende Unternehmergattin Yeon-kyo (Cho Yeo Jeong) ist mit ihrer flippigen Teeanager-Tochter Da-hye (Jung Ziso), besonders aber mit dem quirligen kleinen Sohn Da-song (Jung Hyeon Jun) hoffnungslos überfordert. Ki-woo gibt der frühreifen Elfjährigen Da-hye bald nicht nur Englischunterricht und erreicht, dass er seine ältere Schwester als Kunsterzieherin und Betreuerin für den hyperaktiven Da-song in der Nobelvilla etablieren kann. Doch das ist nur der Anfang: Nach findigen Tricksereien gelingt es den dazu bemerkenswert talentierten Underdogs, auch die beiden langjährigen Bediensteten der Familie Park herauszudrängen: Vater Kim kann wieder seinem Beruf als Chauffeur nachgehen, nun im luxuriösen Mercedes, und seine Gattin kann als neue Haushälterin ihre Kochkünste unter Beweis stellen.

Es läuft also bestens und hätte immer so weitergehen können, wenn an dem Wochenende, wo die Parks zum Geburtstag ihres von den Pfadfindern begeisterten Sohnes ein Zeltlager irgendwo im Grünen aufgeschlagen haben, die Sonne geschienen hätte. Doch orkanartiger Sturm löst eine Kette von Ereignissen aus, die so unvorhersehbar wie unfassbar sind...

„Parasite“, eine so groteske wie politisch-scharfe Satire der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht nur in der südkoreanischen Heimat der beiden Filmemacher Han Jin-won (Buch) und Bong Joon-ho (Buch und Regie), hat in 2019 nicht nur die Goldenen Palme von Cannes gewonnen, sondern in den USA auch einen Golden Globe als bester internationaler Film. Dass nun erstmals in der Geschichte der Academy of Motion Arts and Science ein fremdsprachiger Streifen den Oscar als „Bester Film“ gewann – neben drei weiteren Oscars in den Kategorien bester internationaler Film, beste Regie sowie bestes Originaldrehbuch, war nun wirklich nicht zu erwarten und kann mit Fug und Recht als Dammbruch gewertet werden. „Parasite“, uraufgeführt am 21. Mai 2019 in Cannes, ist großes und dabei auch spannendes Kino, weshalb hier vom weiteren Verlauf der Handlung auch nichts verraten wird.

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Regisseur Bong Joon-ho, der die Liebe zu klassischen Schwarzweißfilmen mit seinem Kameramann Hong Kyungpyo teilt, präsentierte „Parasite“ am 31. Januar 2020 erstmals der Weltöffentlichkeit beim Int. Film Festival Rotterdam, in einer Schwarz-Weiß-Version. „Ich bin sicher, dass jeder eine andere Meinung zu dieser Version haben wird. Ich persönlich denke, dass alle Charaktere noch ergreifender aussehen und dass die Unterschiede zwischen den drei verschiedenen Räumen, in denen die Familien leben, noch tragischer sind.“ Was sich mit meinem Eindruck nach einer Pressevorführung in Berlin nicht deckt. „Parasite“ läuft in der Filmwelt Herne ab Freitag, 21. Februar 2020, jeweils um 19 Uhr mit Ausnahme von Samstag, 22. Februar 2020: an diesem Tag bereits um 15:45 Uhr. Die Schwarz-Weiß-Fassung zeigt das Capitol Bochum am Montag, 24. Februar 2020, um 20:15 Uhr.

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  • Freitag, 21. Februar 2020, um 19 Uhr
  • Samstag, 22. Februar 2020, um 15:45 Uhr
| Quelle: Pitt Herrmann