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Halldoora Geirharösdottir vor den Musikern.

Neu im Kino: Gegen den Strom

Halla (die mehrfach ausgezeichnete isländische Theatermacherin Halldra Geirharösdottir) ist 49 Jahre alt und auch als Chorleiterin eine unabhängige und warmherzige, eher in sich gekehrte Frau. Doch die freundliche Fahrradfahrerin kann auch anders: Hinter der Fassade einer gemächlichen Routine führt sie ein Doppelleben als leidenschaftliche Umweltaktivistin. Durch Überwachungskameras und daraus resultierende Fahndungsfotos bald landesweit bekannt als „Mountain Woman“ („Die Bergfrau”) bekämpft sie hinter der Papp-Maske des südafrikanischen Friedens-Nobelpreisträgers Nelson Mandela in einem auf den ersten Blick gar nicht so verzweifelten, weil sehr innovativen Ein-Frau-Krieg die nationale Aluminiumindustrie. Warum Halla gerade diese als große Umweltsünder ausgemacht hat, wird in Benedikt Erlingssons hundertminütigem Öko-Thriller allerdings nicht deutlich. Archaisch mutet es an, wenn sie mit Pfeil und Bogen Hochspannungsleitungen – und damit auch zumindest kurzfristig die Industrieanlagen – lahmlegt. In der weiten, tundraähnlichen Landschaft kann sie sich zwar noch so gerade hinter einem Steinhaufen vor mit Wärmebildkameras ausgerüsteten Hubschraubern verstecken. Halla bedarf aber der Hilfe des wahrscheinlich entfernt mit ihr verwandten Bauern (Johann Siguräarson als Sveinbjörn), um das sogleich gar mit amerikanischer Satelliten-Hilfe gesicherte Hochland verlassen zu können.

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Halla (die mehrfach ausgezeichnete isländische Theatermacherin Halldra Geirharösdottir) ist 49 Jahre alt und auch als Chorleiterin eine unabhängige und warmherzige, eher in sich gekehrte Frau. Doch die freundliche Fahrradfahrerin kann auch anders: Hinter der Fassade einer gemächlichen Routine führt sie ein Doppelleben als leidenschaftliche Umweltaktivistin. Durch Überwachungskameras und daraus resultierende Fahndungsfotos bald landesweit bekannt als „Mountain Woman“ („Die Bergfrau”) bekämpft sie hinter der Papp-Maske des südafrikanischen Friedens-Nobelpreisträgers Nelson Mandela in einem auf den ersten Blick gar nicht so verzweifelten, weil sehr innovativen Ein-Frau-Krieg die nationale Aluminiumindustrie. Warum Halla gerade diese als große Umweltsünder ausgemacht hat, wird in Benedikt Erlingssons hundertminütigem Öko-Thriller allerdings nicht deutlich. Archaisch mutet es an, wenn sie mit Pfeil und Bogen Hochspannungsleitungen – und damit auch zumindest kurzfristig die Industrieanlagen – lahmlegt. In der weiten, tundraähnlichen Landschaft kann sie sich zwar noch so gerade hinter einem Steinhaufen vor mit Wärmebildkameras ausgerüsteten Hubschraubern verstecken. Halla bedarf aber der Hilfe des wahrscheinlich entfernt mit ihr verwandten Bauern (Johann Siguräarson als Sveinbjörn), um das sogleich gar mit amerikanischer Satelliten-Hilfe gesicherte Hochland verlassen zu können.

„Gegen den Strom“ ist zunächst einmal ein zum Ende hin hochspannender Thriller, bei dem, soviel darf verraten werden, auch Hallas esoterische Zwillingsschwester Asa eine mitentscheidende Rolle spielt. Zugleich machen nicht nur die phantastischen Landschaftsaufnahmen Bergsteinn Björgulfssons Lust auf diese nordische Insel, sondern auch die Herzlichkeit der Menschen. Die sich etwa in der mit dem selbstverständlichen Verschieben des Sommerkonzerts einher gehenden kollektiven Freude aller Chormitglieder über Hallas familiären Neuzugang äußert, aber auch in der klammheimlichen Verschmitztheit des „Cousins“ Sveinbjörn. Schließlich erinnert „Gegen den Strom“ mit seiner geradezu anarchisch-heiteren surrealen Note an Emir Kusturicas Kultstreifen wie „Schwarze Katze, weißer Kater“: Juan Camillo Roman Estrada geistert, ein running gag wie aus dem Lehrbuch, als südamerikanischer Tourist mit dem Fahrrad durch Island und wird immer wieder an Stelle der abgetauchten Halla verhaftet. Wie ein griechischer Chor begleiten drei Musiker und drei ukrainische Folklore-Sängerinnen und -Tänzerinnen alle Aktivitäten Hallas.

Großartig skurril war bereits das Spielfilmdebüt „Von Menschen und Pferden” (2013 ebenfalls mit Halldra Geirharösdottir) des vielfach ausgezeichneten isländischen Autors, Schauspielers und Regisseurs Benedikt Erlingsson. Seine ebenso knochentrockene wie politisch scharfzüngige Komödie „Gegen den Strom“ begeisterte das Uraufführungs-Publikum der Reihe „Semaine de la Critique“ auf dem Filmfestival Cannes 2018 und gewann als Eröffnungsfilm den Art Cinema Award auf dem Filmfest Hamburg 2018. Am 11. November 2018 konnte Regisseur Benedikt Erlingsson im EU-Parlament in Straßburg den „Lux Prize“ der Europäischen Union entgegennehmen. Votiert haben zum siebten Mal die Mitglieder des EU-Parlaments: „Woman At Wat“, so der englischsprachige Titel, wird nun in alle 24 Amtssprachen der Europäischen Union synchronisiert. Ob er auch den Publikumspreis erhält gegenüber den Mitbewerbern „Styx“ und „The Other Side of Everything“, entscheiden die Kinobesucher, die noch bis Ende Januar 2019 auf luxprize.eu abstimmen können. Der Preisträger wird dann im Juli 2019 beim Int. Filmfestival Karlsbad (Karlovy Vary) geehrt.

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Zum Kinostart am 13. Dezember 2018 ist „Gegen den Strom“ im Casablanca Bochum, im Roxy Dortmund sowie im Astra Essen zu sehen.

| Autor: Pitt Herrmann