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Alba August begeistert als junge Astrid.

Neu im Kino: Astrid

In der Geborgenheit des Pfarrbauernhofes ihrer Eltern, der calvinistisch-strengen Hanna (Maria Bonnevic) und des gütigen, liebevollen Vaters Samuel Ericsson (Magnus Krepper), in Vimmerby, vor allem aber in den Wäldern und Wiesen von Smaland hat Astrid (die 23-jährige Newcomerin Alba August rührt zu Tränen der Freude und des Schmerzes) eine unbeschwerte Kindheit verbracht. Weil ihr bei aller streng religiösen Erziehung immer auch ein Sinn für persönliche Freiheit mitgegeben worden ist. Und sie auf eine sonst nur reichen Bürgerkindern vorbehaltene weiterführende Schule gehen darf. Nun sehnt sich die 18 Jahre junge Frau nach dem Leben, der Liebe und einer Zukunft in der großen, weiten Welt. Ihr Weg führt sie zunächst zur örtlichen Tageszeitung und ihrem charismatischen Herausgeber Reinhold Blomberg (Henrik Rafaelsen), der das Talent seiner jungen Praktikantin beim Korrekturlesen, aber auch beim Verfassen eigener, phantasievoll ausgeschmückter Reportagen erkennt – und ihr eine Stelle als Volontärin anbietet.

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„Gib mir etwas ab von deinem Glanz, ich kann es brauchen“: Von ihrer strahlend-unbekümmerten Jugend und ihrem intellektuellen Scharfsinn gleichermaßen eingenommen, verliebt sich der unglücklich verheiratete Blomberg Hals über Kopf in Astrid, die sich in der rein männlichen Pressewelt zu behaupten weiß. Und die seine Gefühle erwidert, obwohl er alt genug ist, um ihr Vater zu sein zu können. Ernsthafte Konsequenzen drohen den beiden, als Astrid schwanger wird. Blomberg befindet sich mitten in einem Scheidungsprozess. Er verspricht Astrid, dass er sie heiraten wird. Ihre Schwangerschaft muss sie jedoch geheim halten, andernfalls würde es im Vimmerby der 1920er Jahre zu einem handfesten Skandal kommen. Astrid will keine Schande über ihre Eltern bringen, deren Hof auf einem Kirchengrundstück steht und nur gepachtet ist. Sie beschließt daher, Dänemark zu verlassen und in Kopenhagen im Geheimen ihren Sohn Lasse zur Welt zu bringen. Die Trennung von dem Neugeborenen ist grausam, aber Astrid hat keine Wahl und überlässt den Säugling der erfahrenen Pflegemutter Marie (Trine Dyrholm). Während Blomberg, dessen Heiratsantrag sie ausgeschlagen hat, wegen Unzucht mit der damals noch minderjährigen Volontärin zu einer Geldstrafe verurteilt wird, lebt Astrid im Stockholmer Exil von der Hand in den Mund. Sie spart für die kurzen, für sie überlebenswichtigen Reisen nach Dänemark zu Lasse (Marius Damsler). Der weicht nicht von Maries Seite und Astrid will ihren Sohn nicht aus dem gewohnten Leben reißen. Doch dann erkrankt Marie so schwer, dass sie alle Pflegekinder abgeben muss.

Astrid nimmt den Dreijährigen mit nach Stockholm, wo beide zueinander finden müssen. Ein schwieriges Unterfangen, zumal Lasse, der nach wie vor Marie als seine wahre Mutter ansieht, unter starkem Keuchhusten leidet und Astrid kaum das Geld für Medikamente aufbringen kann. Sie arbeitet nun als Sekretärin für den Königlichen Automobilclub und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihrem Chef Sture Lindgren (Björn Gustafsson). Ihre immer noch sehr kindliche Fantasie und ihr Gespür fürs Geschichtenerzählen bringen Mutter und Sohn allmählich zusammen. Und als Lindgren ihr einen Heiratsantrag macht, willigt sie unter der Bedingung ein, dass Lasse bei ihnen lebt. Schließlich kann Astrid mit ihrem Sohn an der Hand in ihre Heimat nach Vimmerby zurückkehren: Eine erwachsene Frau, die schwere Zeiten erlebt und diese mit neu geschöpftem Mut hinter sich gelassen hat, der bald den Grundstein für ihr umfangreiches Werk legen soll.

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Astrid Lindgren ist nach Enid Blyton, H.C. Andersen und den Brüdern Grimm die meistübersetzte Kinderbuchautorin der Welt. Ihre Werke wurden in 100 Sprachen übersetzt und insgesamt rund 165 Millionen Mal verkauft. Die mehrfache Berlinale-Preisträgerin Pernille Fischer Christensen beschränkt sich in „Astrid“ zwar auf die Jugendjahre der Schriftstellerin Astrid Lindgren (1907 – 2002), zeigt in einer Rahmenhandlung aber auch eine alte, weltweit populäre Autorin, die Briefe ihrer jungen Fans liest und ihr Leben, dem auch später Schicksalsschläge nicht erspart blieben, reflektiert: 1952 stirbt der alkoholkranke Sture, 1986 erliegt Lasse im Alter von nur 59 Jahren seinem Hirntumor. Fischer Christensen zeigt, wie sich die junge Frau an den eigenen Schuldgefühlen förmlich abarbeitet. Um diese bitteren Erfahrungen später in ihr großartiges, so erstaunlich heiteres und menschenfreundliches Werk einzubringen, das mit Vehemenz dazu aufruft, die Kinder zu stärken und dafür alle Egoismen hintanzustellen. Astrid ist am 21. Februar 2018 in der Special-Reihe der 68. Berlinale uraufgeführt worden und kommt am Donnerstag, 6. Dezember 2018, in unsere Kinos, hierzulande zu sehen im Casablanca Bochum.

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  • Donnerstag, 6. Dezember 2018, um 20:15 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann