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Prof. Dr. Norbert Lammert (CDU) am Freitag (17.2.2017) im Kulturzentrum.

150 Jahre Herner Sparkasse

Lammert beim 23. Sparkassen-Forum

Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert (CDU) war am Freitag (17.2.2017) der geladene Gastredner beim 23. Forum der Herner Sparkasse im Kulturzentrum. Zur 150-Jahresfeier der Herner Sparkasse sprach er über die kommenden Herausforderungen der Globalisierung vor hunderten von Gästen.

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v.l. Antonio Blanquez, Frank Dudda, Norbert Lammert, Hans-Jürgen Mulski, Dirk Plötzke.

Hans-Jürgen Mulski, Vorstandsvorsitzender der Herner Sparkasse, sagte, er freue sich, das Geldinstitut zu diesem Jubiläum führen zu dürfen, und auch darüber, dass man den Bundestagspräsidenten als „Brücke zwischen Parlament und Regierung“ für diesen Abend habe gewinnen können.

Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda fand einige Worte über die Bedeutung der Globalisierung: „Freiheit und Frieden hängen von Europa ab.“ Weiter dagte er, dass die „Internationalisierung“ von Herne bei den sieben Partnerstädten beginne, wo man sowohl das Verbindende, als auch das Trennende kennen lerne. Er gratulierte der Herner Sparkasse zu ihrem 150-jährigen Bestehen und überließ das Rednerpult dem Bundestagspräsidenten.

Prof. Dr. Norbert Lammert beglückwünschte das Geldinstitut und stellte fest, dass es unter vier Deutschen Staaten existiert und standgehalten hat. Um den Übergang zum Thema des Abends - Deutschland und Europa. Herausforderungen in Zeiten der Globalisierung - zu schaffen sprach er von den Römischen Verträgen, die in Kürze ihrerseits 60 Jahre bestehen. Trotz Jubiläum würde hier jedoch keine Feierstimmung aufkommen, so Lammert, da viele der Europäischen Union zunehmend kritisch gegenüber stünden, auch in Deuschland.

Prof. Dr. Norbert Lammert im Kulturzentrum.

Er sprach drei gravierende Ereignisse in jüngster Vergangenheit an, die sich auf Europa und Deutschland auswirken würden. Das sei erstens der Amtsantritt von Donald Trump, von dessen Wahlkampf Lammert sich wünsche, er „sollte nicht zum Muster von Demokraten werden“. Die Antrittsrede des neuen US-Präsidenten habe weniger mit der Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung zu tun, als die eines jeden US-Präsidenten vor ihm. Der Bundestagspräsident empfahl, künftige Probleme gemeinsam zu lösen und nicht in Isolationismus zu verfallen.

Das zweite Ereignis war die Brexit-Antragsstellung, durch die das per Volksentscheid beschlossene Austreten der Briten aus der EU vorangetrieben wird. Lammert merkte an, dass Entscheidungen des Parlaments korrigierbar seien, es sich aber bei Referenden als schwieriger erweise. Er führte das Wahlergebnis darauf zurück, dass die Wahlbeteiligung bei den jüngeren Menschen zu niedrig war. Die Entscheidung der Briten würde Europa schwächen, die Rolle Deuschlands in der EU verändern und allen voran Großbritanien Probleme bereiten. Lammert befürchtete, das Empire könne erstmals seit seiner Gründung in die Unwichtikeit abstürzen.

Stehende Ovationen für Lammerts Rede.

Als drittes Ereignis nannte er die Bestrebungen des türkischen Präsidenten Erdogan und seiner Partei AKP, durch Verfassungsänderung die türkische Demokratie zu „verstümmeln“. Der Bundestagspräsident sprach von zwei Putschen in der Türkei. Der erste sei der gescheiterte Militärputsch im Juli 2016 gegen die Regierung gewesen. Der zweite Putsch sei einer der türkischen Regierung gegen ihre eigene Verfassung (am 16.April findet die Volksabstimmung zu der geplanten Verfassungsreform statt, bei Erfolg des Referendums wäre Erdogan Staats- und Regierungschef zugleich). Lammert mache sich Sorgen bezüglich der türkischen Nato-Mitgliedschaft.

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Lammert fasste gegen Ende der Rede seine Ansicht über die Globalisierung so zusammen. „Für mich bedeutet Globalisierung, in einer Welt zu leben, die größer ist als jemals zuvor und gleichzeitig kleiner ist, als jemals zuvor." Einer ihrer Vorzüge sei die „unglaubliche Verfügbarkeit von Gütern“. Die Globalisierung sei für ihn unvermeidlich und es gebe kein Zurück. Lammert sagte, dass Deutschland mehr an der Globalisierung verdient habe, als jedes andere Land in Europa und dass es die mit Abstand stärkste Wirtschaft in der EU habe. Daher habe „Deutschland eine Rolle in Europa übernommen, in der unsere Nachbarn und vor allem wir uns nie wieder sehen wollten“. Der Bundestagspräsident erhielt für seine Rede vom Publikum stehede Ovationen.

Volles Haus beim 23. Herner Sparkassenforum.
| Autor: Daniel Marquardt