Kleine Kunst auf großer Bühne
Jürgen von Manger ist tot. Das bereits seit 1994. Drei Jahre später wurde in den Flottmannhallen der Wettbewerb für Bühnenoriginale ins Leben gerufen. Mit der elften Auflage wurde am Samstag (25.11.2017) das zwanzigste Jubiläum von Tegtmeiers Erben im Kulturzentrum Herne gefeiert. Lange galt die Veranstaltung als ausverkauft, doch einige Restkarten wurden so spontan frei, dass einige Plätze leer blieben. Eine Fachjury hatte sechs Finalisten ausgewählt. Viele bekannt aus Funk und Fernsehen. Nightwash, Die Anstalt oder Nuhr im Ersten. Da kann man kaum noch von Kleinkunst sprechen. Mit musikalischem Kabarett startete Tilman Birr und berichtete über die Flugangst und deutsche Stereotypen. Gefolgt von der schwäbischen Requisitenkomödiantin Rosemie. Vor der Pause kritisierte René Sydow das Bildungssystem in zynischer Bissigkeit und kritischen Pointen.
Besonders Christian Lindner war an diesem Abend gefundenes Fressen für sämtliche Kabarettisten. usammengehalten und moderiert wurde der Abend übrigens vom extra aus Bochum angereisten Helmut Sanftenschneider. Er überzeugte in Wort und Musik, lief aber leider außer Konkurrenz. Nach der Pause präsentierte C. Heiland Antihumor auf einem vergessenen Instrument der 80er – dem Omnichord. Trockener Humor und das Spiel mit Erwartungshaltungen begeisterte das Publikum. Danach hielt Sarah Bosetti eine flammende Rede über Feminismus, bevor der berliner Synchronsprecher Marcel Mann aus seinem Berufsleben berichtete. Schauen sie sich gerne jeden der Kandidaten online oder live an. Es lohnt sich. Während das Publikumsvoting der knapp 700 Gäste ausgezählt wurde war es Zeit für die Ehrenpreise. Bernd Gieseking laudatierte für Fritz Eckenga und Volker Pispers unterbrach seine Bühnenpause, um Henning Venske den Preis für das Lebenswerk überreichen zu dürfen. Doch nun wurde es spannend. Wer hat denn nun gewonnen? Mit knapp 49 Prozentder Stimmen ging der Publikumspreis 2017 an René Sydow und die Jury krönte C. Heiland zum Tegtmeiers Erben 2017.
(Kleine Anmerkung des Reporters: Mit Mitte zwanzig war ich einer der jüngsten im Publikum und oft Zielscheibe der Kabarettisten. YouTube-Stars und Digitalisierung brachten das Puplikum zum Lachen. Also ein Appell an meine Generation. Mehr Konsum von Kleinkunst.)