Islamische Gemeinde in der Kirche
Die Evangelische Kirchengemeinde begrüßte am Nikolaustag (6.12.2017) eine Besuchergruppe der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen in der Lutherkirche. „Schon seit einiger Zeit bestehen gute Kontakte zwischen den Gemeindeleitungen, vermittelt durch Tuncay Nazik, dem Vorstand der Islamischen Gemeinde“, sagte Pfarrerin Saskia Karpenstein, die zusammen mit Prädikant Wolfgang Tegeler die Gruppe empfing. Bereits im Frühjahr hatten Konfirmanden der evangelischen Gemeinde die muslimischen Gebetsräume an der Rheinischen Straße besucht, nun stand der Gegenbesuch an. Die muslimischen Kinder staunten besonders über die Kirchenorgel und hatten viele Fragen zu dem, was sie am Anfang für ein großes Klavier hielten. Viel Neues und der eigenen Religion Fremdes gab es zu entdecken: Kirchenbänke und Gesangbuch, die Farben des Kirchenjahres, Taufbecken und Taufkerze, Altar und die von Kaiserin Auguste Viktoria 1898 zur Einweihung der Kirche überreichte Bibel.
Es wurde sich ausgetauscht, wie es mit den religiösen Pflichten der Gläubigen in Christentum und Islam ist. Pfarrerin Karpenstein und Prädikant Tegeler erzählten davon, dass heute in den Kirchen Frauen und Männer zusammen Gottesdienst feiern, nachdem in den Anfängen der Kirche zunächst die Trennung nach Geschlechtern üblich war. „Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen als Geistliche gilt übrigens auch in der evangelischen Kirche erst seit 1975“, erläuterte Karpenstein. Gemeinsames wurde zwischen Islam und Christentum besonders entdeckt in der Bedeutung der Zehn Gebote und im Gebot der Nächstenliebe. „Bei allen theologischen Unterschieden vor allem natürlich in der der Beurteilung, ob Jesus wirklich Gottes Sohn gewesen sein kann, war der Austausch geprägt von gegenseitigem Respekt und großer Offenheit“, so Karpenstein.
Auf dieser Basis hatten in Röhlinghausen die evangelische, katholische und islamische Gemeinde zur letzten Einschulung der Erstklässler an der Südschule im Sommer auch eine gemeinsame Einschulungsfeier durchgeführt. Großes Interesse zeigte sich bei medizin-ethischen Fragen. Wolfgang Tegeler konnte aus seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Lukas-Hospiz viel Interessantes erzählen, sodass die Einrichtung als nächstes Besuchsziel vorgemerkt wurde.
