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Stellungnahme

Inklusion und Integration

Vertreter der Schulpflegschaften der Herner Gesamtschulen nahmen am Sonntag (8.4.2018) Stellung zu den anstehenden Aufgaben in der Inklusion: „Die Herner Gesamtschulen stehen aus Sicht der Eltern vor eigenständig nicht mehr lösbaren Herausforderungen. Um die Gymnasien zu entlasten sollen die Gesamtschulen laut Landesregierung als Schwerpunktschulen der Inklusion dienen; zusätzlich werden sie nun auch noch die Hauptlast der Integration tragen: Mit dem neuen Schuljahr 2018/19 müssen die Gesamtschulen auf Herner Stadtgebiet Mehrklassen in verschiedenen Jahrgangsstufen anbieten. Was bedeutet das konkret? Die Gesamtschulen werden neben den jährlich üblichen circa 80 regulären Schulwechslern weitere 80-90 Seiteneinsteiger aufnehmen, deren zweijährige Sprachförderprogramme auslaufen. Um dies zu bewerkstelligen, werden die Klassenverbände der betreffenden Jahrgänge aufgelöst und neu gebildet.

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Dies betrifft zwangsläufig auch die äußerst sensiblen Inklusionsklassen, was den Gedanken der Gesamtschule als Schwerpunktschule auch gleich wieder ad absurdum führt. Die ohnehin maroden vorhandenen Unterrichtsräume reichen für die zusätzliche Anzahl an Schülern nicht aus. Daher werden an den betreffenden Schulen Container aufgestellt. Etwas, was die Schulen vor zusätzliche Herausforderungen in der Planung des Unterrichtsablaufs stellt. Prognosen über die weitere Entwicklung der Schulwechsler liegen nicht vor, jedoch darf vermutet werden, dass die Zahl für die nächsten Jahre unverändert hoch bleibt. Damit werden die Unterrichtscontainer zur Dauerlösung. Ein untragbarer Zustand. Zwar hat die Landesregierung zusätzliche Kräfte zum Beispiel für die Inklusion in Aussicht gestellt. Allerdings wurden über die Jahre die Kennzahlen, das heißt wie viele Schüler sich einen Lehrer teilen, klammheimlich verschlechtert. Diese Zahlen sind bereits Makulatur, da die Schulen jetzt schon ihren Bedarf an Inklusionsbetreuern und Lehrern auf Grund fehlender Bewerber schlichtweg nicht decken können.

Dies hat bereits immensen Unterrichtsausfall an den Herner Schulen zur Folge. Durch Krankheit oder andere Gründe bedingte Abwesenheiten von Lehrkräften können ohnehin schon nicht kompensiert werden. Für die Gesamtschulen wird sich die Situation noch verschärfen, da die Gymnasien mit Rückkehr zu G9 ebenfalls einen erhöhten Bedarf an Lehrkräften haben. Schulen, die aufgrund eines hohen Anteils von Schülern mit Migrationshintergrund alle Aspekte unserer Gesellschaft meistern müssen, werden nun mit Inklusion, Integration und Containerlösungen vorsätzlich an die Wand gefahren. Seien wir mal ehrlich: Welcher Lehrer, wenn er die Wahl hat, geht zukünftig freiwillig zu solch einer Schule? Wir, die Eltern der Herner Gesamtschulen, stehen hinter den Bemühungen zu Inklusion und Integration und erfreuen uns an dem bunten und vielfältigen Leben an unseren Schulen. Wir sind froh, dass es den Lehrkräften bisher gelungen ist, trotz der vorher schon angespannten Lage im Bildungssystem unsere Kinder mit viel Engagement und persönlichem Einsatz bestmöglich zu fördern und zu unterrichten, jedoch verwahren uns aber jedes Bestrebens, unsere Schulen zu Hauptschulen zu degradieren oder schlimmer noch, dem größten Teil der Herner Kinder Bildung nur noch auf Ramschniveau zu ermöglichen. Ein gesamtgesellschaftliches Problem kann und darf nicht nur von einer Schulform gelöst werden. Daher fordern wir Politik, Schulträger und Schulverwaltung auf, endlich ihrer Verantwortung gerecht zu werden und gemeinsame, übergreifende Konzepte für eine erfolgreiche Integration und Inklusion vorzulegen. Ein Erlass, der die Verantwortung lediglich an einzelne Schulen weiterreicht, ist keine Lösung."

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Unterzeichnet von den Schulpflegschaftsvertretern: Gesamtschule Wanne-Eickel (Anja Möhlenbruch, Silvia Bramkamp, Andreas Hentschel-Leroy) Erich Fried Gesamtschule (Frank Ziolkowski, Marco Altenhofen, Ulrich Ponsa) und Mont-Cenis Gesamtschule (Brankica Schulte-Halm, Markus Vordenbäumen).