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Chantal Lauby und Christian Clavier.

Immer für eine Überraschung gut

Filmwelt: Monsieur Claude 2

Was mussten Monsieur Claude Verneuil (Christian Clavier) und seine Frau Marie (Chantal Lauby) nicht alles über sich ergehen lassen? Beschneidungsrituale, Hühnchen halal, koscheres Dim Sum und nicht zuletzt die Koffis von der Elfenbeinküste. Doch seit den vier maximal multikulturellen Hochzeiten ihrer Töchter, die Philippe de Chauveron 2014 in seiner weltweit erfolgreichen Komödie Monsieur Claude und seine Töchter in den Mittelpunkt stellte, sind die beiden im Integrieren unübertroffen.

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Als echter Kosmopolit rafft sich Monsieur Claude nun sogar auf, allen Heimatländern seiner bunten Schwiegerschar einen Besuch abzustatten. In der französischen Provinz finden die Verneuils es aber doch am schönsten. Und so freuen sich Claude und Marie auf ihr Großeltern-Dasein in heimatlicher Gemütlichkeit. Doch abermals haben sie die Rechnung ohne ihre Töchter gemacht. Als die ihnen erklären, dass mit diesen Ehemännern im konservativen Frankreich auf keinen grünen Zweig zu kommen ist und sie deshalb mit Kind und Kegel im Ausland ihr Glück suchen werden, sind die Gesichter der großbürgerlichen Eltern plötzlich sehr lang.

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War die ganze schöne Toleranz etwa für die Katz, die so hart erarbeitete Anpassungsfähigkeit nun perdü? Bei Claude droht ein weiterer unversöhnlicher Familien-Infarkt. Er und Marie setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um ihre Schwiegersöhne zum Bleiben zu bewegen. Und werden plötzlich zu schlitzohrigen Patrioten in völkerfreundschaftlicher Mission: Monsieur Claude, der sonst allem sehr kritisch gegenübersteht, seht sich plötzlich gezwungen, ein überaus positives Bild der französischen Heimat zu zeichnen...

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Sie sind wieder da! Gut vier Jahre nach dem von den französischen Filmemachern selbst nicht für möglich gehaltenen (Export-) Erfolg kehren Monsieur Claude, seine charmante Gattin, ihre vier Töchter und die schlagfertigen Schwiegersöhne zurück auf die Kinoleinwand. Regisseur Philippe de Chauveron und sein grandioses Ensemble haben der Fortsetzung neben viel Liebe, Esprit und Witz noch mehr Scharfsinn eingehaucht. In seiner Paraderolle als naserümpfender Claude Verneuil verbreitet Christian Clavier bei seinem erneuten Drahtseilakt zwischen Vernunft und Vorurteil abermals große Heiterkeit. Aber das ist diesmal nicht alles, nun fließt auch aktuelle Politik ein, auch wenn der 1965 in Paris geborene Regisseur Philippe de Chauveron den kritischen Gehalt seines Unterhaltungskinos bewusst herunterspielt. „Frankreich ist ein Paradies“, lässt er Marie Verneuil eine Wahrheit des französischen Reiseschriftstellers Sylvain Tesson zitieren, „bewohnt von Menschen, die glauben, dass sie in der Hölle sind.“

| Autor: Pitt Herrmann