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Die Lichtinstallationen Otto Pienes begeistern Jung und Alt.

Otto Piene, Walter Ophey und Museum Global

Düsseldorfer Galerien

Im Schatten der großen Düsseldorfer Kunstmuseen K 20 am Grabbeplatz, K 21 am Schwanenspiegel und Kunstpalast im Ehrenhof steht völlig zu Unrecht die Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung, obwohl zentral gelegen am Burgplatz 1 direkt am Rhein in der Altstadt, wo sich derzeit das Riesenrad des Adventsmarktes dreht. Im historischen Gebäude der ehemaligen Kunstgewerbeschule hat die Kunstakademie auf 650 qm fünf schöne Räume zu Ausstellungszwecken hergerichtet. Noch bis zum 20. Januar 2019 sind dort bildmächtige, farbenfrohe Arbeiten des Lichtkünstlers Otto Piene zu sehen. Otto Piene (Laasphe 1928 - Berlin 2014) hat in den 1950er Jahren hier an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und 1958 mit seinem früheren Kommilitonen Heinz Mack die Gruppe Zero gegründet, der sich 1961 Günther Uecker anschloss als dritter Mitbegründer. Von Düsseldorf ausgehend entstand in rascher Folge eine gesamteuropäische Kunstbewegung, in der die Überwindung des Tafelbildes mit der Eroberung des Raumes und der Einbeziehung von Licht, Luft, Wasser, Feuer, Himmel, Wüste und so weiter als künstlerischen Materialien und Ausdrucksbereichen einherging.

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Zero wurde zur ersten Kunstbewegung der Nachkriegszeit, mit der Kunst aus Deutschland und damit die Kunstakademie Düsseldorf und das Rheinland erneut weltweite Wirkung erzielte. Otto Pienes Œuvre wurde seit zwanzig Jahren nicht mehr institutionell in unserer Landeshauptstadt gezeigt. Die Ausstellung umfasst drei Lichtinstallationen, die nach mehreren Jahrzehnten erstmals rekonstruiert worden sind, Entwürfe, Gouachen, Dokumente und Filme der Sky Art sowie die letzten Feuerbilder von Otto Piene aus dem Jahr 2014. „Ich fühle mich in der Farbe am wohlsten, dämmrige Zimmer liebe ich nicht“ bekannte Walter Ophey (Eupen 1882 – Düsseldorf 1930), der mit August Macke und Heinrich Nauen zu den wichtigsten Vertretern des Rheinischen Expressionismus gehört. Reisen nach Italien und Frankreich haben ihn ebenso beeinflusst wie die Bildauffassung japanischer Farbholzschnitte. Mit farbigen Kreiden hat Ophey einen einzigartigen Stil entwickelt, dessen Hauptmerkmal die konzentrierte Wiedergabe von Konturen ist. So bleiben immer weite Partien des Papiers sichtbar. Mit 170 Gemälden und 3.000 Arbeiten auf Papier besitzt das Museum Kunstpalast den künstlerischen Nachlass des nach dem Zweiten Weltkrieg völlig zu Unrecht weitgehend in Vergessenheit geratenen, von den Nationalsozialisten als entartet verfemten Malers und Grafikers. Erstmals ist jetzt im Ehrenhof noch bis zum 13. Januar 2019 eine Wieder- beziehungsweise Neuentdeckung möglich in der groß angelegten Ophey-Retrospektive mit über 120 Werken, darunter 40 Leihgaben (Ehrenhof 4-5, Di-So 11-18, Do bis 21 Uhr, Führungen So 14 Uhr, Kombi-Eintritt mit Cars. Driven by Design 14/ermäßigt 11 Euro, Katalog 29,80 Euro).

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Ausgehend von einer kritischen Beschäftigung mit der eigenen Sammlung, deren Schwerpunkte in der europäischen Klassischen Moderne sowie der US-Nachkriegsmoderne liegen, konzentriert sich das von der Kulturstiftung des Bundes für deutsche Spitzensammlungen moderner Kunst initiierte Projekt Museum global der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im K 20 am Grabbeplatz auf ausgewählte Beispiele einer transkulturellen Moderne jenseits des westlich-europäischen Kanons. Mit Mikrogeschichten aus Japan, Brasilien, Mexiko, China, Indien, dem Libanon und Nigeria im Zeitraum zwischen 1910 und 1960 hinterfragt das Museum in der ersten kompletten Neuhängung der Dauerausstellung seit 1986 nicht nur eine eurozentrische Kunstgeschichte, sondern auch seine eigenen (Sammlungs-) Perspektiven. Ob dieser Dialog sinnstiftend ist, wurde nach der Premiere im Hamburger Bahnhof der Staatlichen Museen zu Berlin heftig kontrovers diskutiert. Am Rhein ist die Konfrontation mit außereuropäischer Kunst glücklicherweise nicht so holzhammerartig umgesetzt worden wie an der Spree. Eine Zwischenposition nimmt Lasar Segall ein, der im heutigen Litauen geboren wurde und später nach Brasilien auswanderte. Der jüdische Künstler gehörte zu den frühen Vertretern des deutschen Expressionismus. Der Epilog im 1. Obergeschoss macht mit selten ausgestellten, ja vielfach vergessenen Werken der Gründungsära Werner Schmalenbachs aus den 1950er und 1960er Jahren bekannt. Zudem wird in der Klee-Halle im Erdgeschoss die 1960 vom Land Nordrhein-Westfalen erworbene, 88 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen Paul Klees umfassende Sammlung und ihre Welt-Tournee bis Ende der 1970er Jahre dokumentiert: Von den Nationalsozialisten als entartet verfemt warb das Werk des 1933 entlassenen Düsseldorfer Akademie-Professors in der Nachkriegszeit für ein neues Deutschland (bis 10. März 2019, Di-Fr 10-18, Mi bis 19, Sa/So 11-18 Uhr, Eintritt 12/ermäßigt 10/Kinder und Jugendliche 2.50 Euro, zweibändige Publikation 38 und 28 Euro). Die Ausstellung in der Akademie-Galerie ist Mittwochs – Sonntags, 12 bis 18 Uhr geöffnet, geschlossen von Freitag bis Mittwoch, 21. Dezember 2018- 2. Januar 2019, Eintritt 6/ermäßigt 4 Euro, Zero-DVD 14,90 Euro.

| Autor: Pitt Herrmann