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Matthias Löb.

Drohender Pflegenotstand in der Forensik

Münster/Dortmund. LWL-Direktor Matthias Löb äußerte sich am Montag (19.6.2017) bei der 3. Bundeskonferenz der forensisch-psychiatrischen Pflege, zum drohenden Pflegenotstand in der forensischen Psychiatrie: Die Prognose ist düster, ein personeller Aderlass droht: In den sechs forensisch-psychiatrischen Kliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), zu denen auch die in Herne gehört, gehen bis zur Jahreswende 2022/23 - vorsichtig geschätzt - rund 100 der aktuell 844 Pflegedienst-Beschäftigten in Rente oder hören aus anderen Gründen auf. In der Herner Forensik arbeiten aktuell 121 Menschen, davon 74 im Pflegedienst. davon werden bis 2023 voraussichtlich zehn Kräfte ausscheiden. Nachwuchs ist kaum in Sicht. Und: Auch für die drei geplanten neuen Forensik-Kliniken (Hörstel, Lünen, Haltern) sucht der künftige Träger LWL dringend nach Pflegekräften. Auf Deutschland kommt nach dem Ärztemangel zunehmend ein Pflegenotstand zu, der für die forensische Psychiatrie eine besondere Herausforderung darstellt.

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Forensik im Stadtteil Unser Fritz

Es gelte Krankenschwestern und Krankenpfleger, Erzieherinnen und Erzieher wie auch die, die es erst noch werden wollen, mit allen geeigneten Mitteln für diesen Tätigkeitsbereich zu interessieren. Die pflegerische Arbeit in der größten und alltäglich am intensivsten mit den Patienten befassten Berufsgruppe im Maßregelvollzug für psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter ist sehr attraktiv, abwechslungsreich, herausfordernd und vergleichsweise sicher.

Forensik im Stadtteil Unser Fritz

Der Klinikträger LWL unterstütze Pflege- und Erziehungsdienstmitarbeiter finanziell und durch Arbeitsbefreiung bei praxisnaher Fortbildung. Dazu habe er 2014 eigens eine Akademie für Forensische Psychiatrie (AFOPS) gegründet und pflege zum Beispiel eine Kooperation mit der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld. So haben inzwischen 15 Beschäftigte erfolgreich ein berufsbegleitendes Studium absolviert, das ihnen die innovative Umsetzung wissenschaftlich fundierter Pflegeforschung in die Maßregelvollzugspraxis ermögliche.

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Die Gewinnung neuer Mitarbeitender treibe der LWL durch Kooperationen mit Pflegeschulen und durch Hospitationen voran. Und geht dabei auch neue Wege: So zum Beispiel mit auf einem frisch eingestellten Infofilm auf der LWL-Homepage. In ihm kommen Pflegebeschäftigte mit Berichten sowohl über die Vorzüge als auch die Risiken ihrer Arbeitswelt zu Wort: http://bit.ly/2rvgOBt. "Ich appelliere an die Bundeskonferenz: Berichten Sie offensiv über Ihre Arbeit, um potentielle Kolleginnen und Kollegen für die Arbeit im Maßregelvollzug zu interessieren", so Matthias Löb.

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