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Burg Hülshoff bei Havixbeck.

Kulturelles Leuchtturmprojekt

Dr. Jörg Albrecht auf Burg Hülshoff

Havixbeck. Auf Burg Hülshoff in Havixbeck bei Münster hat der neue Künstlerischer Leiter Dr. Jörg Albrecht sein Amt angetreten. Die Annette von Droste zu Hülshoff Stiftung hatte den 36-jährigen im Dezember einstimmig zum Gründungsdirektor des zukünftigen "interdisziplinär ausgerichteten Museums-, Lern-, Residenz- und Veranstaltungsortes" gewählt. Unter seiner Regie soll an den authentischen Arbeits- und Lebensorten der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff ein "kulturelles Leuchtturmprojekt" entstehen. Am Dienstag (6.2.2018) erläuterte Albrecht seine Vorstellungen.

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Dr. Jörg Albrecht.

Für Albrecht lautet die Grundfrage: "Wie öffnen wir die Burg der Welt?" Burg Hülshoff werde endgültig zum öffentlichen und offenen Ort. "Ein Ort für Literatur als Fest. Ein Ort für den Dialog über die Themen des 21. Jahrhunderts. Ein Ort für die Zwischenräume: zwischen avancierter Gegenwartsliteratur und basisdemokratischer Bildung, zwischen Stadt und Land, zwischen lokaler und internationaler Initiative, zwischen der ganz analogen und der durch und durch digitalen Welt", so Albrecht.

Er sehe eine Vielzahl von Formaten möglich, die im Literaturbetrieb bisher selten existierten: begehbare Hörspielräume oder Abende mit Lyrik in Gebärdensprache. Es gehe ihm nicht um ein weiteres Literaturhaus sondern um Themen-Schwerpunkte zu schaffen wie Literatur in digitalen Zeiten, Übersetzungen und Mehrsprachiges, Fragen der Religion, Spannungen zwischen Stadt und Land oder blinde Flecken im Literaturbetrieb. Die jährlichen Droste-Tage sollen im Programm bleiben.

Sein Team werde um weitere Kräfte aufgestockt. Die Kooperation mit der Kunsthochschule für Medien Köln, die Studierende für Schreibexperimente und Kolloquien zur Burg schicke, passe sehr gut in das Konzept. Albrecht rechnet ab dem Wintersemester 2018/19 mit den ersten Studenten: "Die Studierenden werden gemeinsam mit dem Burg-Team Veranstaltungen und Formate erfinden. Dabei werden Teile des Burg-Geländes ortsspezifisch bespielt. Warum nicht den Rinderstall für eine Lesung des französischen Philosophen Éric Vuillard aus seinem literarischen Essay zu Buffalo Bill Cody nutzen? Warum nicht die Gastronomie in eine Brandenburgische Dorfkneipe aus einem Roman von Saša Stanišic verwandeln?"

Programm für 2018

Im Jahr 2018 ist nach Angaben des neuen Leiters für die Droste-Tage (24. bis 26. August) als Thema Grenzen, ihr Einhalten und ihr Überschreiten geplant. Mit dabei: eine Premiere des Volxtheaters aus Bielefeld (Bethel).

Für September plane er ein Literaturvolksfest mit Lesungen, Konzerten und Performances. Der Umbau der Burg, der voraussichtlich 2022 fertig sei, solle sich selbst offen zur Schau stellen, Lesungen in kleinen Zelten und Schaubuden seien denkbar.

Außerdem hat sich Albrecht ein literarisches "Double Feature" im Oktober mit zwei Autoren vorgenommen: "Im Zentrum stehen zwei herausragende Romane der vergangenen zehn Jahre: 'Vor dem Fest' von Saša Stanišic und 'Gegen die Welt' von Jan Brandt." Auch mit lokalen Initiativen will der neue Künstlerische Leiter auf Burg Hülshoff unter dem Arbeitstitel "Lesebürger" kooperieren.

Im Jahr 2019 wird es laut Albrecht neben den Droste-Tagen einen Schwerpunkt zu Bauhaus und Ökologie geben (samt Festival und Klimagottesdienst). Außerdem ist eine Schriftstellerinnenkonferenz zu Fragen der Migration geplant. Unter dem Titel "burg.digital" werden Video Artists, Programmiererinnen und Schriftsteller an einer künstlerischen Digitalisierung der Burg arbeiten. Wichtiges Projekt der kommenden Jahre werde zudem der Lyrikweg sein, der Burg Hülshoff und Haus Rüschhaus verbinden soll.

Zur Person: Dr. Jörg Albrecht ist Schriftsteller, Theatermacher und Kulturveranstalter, geboren 1981 in Bonn, aufgewachsen in Dortmund. Er studierte Komparatistik, Germanistik und Geschichte in Bochum und Wien sowie Szenisches Schreiben bei uniT Graz (2008-10). 2011 promovierte er bei Monika Schmitz-Emans, Bochum. Er schreibt Prosa/Romane, Theatertexte, Hörspiele, Essays.

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Albrechts Foto- und Videoarbeiten und Performances ergänzen die Texte in Form intermedialer Serien und werden regelmäßig in Theatern, Ausstellungen, bei Kongressen und Kunstfestivals gezeigt. Bislang erschienen vier Romane im Wallstein Verlag.

| Quelle: LWL-Pressestelle