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Theaterstück:Die (fast) glorreichen Sieben.

Mondpalast-Komödie feiert Wiederaufnahme

Die (fast) glorreichen Sieben

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder: Kulturamtsleiterin Dörthe Obermann (brodelnder Vulkan: Astrid Breidbach) hat nicht nur das fünfzigjährige Bestehen der Eingemeindung von Gelsentrop und Wattenhausen im Blick, sondern auch den eigenen Karrieresprung auf die Landes- oder, noch besser, auf die Bundesebene. Think big: Weshalb die ehrgeizige Kulturpolitikerin auf den großen Wurf setzt samt Bundespräsident als Ehrengast: mit reichlich Kohle aus dem Fördertopf der Europäischen Union soll der weltberühmte Dirigent Clemens-Maria Vogel (herrlich überkandidelt: Andreas Wunnenberg) aus Wien ins Revier gelockt werden.

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Als der weanernde Paradiesvogel in der Baustelle des arg renovierungsbedürftigen Festsaals eintrifft, hat die umtriebige Dörthe noch nicht ‘mal eine Handvoll Wattenhausener zusammentrommeln können. Dem Aufruf im Lokalblättchen ist nämlich nur die selbstbewusste Rapperin Mia Vanessa Kwiatkowski (Melanie Linka) gefolgt, die es wie Dörthe nach Berlin zieht. Als die Kopfprämie erhöht wird, folgt die lokalpatriotische Truppe um Willi Wollenweber (Axel Schönnenberg) und Mauritz Schönfelder (Ecki Eumann), Vorsitzender und Kassenwart des Heimatvereins „Tolle Scholle“, dem Ruf des Brüsseler Geldes. Aber nur unter der Bedingung, dass das 500-jährige Jubiläum der traditionsreichen Gemeinde Wattenhausen in den Vordergrund der Feierlichkeiten rückt.

Singe, wem Gesang gegeben: Ein „Bürgerlied“ soll beim Festakt uraufgeführt werden, eine Hymne aufs Gelsentrop-Wattenhausener Stadtquartier. Der prominente Vogel hat es mit einer illustren Gemeinschaft zu tun, der schließlich „fast sieben“ Musikfreunde unterschiedlichster Vorlieben von Heimatfolklore über Ballermann-Schlager bis hin zu AC/DC-Hardware angehören, noch zu nennen Wollenwebers aus voller Brust schmetterndes Täubchen Gesine (Silke Volkner), der nach Hüftschaden berufsunfähige Tänzer Berni (mitreißend: Heiko Büscher), der knarzige Marktstand-Verkäufer Manni (hat wohl nicht nur Handyhüllen im Angebot: Martin Zaik), die russische Pflegekraft Tatjana (einmal mehr eine Wucht: Susi Fernkorn) und nicht zuletzt das einzig faltenfreie Gesicht, Willis stubenhockender Sohn Helge (Dominik Brünnig), den die selbsternannte Performerin Mia-Vanessa mit Verve hinter dem Kinderbett hervorlockt…

Alle reden von Stadtteil-Belebung – Christian Stratmanns Mondpalast von Wanne-Eickel setzt das Thema nicht nur ironisch-heiter, sondern durchaus auch politisch-kritisch um: Hausautor Sigi Domke hat mit „Die (fast) unglaublichen Sieben“ eine singende, klingende Komödie über die Kraft des Miteinanders über alle Unterschiede hinweg geschrieben, die am 11. April 2019 umjubelte Uraufführung an der Wilhelmstraße feierte und jetzt mit einer Aufführungsserie wiederaufgenommen wird. Die gut zweistündige Inszenierung des Intendanten Thomas Rech hält mit satirischen Spitzen gegen die politische und kulturelle Fremdbestimmung im Ruhrgebiet, lebende Personen sind naturgemäß ausgeschlossen, nicht zurück, und verbeugt sich letztlich vor der Macht der Musik – und das nicht zuletzt mit einem tollen Soundtrack.

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  • Freitag, 6. Dezember 2019, um 20 Uhr
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Weitere Termine:

  • Freitag, 6. Dezember 2019 20 Uhr.
  • Samstag, 7. Dezember 2019 20 Uhr.
  • Sonntag, 8. Dezember 2019 17 Uhr.
  • Freitag, 13. Dezember 2019 20 Uhr.
  • Samstag, 14. Dezember 2019 20 Uhr.
  • Sonntag 15. Dezember 2019 17 Uhr.
| Autor: Pitt Herrmann