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Konrad Staschenuk.

Angebot der LWL-Haardklinik ausgezeichnet

Der Wald als Therapie

Marl-Sinsen. Freude bei den Beschäftigten und Patienten der Marler Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Das waldpädagogische Angebot der Fachklinik wird als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Sonderwettbewerb Soziale Natur-Natur für alle ausgezeichnet. Diese Ehrung wird an vorbildliche Projekte verliehen, die mit Ihren Aktivitäten auf die Chancen aufmerksam machen, die die Natur und die biologische Vielfalt für den sozialen Zusammenhalt bieten. LWL-Krankenhausdezernent Professor Dr. Meinolf Noeker übergab die Auszeichnung am Montag (18.6.2018) an Konrad Staschenuk . Der Diplom-Heilpädagoge hatte sich mit dem Projekt: Heilende Wirkung der Waldpädagogik in der Kinder- und Jugendpsychiatrie bei der UN-Dekade Biologische Vielfalt beworben.

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Gemeinschaftsprojekt im Wald.

Welche Möglichkeiten der Wald bietet, um Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen beim Gesund werden zu helfen, darüber berichtete Konrad Staschenuk in seinem anschaulichen Vortrag. „Alleine der Weg in den Wald kann schon ein Abenteuer sein“, so Staschenuk, „Anfangs rennen die Kinder los aber sobald der erste eine interessante Entdeckung macht, gelingt es auch den unruhigsten Kindern wie solchen mit einem ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) für einen Augenblick langsamer zu werden und innezuhalten. Auf diese Weise kehrt nach und nach immer mehr Ruhe in die Gruppe ein.“ Gemeinsam werden Käfer, Vögel und andere Waldbewohner beobachtet oder auch mal Kräuter gesammelt. Beim gemeinschaftlichen Hüttenbau entpuppt sich so mancher eher schüchterne Patient zum begehrten Ideengeber. Das stärkt das Selbstwertgefühl. „In dem sie etwas bauen oder kreieren machen verbessern die Gruppenteilnehmer ihre Handlungsplanung“, so Staschenuk. Dies sei ein wichtiges Therapieziel bei Kindern mit ADHS. Außerdem wird beim Hüttenbau ganz nebenbei gemeinschaftliches Handeln geübt – eine wertvolle Erfahrung für junge Patienten, denen es an Sozialkompetenz mangelt. Auch Vertrauen in sich und andere kann man im Wald lernen. So wie Sebastian (Name geändert), er hat seiner Mutter geholfen, über eine Slackline zu balancieren. Dass seine Mutter sich völlig auf ihn und seine Fähigkeiten verlassen hat, sorgte bei dem siebenjährigen noch tagelang für eine vor Stolz geschwollene Brust. Eine wichtige Erfahrung für den sonst eher unsicheren Jungen.

Konrad Staschenuk (m.), Prof. Dr. Meinolf Neoeker (hinten, 2.v.r.), die Betriebsleitung und Mitarbeiter.

„Selbst therapeutische Gespräch entwickeln sich in diesem naturnahen Umfeld einfacher“, stellt der Waldpädagoge fest. Die Kinder seien hier häufig ganz einfach entspannter als in einem Therapieraum. In dieser Hinsicht profitierten die Patienten natürlich von der besonderen Lage der LWL-Haardklinik am Rande der Haard. „Die Waldpädagogik ersetzt kein Medikament“, weiß Konrad Staschenuk, „aber sie bietet unseren Kindern und Jugendlichen wertvolle Impulse und Erfahrungen auf dem Weg in eine gesunde Entwicklung!“

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Eine Hütte zu bauen ist eine beliebte Aktion.

Die Auszeichnung zum UN-Dekade-Projekt findet innerhalb der Aktivitäten zur UN-Dekade Biologische Vielfalt statt, die von den Vereinten Nationen für den Zeitraum von 2011 bis 2020 ausgerufen wurde. Sie wird im Auftrag von und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium (BMUB) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) von der Geschäftsstelle der UN-Dekade umgesetzt. Ziel der internationalen Dekade ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Dazu strebt die deutsche UN-Dekade eine Förderung des gesellschaftlichen Bewusstseins in Deutschland an. Die Auszeichnung nachahmenswerter Projekte soll dazu beitragen und die Menschen zum Mitmachen bewegen. Insgesamt wünscht sich die Geschäftsstelle der UN-Dekade Biologische Vielfalt durch den Sonderwettbewerb „Soziale Natur- Natur für alle“ mehr Menschen mit Hilfe der Natur zusammenzubringen, dabei soziale Grenzen und Hindernisse zu überwinden und gleichzeitig mit vereinten Kräften einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu leisten. -mehr Info hier und hier.

Konzentration beim Figurenlegen im Wald.
| Quelle: Pressedienst LWL-Kliniken