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Demonstration in Münster, 1971.

Die 70er in Westfalen

Demos, Discos, Denkanstöße

Westfalen (lwl). Unter dem Titel Demos, Discos, Denkanstöße - die 70er in Westfalen hat das rrock'n'popmuseum Gronau in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eine Wanderausstellung zusammengestellt. Das Institut für Stadtgeschichte in Recklinghausen zeigt die Ausstellung noch bis Freitag, 23. November2018, danach wandert die Schau durch weitere sieben westfälische Museen. Im Zentrum der Ausstellung stehen Fotografien aus der Sammlung Christoph Preker.

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Um die damalige Zeit auch emotional zu erfassen, erzählen Menschen ihre Geschichten und stellen Ausstellungsstücke aus den 1970er Jahren zur Verfügung. „Das alles sorgt für eine besondere Authentizität dieser regionalen Betrachtung eines national bewegenden Jahrzehnts“, sagt Verena Burhenne vom LWL-Museumsamt für Westfalen.

Es ist das Jahrzehnt der neuen sozialen Bewegungen wie der Frauenbewegung, der soziokulturellen Zentren, der Open-Air-Konzerte. Umwelt- und Friedensbewegung machten durch Großdemonstrationen von sich reden. Alternative Zeitungen und Magazine boomten. Die Überwindung verkrusteter Strukturen fand nicht nur in Metropolen statt. Kinderläden, Jugendzentren, die Gleichberechtigung unterschiedlicher Lebensstile und anderes mehr sind heute ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebensalltags, mussten damals allerdings noch Schritt für Schritt der Mehrheitsgesellschaft abgerungen werden. Die Demokratisierung der Gesellschaft nahm in den 1970er Jahren ihren Lauf. Willy Brandt hatte in seiner ersten Regierungserklärung angekündigt: „Wir wollen mehr Demokratie wagen.“

Die bundesdeutsche Gesellschaft und auch Westfalen-Lippe war in den 1970er Jahren politisiert wie nie zuvor und befand sich im Umbruch. Die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte verzwanzigfachte sich, Deutschland wurde de facto ein Einwanderungsland. PKW, elektrische Haushaltsgeräte sowie Kommunikations- und Unterhaltungselektronik nahmen flächendeckend zu. Die Innenstädte wurden immer mehr zu modernen Verwaltungsstandorten. Bezahlbarer Wohnraum wurde immer rarer, es kam zu Hausbesetzungen und Bürgerinitiativen. Ebenso sind die 1970er Jahre für Ihre schrille Mode bekannt - Schlaghosen, Plateausohlen, Batik und Blümchen-T-Shirts. Die Jugend verbrachte ihre Abende und Nächte im eigenen Partykeller oder im Saturday-Night-Fever in den Discotheken.

Christoph Preker (1945-1996) war ein leidenschaftlicher Fotograf aus Münster, der bis zum Schluss unbeeindruckt von der bunten Bilderwelt der Hochglanzmagazine am Schwarz-Weiß-Film festhielt. Viele Jahre galt er als Münsters bekanntester Theaterfotograf, fotografierte bei Proben und Premieren. Zwischen 1970 und 1996 dokumentierte er mit seiner Kamera nicht nur das akademische Leben in Münster zwischen Demos, Hausbesetzungen oder Rektorwahl, sondern sein Interesse galt daneben auch der Musik und dem Alltagsleben, nicht nur in Münster.

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Die Ausstellung befasst sich mit den Themen Politik und Bildung, Geschlechterverhältnisse, Proteste, Kindheit und Jugend, Mode und Design, Alltag, Mobilität und Wohnen, Kunst und Kultur sowie die internationale und regionale Musik der Zeit. „Handabzüge in Schwarz-Weiß auf Aludibond-Platten sowie ausgewählte Exponate zu den einzelnen Themen illustrieren dieses turbulente Jahrzehnt sehr anschaulich“, so Burhenne. „Mithilfe eines Audio-Guides öffnen sich die musikalischen Sphären vom Art-Rock über Punk bis hin zum Saturday Night Fever. Auf Medientischen sind weitere Informationen zu finden. Hier können sich Besucher interaktiv in die "bewegte Welt“ der 1970er einloggen und sich von den Albumcharts beschwingen lassen." Das virtuelle Fotoalbum, eine Monitorinstallation, eröffnet die privaten Perspektiven auf die herausragenden Ereignisse und ihre Wahrnehmung abseits der großen Zentren Westfalens. In Form von „Talking People“ (lebensgroße, sprechende Silhouetten) treffen Besucherinnen auf Protagonisten im Szenario des Jahrzehnts.

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  • Freitag, 21. September bis Freitag, 23. November 2018
| Quelle: LWL-Pressestelle