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St.-Rochus-Hospital versorgt Kinder aus Krisenregionen.

Damit Kinder wieder lachen können

Sawada und Sahib haben sich eingelebt. Dabei sind es keine schönen Gründe, die die Kinder nach Deutschland führen. Zum wiederholten Mal beherbergt die Plastische Chirurgie auf Station 3b am St. Rochus Hospital Castrop-Rauxel Kinder aus Krisenregionen mit unzureichender Gesundheitsversorgung, um sich ihrer schweren Verletzungen anzunehmen.

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So leidet der elfjährige Sahib aus Aserbaidschan nach einer schweren Verbrennung im Kleinkindalter an verstümmelnden Narben am Hals, der linken Schulter und am linken Arm. Deswegen kann er sich nur eingeschränkt bewegen und ist in eine massive Fehlhaltung gezwängt, die ständige Schmerzen verursacht. Von den seelischen Leiden, die ein junger Mensch nach solch einer schweren Verletzung zu erdulden hat, gar nicht zu sprechen. Das Team der plastischen Chirurgie hat die Narbenstränge mit einer speziellen chirurgischen Technik gelöst und so die Spannung erheblich vermindert. Sahib hat jetzt weniger Schmerzen und kann sich besser bewegen. Normal ist der Arm noch nicht, denn das übrige Gewebe mit den Muskeln, Nerven und Blutgefäßen hat sich durch die Verletzung in den vergangenen Jahren fehlentwickelt. Aber wer Sahib auf der Station herumflitzen sieht, merkt, dass er bereits jetzt, nur eine Woche nach der Operation, schon mit seinem neuen Leben beginnen will.

Sawada bewegt sich mit ihren zehn Jahren dagegen schon wie ein Profi zwischen dem Pflegepersonal auf der Station und will am liebsten sogar an allen Ecken mithelfen. Das Mädchen aus Afghanistan ist bereits zum zweiten Mal in Castrop. Sie war 2016 erstmals mit Hilfe der Organisation „Kinder brauchen uns e.V.“ nach Deutschland gekommen, nachdem sie bei einem Autounfall in ihrem Heimatland einen komplizierten Unterschenkelbruch mit schwersten Weichteilschäden erlitten hatte. Die Plastischen Chirurgen am St. Rochus-Hospital konnten die umgebenden Weichteile und ihre Unterschenkelknochen mit einem speziellen Metallkäfig über Monate allmählich wieder rekonstruieren. Nach einer über einjährigen Behandlung kann sie inzwischen wieder fast beschwerdefrei laufen und rennen.

In dieser langen Behandlungszeit hatte sich Sawada durch ihre herzliche Art mit allen in der Klinik angefreundet und ein entsprechendes „Hallo“ gab es bei ihrer Rückkehr. Die Begrüßung war eher wie unter alten Freunden und nicht wie man es von einem Krankenhaus-Besuch annimmt. Von Angst oder Scheu keine Spur. Das liegt sicherlich auch an der liebevollen Atmosphäre, die die Pflegenden den Kindern im eher nüchternen Klinikalltag bieten. Und so merkt man an den lachenden Gesichtern und der fast zärtlichen Vertrautheit, dass die kleinen Patienten in eine Gruppe integriert sind, die wie eine Familie für sie da ist.

Dabei sind die kleinen Patienten, die zu Beginn ihres Aufenthaltes kein Wort Deutsch verstehen, aus ihren Heimatländern natürlich nicht ohne entsprechende Betreuung nach Deutschland gebracht worden. Im Gegenteil! Der Verein „Kinder brauchen unsere Hilfe“ kümmert sich tatkräftig um die ihm anvertrauten Kinder. Er vermittelt den Kontakt zu den Ärzten am St. Rochus Hospital, wo auf allen Ebenen eifrig gerungen wird, damit den unschuldig in Not geratenen Kindern mit den langwierigen und mitunter sehr kostenintensiven Behandlungen geholfen werden kann.

Die Organisation vermittelt den Kindern Pflegefamilien, die meist aus den Heimatländern der Kinder stammen und sie in der Muttersprache empfangen können. Auch Sawada und Sahib leben in einer Pflegefamilie, wenn sie für ihre Behandlung nicht in der Klinik sein müssen. Während ihres Klinikaufenthaltes sind selbstverständlich viele Besuche der Gastfamilie hochwillkommen.

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In der übrigen Zeit bieten all die Schwestern und Pfleger der Station 3b offene Arme und sorgen für eine angenehme Umgebung, die den Kindern fern der Heimat eine Geborgenheit bieten, die sie manchmal sogar vergessen lassen, welche schrecklichen Hintergründe für ihre Deutschlandreise verantwortlich waren.

| Quelle: St. Rochus Hospital