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Leo (Tim Oliver Schultz) und Jonas (Damian Hardung) auf Erkundungstour .

Kino-Prequel der Erfolgsserie in der Filmwelt Herne

Club der roten Bänder – Wie alles begann

Die zu Herzen gehende Geschichte von Leo, Jonas, Emma, Alex, Toni und Hugo hat seit 2015 ein Millionenpublikum allein vor deutschen Bildschirmen berührt. Sie basiert auf den Erlebnissen des 1973 in Barcelona geborenen Schriftstellers und Dramatikers Albert Espinosa, der als Jugendlicher zehn Jahre lang auf diversen Krebsstationen zubringen musste. Espinosa, dem wie seinem Alter Ego Leo ein Bein amputiert werden musste, schildert sie 2008 in der weltweit zum Bestseller avancierten Autobiographie Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt, aus der 2011 die katalanischen TV-Serie Polseres vermelles resultierte. Unter dem Titel Club der roten Bänder haben Anne Nolting und Jan Martin Scharf dreißig jeweils 45minütige Folgen für den Kölner Sender Vox geschrieben, die bis 2017 in drei Staffeln ausgestrahlt worden sind, und zahlreiche Auszeichnungen gesammelt, darunter den Deutschen Fernsehpreis 2016 und 2017 in der Kategorie Beste Serie, den Bayerischen Fernsehpreis und den Grimme-Preis 2016 sowie den Jupiter Award 2016 und 2017.

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Nun dürfen sich die Fans, bundesweiter Start ist am Donnerstag, 14. Februar 2019, auch in der Filmwelt Herne, auf ein Wiedersehen mit allen Hauptdarstellern im Kino freuen: Felix Binder, der bereits zehn Fernseh-Episoden inszenierte, führt Regie bei der mit 128 Minuten zwar ziemlich langen, aber wie gewohnt kurzweiligen und dabei erwartungsgemäß berührenden Vorgeschichte. Das Leben von Leonard „Leo“ Roland (Tim Oliver Schultz), Jonas Till Neumann (Damian Hardung), Emma Wolfshagen (Luise Befort), Alex Breidtbach (Timur Bartels), Hugo Krüger (Nick Schuck) und Anton Toni Vogel (Ivo Kortlang) scheint nicht anders zu sein als das von anderen Teenagern.

Leo ist glücklich und genießt es, als kommender Fußballstar zu gelten. Seine restliche Zeit verbringt er mit seinen Eltern (Katinka Auberger und Jürgen Hartmann) und seiner Schwester Tabea (Julie Stark). Doch dann wird er schlagartig aus seinem Alltag gerissen: Es ist nur ein harmlos scheinendes Ziehen im linken Bein, dass ihn mitten im Fußballspiel erwischt. Er muss ins Krankenhaus, nun bestimmen Untersuchungen und kaum begreifliche ärztliche Diagnosen sein Leben. Dazu kommt: Sein um einiges älterer Bettnachbar Benjamin Benni Sorg (Jürgen Vogel) macht ihm noch zusätzlich das Leben schwer. Der Langzeitpatient liegt schon seit acht Monaten auf der Station – ein Arschloch aus Verzweiflung? Apropos erster Blick: Als Leo in der Klinik Emma entdeckt, ist er wie zu neuem Leben erweckt. Traut sich aber nicht, sie anzusprechen…

Jonas ist ein freundlicher und zurückhaltender Junge, der gute Noten schreibt und seinen Eltern nie Probleme macht. Den ständigen Terror durch seinen älteren Bruder Nils (Anton Spieker), der seinen Frust über die fehlende Studienzulassung nach dem Abi nicht nur verbal an ihm auslässt, erträgt Jonas schweigend. Erst mit seiner Krebsdiagnose erlebt er seine Befreiung: das Krankenhaus wird plötzlich zu einem Ort der Zuflucht und der Krebs macht Jonas zu etwas Besonderem, was ihm die Kraft gibt, sich vom Bruder zu emanzipieren. Emma singt im Chor, schreibt gute Noten und versucht auch sonst alles, um es ihren Eltern (Alice Gruia und Jörn Hentschel) recht zu machen. Trotz allem vermisst sie Lob und Zuspruch. Emma findet sich unattraktiv, was zu krankhafter Magersucht führt. Um dem Druck standzuhalten, der sich noch verstärkt, als ihr Vater, ein erfolgreicher Architekt, beschließt, für ein Jahr nach Bogota/Kolumbien zu gehen, und ihren Appetit zu zügeln, greift sie sogar zu Speed und anderen illegalen Mitteln.

Alex ist ein durch und durch gutherziger Junge. Das Mathegenie ist Klassenbester und bekommt öfter Ärger, weil er seinen Freund Marvin (Rouven Israel) abschreiben lässt. Doch dann erfährt er, dass sein Vater (Andreas Günther) eine Affäre mit seiner Lehrerin Charlotte Conrad (Anna von Haebler) hat, und verschanzt sich hinter einer kalten, arroganten Fassade. Toni leidet an einer milden Ausprägung des Asperger-Syndroms und ist dadurch anders als andere Heranwachsende. Als Autist sagt er immer unverblümt, was er denkt und hat Schwierigkeiten, Emotionen und Gesichtsausdrücke der anderen einzuschätzen. Seine überforderten Eltern (Jele Brückner und Robert Schupp) sind ihm keine Hilfe, nur von seinem geduldigen Opa (Dieter Schaad) fühlt er sich verstanden.

Hugo hat vor eineinhalb Jahren für einen Sprung vom Zehnmeterturm des Schwimmbades seinen ganzen Mut zusammen genommen - und liegt seither im Koma. Er wacht wie ein guter Geist über allen Geschehnissen im Albertus-Klinikum und kommentiert sie als Ich-Erzähler aus dem Off. Dass der Weg von Jonas, Alex und Toni auch im Albertus-Klinikum enden wird und dass sie eines Tages der „Club der roten Bänder“ sein werden, ahnt Leo, der zukünftige Anführer, zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig wie die anderen, späteren Club-Mitglieder…„Aus großer Kraft wächst große Verantwortung“: Man muss die Serie nicht kennen, um das Kino-Prequel zu verstehen. Zur Klasse-Besetzung selbst in kleineren Episodenrollen, zu nennen etwa Matthias Brenner als so cooler wie altersweiser Benito, kommt eine unorthodoxe Kameraführung durch Thomas Schinz, die hier völlig zu Recht Bildgestaltung genannt wird. Lassen wir den Autor der Vorlage zu Wort kommen, der am Kinofilm wie zuvor an der deutschen TV-Serie persönlich mitwirkte, besser hätte ich kein Fazit ziehen können.

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Albert Espinosa: „Der Film ist musikalisch, zärtlich, episch, lustig und vor allem einzigartig. Es ist der erste Kinofilm über diese schöne Geschichte, die ich im Alter von 14 bis 24 Jahren erlebte, als ich ein Bein, einen Lungenflügel und ein Stück meiner Leber verlor und glücklich war. Schon immer wollte ich die Geschichte von Leo erzählen, meine Geschichte, aber auch die meines Mitbewohners, der tatsächlich Leo hieß. Wir alle hatten irgendwann einen ersten Mitbewohner und ich wollte erzählen, wer meiner war und woraus ich meine ganze Kraft schöpfte. Alle Geschichten, die Ihr sehen werdet, sind real, wirkliche Personen haben sie erlebt. Ich glaube, das spürt man, denn Schmerz ist das universellste Gefühl. Ich finde, es ist ein wunderbarer Film, weil er Kraft gibt. Nicht nur beim Kampf mit einer Krankheit, sondern auch im Alltag, bei Übergriffen, beim Kampf mit der Angst und mit sich selbst. Die Antwort liegt immer darin, etwas zu riskieren. Diese Geschichte erzählt von Jungen und Mädchen, die etwas riskieren.“

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  • Donnerstag, 14. Februar 2019, um 15 Uhr
  • Donnerstag, 14. Februar 2019, um 17:40 Uhr
  • Donnerstag, 14. Februar 2019, um 20:15 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann