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Wo sind all die Vögel hin?

Wo sind sie geblieben?

Amsel, Drossel, Fink und Star

Neulich gab es bei uns in der halloherne-Redaktion ein Thema, an dem sich eigentlich jeder beteiligte: Wo sind die Vögel aus unseren Gärten hin? Der Grund waren zwei Mails, in denen halloherne-Leser sich über ihre vogelleeren Gärten wunderten und fragten, ob wir ähnliche Beobachtungen gemacht hätten. „Jau!", „Genau!“, „Stimmt!“, kam es aus jedem Winkel der Redaktion.

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Bis noch vor wenigen Wochen waren Amseln, Meisen, Spatzen, Rotkehlchen und auch die Zaunkönige Stammgäste in unseren Gärten und lautes Vogelgezwitscher war zu hören. Das Amselpärchen, das bei uns im Amberbaum nistete, flog geschäftig hin und her und fütterte seine Brut. Doch jetzt ist es verdächtig still geworden.

Also dachte sich die Redakteurin, frag mal an kompetenter Stelle nach und diese Stelle ist in unserer Stadt natürlich Norbert Kilimann, der erste Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu). Wenn es einer weiß, dann ist es Norbert Kilimann, der im Jahr 2017 den „Herner Spatzen“ überreicht bekam, da er sich in vorbildlicher Weise um den Natur- und Umweltschutz verdient gemacht hat.

Norbert Kilimann.

Gesagt, getan und Norbert Kilimann angerufen. Der jedoch winkt ab und sagt: „Das hat alles seine Richtigkeit und dass es weniger Vögel sind kann ich nicht bestätigen. Das Brutgeschäft ist erledigt, der Nachwuchs ist flügge und außerdem, wir haben schließlich schon September und da sind viele Vögel schon auf ihrem Weg in wärmere Gefilde.“ Auch wenn heutzutage nicht mehr so viele Vögel ziehen würden. Viele seien heute, aufgrund der Witterung, nur noch Teilzieher, die gewisse Wetterlagen ausnutzten. Geht es dennoch von Europa nach Afrika, flögen die meisten Vögel nicht direkt über das Mittelmeer, sondern würden den Umweg über Gibraltar oder den Balkan nehmen.

Die Singdrossel sei ja eigentlich ein Zugvogel, die aber bliebe zum Beispiel schon teilweise hier und nimmt nicht den anstrengenden Flug auf sich. Aber es gebe auch Vogelarten, die seien schon gar nicht mehr hier. Zum Beispiel die Grasmücke, die sei wahrscheinlich schon im Winterquartier Afrika angekommen. Manche Arten machten sich halt schon Ende Juli auf die gefährliche Reise. Dazu gehörten der Flussregenpfeifer oder auch der Knutt - ein Vogel aus der Familie der Schnepfenvögel.

Zudem rät Kilimann: „Jedem, der sich ein genaues Bild vom Vogelvorkommen in seinem Garten machen möchte, dem kann ich nur raten: Setzen Sie sich in den frühen Morgenstunden und / oder Abendstunden für ein bis zwei Stunden in den Garten und beobachten Sie die Vögel, dann werden Sie sehen, dass es nach wie vor Vögel in ihrem Garten gibt. Denn nur einmal in den Garten schauen reicht nicht. Dafür sollte man sich schon Zeit nehmen."

Die Futterstelle des NABU Herne.

Allerdings sieht Kilimann auch, dass es für die Vögel immer schwieriger wird, sich Futter zu besorgen: Zum einen seien in Herne über 70 Prozent der Flächen versiegelt, zum anderen gäbe es auch (dadurch) immer weniger Insekten. Die seien um 70 Prozent zurückgegangen und darum sei hier auch jeder Gartenbesitzer gefragt: Wichtig ist es, den Garten naturnah zu bewirtschaften, das bedeutet: Natürlich ohne Gifte arbeiten, Mischkultur anlegen, Mulchen gegen Austrocknung des Bodens, Unterschlupf für Kleinstlebewesen schaffen, Blütendolden nach dem Blühen nicht sofort entsorgen, sondern als Futterlieferant stehen lassen, eine Wildbienenwand aufstellen, eine Wildblumenwiese anlegen und und und. Jeder kann etwas für die Umwelt tun.

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Zudem rät Kilimann auch zu einem Ganzjahres-Futterplatz: „Da es für die Vögel aus oben genannten Gründen immer schwieriger wird, genügend Futter zu finden, sollte man im Garten einen Futterplatz anlegen, und ihn das ganze Jahr über mit frischem Futter bestücken.“ So können die Vögel, die ihre Brut großziehen müssen, sich gleich am Morgen voll fressen und so frisch gestärkt auf Futtersuche für ihre Jungen gehen.

An der Futterschale.
| Autor: Carola Quickels