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Welt-Ausstellung im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf im September 2017.

Bochum ehrt Revierautor Welt

Als Wolfgang über Willy wetterte

Bochum. Große posthume Würdigung für einen der Literaten des Ruhrgebiets: Im Lebensrevier des 2016 verstorbenen Pop-Dichters Wolfgang Welt in Bochum-Langendreer lockt die gut gemachte und auch durchdachte Ausstellung Aber ich schrieb mich verrückt über Leben, Wirken und Werk von Mittwoch, 19. Juni, bis Samstag, 27. Juli 2019, um den Kosmos eines der besten Revierschriftstellers kennenzulernen. Radikal-subjektiv und meinungsstark – als Musikjournalist und auch Kulturkenner hatte sich Welt in den 80er Jahren einen Namen erworben. Das bekam auch unser wackerer werter Willi T. zu spüren. Glückloser Künstler, notorischer Nichtkönner - So stufte der spätere Suhrkampautor den Herner Theater-Kohlenpott-Gründer ein. Die rastlose Arbeit hatte den Bochumer vom Jahrgang 1952 krankgemacht – eine Geschichte, die er sein Leben lang tapfer ertrug.

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Welt-Ausstellung im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf im September 2017.

Die Werksammlung Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe mit drei Romanen ebenda bei Suhrkamp verführte Willi Winkler dazu, ihn zum größten Erzähler des Ruhrgebiets zu erklären. Peter Handke. einer seiner Förderer, sieht in Welts prägnantem Stil der lakonisch-lässigen Beschreibung seines Lebens und seines Umfeldes eine „grund-andere Art von Geschichtsschreibung“.

In der Lutherkirche - LutherLAB - in Langendreer bietet die Ausstellung, von Jan van Holtum und Martin Willems vom Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut klug kuratiert, Gelegenheit in Welts Welt und seinen Mikrokosmos Langendreer einzutauchen. Rund 100 Exponate von Video über Audio bis hin zu Fototapeten führen anschaulich ins Werk ein. Zahlreiche Nachlass-Materialien zeichnen in sechs Themen-Komplexen den Mann nach, dem zu Lebzeiten größerer Ruhm als Schriftsteller versagt blieb und der seinen Lebensunterhalt als Nachtportier in Bochums Rathaus sowie später im Schauspielhaus an der Königsallee verdiente.

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Viele Literaturwissenschaftler halten eine angemessene Würdigung Welts für längst überfällig. Der Literaturpreis Ruhrgebiet ging, salopp ausgedrückt, ständig an ihm vorüber. Aber Welt hat auch durch Wesensart und Schreibstil sehr polarisiert, das ist nicht jedes Kritikers Sache. Nun zur Jährung des 3. Todestages ehrt ihn seine Heimatstadt und sein Kiez mit dieser Schau. Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche und Welt-Schwester Gaby Wörenkämper haben federführend daran gewirkt, diese Ausstellung nach Bochum zu holen: Welche Stadt im Revier kann schon behaupten, dass ein Suhrkamp-Autor in ihr zuhause war?

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  • Mittwoch, 19. Juni 2019, um 19 Uhr
| Autor: Sabine Herrmann