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Der 'Yilmaz Kiosk' wird von der jungen Ceylan Coban (li vom Schild) und ihrer Familie betrieben.

3. Tag der Trinkhallen

Budenzauber in der Stadt

Kiosk, Bude, Büdchen, Lädchen oder eben Trinkhalle - egal wie man es nennt, die Klümpken- oder Bömmskenkbude ist mit ihrer 100-jährigen Geschichte aus dem Revier nicht wegzudenken. Zu Zeiten, in denen die (Lebensmittel-) Läden noch gegen 18 Uhr ihre Pforten schlossen, waren sie für die Menschen an der Ruhr unverzichtbar, da man auch nach Ladenschluss schnell noch etwas besorgen konnte.

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Doch auch heute sind sie für große und kleine Menschen unverzichtbar, bieten sie den Erwachsenen die Möglichkeit des zwanglosen Treffs und den Kindern, denen bietet sich die Gelegenheit, schnell Mal eine „gemischte Tüte“ für kleines Geld zu holen. Das ist Grund genug am Samstag (6.8.2022) mit dem 3. Tag der Trinkhallen dieselben zu ehren. Schließt eine Bude im Stadtteil, fehlt den Menschen etwas.

Rappelvoll - der Yilmaz Kiosk am Tag der Trinkhallen.

Yilmaz Kiosk

Das war auch der Grund, warum der seit zwei Jahren leerstehenden Bude „Elkes Bude“ neues Leben eingehaucht wurde. Die 26-jährige Ceylan Coban hat vor zwei Jahren den Schritt gewagt und die Bude, die heute „Yilmaz Kiosk“ heißt, übernommen. Sie erzählt: „Als Elke aufhörte und die Bude geschlossen wurde, da waren wir alle sehr traurig. Wir Kinder sind mit der Bude großgeworden, haben hier unsere Süßigkeiten gekauft und 2007 habe ich hier meine erste Bravo gekauft.“

Besitzerin Ceylan Coban mit ihrem Lieblingsgrillmeister: Papa Metin.

Also habe sie sich überlegt, natürlich mit der Unterstützung der gesamten Familie, die Bude wieder zu öffnen. Wenn die gelernte Make-up-Artistin einen Auftrag hat, dann „springen liebe Menschen aus der Familie ein“, erzählt sie. Und am Tag der Trinkhallen, da hätte ja schon Elke mitgemacht. „Wir haben uns als Programmbude beworben, aber gar nicht mit dem Zuschlag gerechnet“, erzählt eine strahlende Ceylan. Den bekamen sie aber und am Samstag ist mächtig was los rund um die mit Luftballons geschmückte Bude.

Diyar's Orient Ensemble spielte am Nachmittag.

Im Einsatz ist die ganze Familie: Mama, Papa, mehrere Tanten und ebenfalls mehrere Schwäger. Schwager Mustafa Akbulut steht am Zapfhahn und zapft unermüdlich ein Bier nach dem anderen. Der Lieblingsgrillmeister der netten Budenbesitzerin ist Papa Metin, er steht am Grill. Tanten, Mama und Schwäger sind in der Bude und davor und verkaufen selbst gemachte türkische Leckereien.

Dazu spielen am Nachmittag die Männer des „Diyar's Orient Ensemble“ ihre Musik und Stimmung rund um den Yilmaz Kiosk, an der Magdeburger Straße / Ecke Richard-Wagner-Straße, die ist fröhlich. Ja, und die lächelnde Ceylan? Die ist überall und nirgends und hat für jeden ein freundliches Wort.

Heikes Kiosk

Heikes Kiosk, hier feiern die Stammkunden. Heike Chuchra in der Mitte.

Ganz hoch in Sodingen, auf dem Kurt-Edelhagen-Platz, da steht der Kiosk von Heike Chuchra, die hier schon zehn Jahre arbeitete, bevor sie ihn vor 22 Jahren übernommen hat. Auch hier war der Grund der Übernahme: „Ich wollte den Menschen ihren Treffpunkt erhalten“, erzählt sie im halloherne-Gespräch. Und dieser Treffpunkt ist eine der ältesten Trinkhalle in Herne und erhielt im Juli 2022 Denkmalschutz (halloherne berichtete).

Am Samstag (6.8.2022), am Tag der Trinkhallen, feiern überwiegend ihre Stammgäste mit ihr. „Ich komme schon seit 40 Jahren hierher“, erzählt Biker Harry. Der gehört zu einer Truppe, die fast täglich bei Heike vorbeischauen. Heike erzählt: „Wir sitzen hier oft mit sechs bis acht Menschen und quatschen halt. Aber Alkohol, den gibt es hier bei mir im Umfeld nicht zu trinken. Da achte ich drauf.“

Ganz anders ist es nun. Heute wird natürlich auch Bier ausgeschenkt, dazu gibt es Würstchen, Steaks und Waffeln. „Da zu meiner Kundschaft auch viele türkische Menschen gehören, gibt es natürlich auch Hähnchenfleisch und Sucuk.“ Und für die kleinen Menschen hat sich Heike diverse Spielgeräte von der gegenüberliegenden Jugendeinrichtung 'Die Wache' ausgeliehen.

City Kiosk

Inhaber Boybauan und Achmed inmitten der Cosplay-Helden der 501st Legion.

Als zweite Programmbude ist an diesem Tag der „City Kiosk“ von Majid Boybauan und Mohamed Achmed auf der Hauptstraße in Wanne Mitte nominiert. Da allerdings erst der Kirmesumzug vorbeidefilieren muss, startet das Programm hier mit einer leichten Verzögerung. Denn nicht nur die Festwagen und die Fußtruppen müssen abgewartet werden, auch die städtischen Reinigungswagen müssen ihre Arbeit verrichtet haben. Aber dann ...

Insert Coins hat seine Geräte aufgebaut - am Flipper mit Mütze, Heiko Kendzia.

Ja, dann können endlich die Mitglieder des Vereins Insert Coins ihre Spielgeräte aufbauen. Weit haben sie es in diesem Jahr nicht, denn ein Großteil der Geräte ist schon im neuen Zuhause des Vereins (halloherne berichtete) untergebracht, im alten Karstadthaus. „Dafür lohnte es nicht, einen Lkw anzumieten“, erzählt Heiko Kendzia aus dem Vorstand. Also habe man die Geräte auf Sackkarren gepackt und „eben rüber geschoben". Kaum stehen sie, sind sie auch schon umlagert - also die Geräte. Mitgebracht zum freien Spiel haben sie Arkaden-Automaten, Flipper und alte Spielekonsolen.

Zwei Star Wars Trooper liefen durch die City.

Als zweiten Programmpunkt haben sich Majid Boybauan und Mohamed Achmed einige Mitglieder der 501st Legion - German Garrison - eingeladen. Frei nach dem Motto: Möge die Macht mit euch sein, ist es an diesem Tag allen Star-Wars-Fans möglich, galaktische Fotos mit den Cosplay-Helden zu machen. Zwei Stormtrooper, die sich von dem Kiosk etwas entfernt haben, waren für die Kinder DIE Sensation und wurden mit Klümpkes gefüttert.

Fortuna Bude

Rollade unten: Fortuna-Kiosk am Heimatmuseum.

Die Fortuna-Bude auf dem Gelände des Heimatmuseums in Unser Fritz war für viele Besucher eine Enttäuschung. Hier war bis auf das Museum selber alles geschlossen. Anders als im Trinkhallen-Flyer angegeben: Fortuna war nicht mit Süßigkeiten ausgestattet, das Fritzchen hat Sommerferien und war geschlossen, es gab keine Musik und auch keinen Workshop für Kinder. Viele Gäste verließen enttäuscht das Areal.

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Fazit des Veranstalters

Axel Biermann, Chef des Veranstalters Ruhr Tourismus GmbH, wollte mit dem großen Budenzauber die Ruhrgebiets-Identität stärken und zeigt sich mit dem Ergebnis überaus zufrieden: „Der Mythos Bude lebt, das hat wieder jeder gespürt. Für die Menschen zwischen Wesel und Unna gehört der Kiosk an der Ecke zu ihrem Lebensgefühl. Wir wollten die Trinkhallen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken und das ist uns augenscheinlich auch beim dritten Mal gelungen.“ Und nicht nur Einheimische tummelten sich heute an den Büdchen: Auch Besucher unter anderem aus Bayern, Frankfurt am Main und Aachen wurden gesichtet. Und alle waren sich einig: Schön war’s „anne Bude“!

| Autor: Carola Quickels