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Die Sparkasse Herne, hier die Hauptstelle am Berliner Platz, stellte ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2020 erneut virtuell vor.

Bilanz für 2020 vorgelegt, Kredite legen deutlich zu, Filialen blieben offen

Sparkasse meistert schwieriges Geschäftsjahr

2021 ein erneutes Bilanzpressegespräch per Videokonferenz: Das hätte Antonio Blanquez, Vorstandsvorsitzender der Herner Sparkasse, auch nicht für möglich gehalten. Rund ein Jahr, nachdem Ende März 2020, als mit einer der ersten Videokonferenzen die Jahresbilanz der Sparkasse in Herne vorgestellt wurde, trafen sich am Donnerstag (15.4.2021) die Medienvertreter mit Blanquez und dem weiteren Vorstandsmitglied Dirk Plötzke, erneut am virtuellen Tisch.

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„Covid-19 stand natürlich sehr im Mittelpunkt, genauso wie anspruchsvolle kreditwirtschaftliche Rahmenbedingungen. Dazu kam die weiter anhaltende Niedrigzinsphase“, fasste Blanquez das Geschäftsjahr 2020 zusammen. Wichtig sei es der Sparkasse Herne gewesen, vor Ort als verlässlicher Partner für Kunden und die Wirtschaft bereitzustehen - trotz der Pandemie und einiger weniger Infektions- und Quarantänefälle blieben alle Filialen geöffnet. Dafür sorgte auch das im vergangenen Jahr kurzfristig geschaffene Herner Kompetenzcenter (halloherne berichtete) in dem „alles, was Kredite schreiben konnte, zusammengezogen wurde. Vor dem Hintergrund der gesamten Herausforderungen sind wir daher insgesamt mit dem Geschäftsjahr 2020 zufrieden“, urteilte der Vorstandsvorsitzende.

Jede Menge Zahlen, um dies zu untermauern, hatte er auch im virtuellen Gepäck. Im Kreditgeschäft, welches vor allem zum Start der Pandemie sehr wichtig für die lokale Wirtschaft wurde, wurden 436 Darlehen im Gesamtwert von rund 48 Millionen Euro gezählt. Unter das gesetzliche Moratorium, das bedeutet die genehmigte Aussetzung von Kreditzahlungen für drei Monate, wenn man von der Krise betroffen war, fielen davon 126 Darlehen mit Darlehenssalden von gut 5,7 Mio. Euro.

Insgesamt 310 Darlehen mit 42 Mio. Euro

Die freiwilligen Aussetzungen der Sparkasse machten 310 Darlehen mit 42,3 Millionen Euro aus. So konnte das Kreditinstitut in vielen Fällen schnell und unbürokratisch helfen. Für KfW-Kredite wurden 120 Anträge für insgesamt 21 Millionen Euro gestellt, davon 40 für Unternehmen (Umfang 7,5 Millionen Euro). Hierbei übernimmt die KfW 90 Prozent des Bankenrisikos. Für die 80 KfW-Schnellkredite mit einem Wert von 14 Millionen Euro trägt die KfW das Risiko mit 100 Prozent. Rund 770.000 Euro wurden mit Eigenmitteln für die Liquidität von Herner Firmen zur Verfügung gestellt.

Die gesamten gewerblichen Darlehenszusagen stiegen um gut 157 Millionen Euro (Plus von 17,9 Prozent) auf 578 Millionen Euro (Plus von 52 Millionen und zehn Prozent). Bei den Privatkunden sank die Summe auf 44 Millionen (Vorjahr: 57 Millionen). Den Großteil macht hier das Wohnungsbaugeschäft aus. Der Rückgang liegt laut Blanquez aber daran, dass das Geschäft teilweise ausgegliedert worden ist.

Antonio Blanquez, Vorstandsvorsitzender der Herner Sparkasse.

Die Kundeneinlagen betrugen zum Jahresende 2020 1,63 Milliarden Euro, davon entfielen 1,4 Milliarden auf Tagesgelder und Sichteinlagen wie Girokonten. „Die Kunden sparen in der Pandemie mehr. Dieses Vertrauen freut uns einerseits, jedoch wird es immer schwieriger, Gelder in Kapitalmärkten anzulegen. Genauso wird es eine zunehmende Herausforderung, Einlagenzuwächse verlustvermeidend unterzubringen“, sagte Antonio Blanquez. Daher kosten die erhöhten Einlagen die Sparkasse mehr Geld. Somit sind Negativzinsen (derzeit -0,5 Prozent p. a.) weiter laut der Sparkasse notwendig.

Im Aktiengeschäft zeigte sich, dass die Börse sich vom Tiefpunkt im März 2020 wieder erholt hat. Die Umlaufrendite, die als grundlegender Indikator in der Wirtschaftspolitik das Zinsniveau auf dem Kapitalmarkt abbildet, lag Ende 2020 bei -0,56 Prozent (Jahreshoch im Januar: -0,20 Prozent). „Negative Zinsen hätte sich früher niemand vorstellen können. Das ist eine große Herausforderung für alle“, sagte Blanquez auf halloherne-Nachfrage.

Bilanzsumme bei 1,93 Milliarden Euro

Das Betriebsergebnis lag 2020 bei 12,3 Millionen Euro, 500.000 Euro weniger als für 2019. „Das ist ein gutes, zufriedenstellendes Ergebnis“, befand Blanquez. Der Zinsüberschuss ging auf 27,1 Millionen Euro zurück, ebenso eine Ursache der Negativzinsphase. Die Bilanzsumme erhöhte sich auf 1,93 Milliarden Euro.

327 Mitarbeiter beschäftigte die Herner Sparkasse zum Jahresende, darunter 15 Auszubildende. 2019 waren es noch 344. „Die Grund dafür ist natürliche Fluktuation wie Renteneintritte, Azubis, die nun studieren sowie Kündigungen, um bei einer anderen Bank zu arbeiten oder einen anderen Job anzunehmen. Es wurden von uns keine Maßnahmen getroffen, um Mitarbeiter loszuwerden“, bekräftigte der Vorstandsvorsitzende auf halloherne-Nachfrage.

Vor einer Zeit war das Jahrespressegepräch noch persönlich möglich, nun wurde es erneut per Videokonferenz abgehalten.

Die Stiftung der Sparkasse konnte derweil wegen Corona viele Projekte nicht umsetzen. Die Sparkassen-Lotterie dagegen konnte eine erneute Rekordsumme von 135.000 Euro für 46 soziale, kulturelle und sportliche Initiativen ausschütten.

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Die SB-Kasse wurde in der Zwischenzeit in den drei Geschäftsstellen Sodingen, Horsthausen und Röhlinghausen erfolgreich eingeführt. Zudem will die Sparkasse klimafreundlicher arbeiten. Für das Geschäftsjahr 2021 sieht Blanquez viele weitere Herausforderungen und vor allem eine Zukunft mit zahlreichen Umwägbarkeiten, je nach Verlauf der Pandemie und der Impfkampagne. „Erst wenn die Infektionszahlen sich reduzieren und die Pandemie überwunden wird, ist die notwendige Sicherheit als Voraussetzung für einen anhaltenden Aufschwung vorhanden“, so Blanquez. Eine Anhebung der Zinsen ist für ihn nicht absehbar.

| Autor: Marcel Gruteser