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Kleine Kinder brauchen Liebe.

Städtische Vermittlungsstelle informierte über ihre Arbeit

Adoptiveltern berichteten

Wie läuft eine Adoption ab und was müssen Paare, die ein Kind adoptieren wollen, überhaupt beachten? Diese und weitere Fragen beantworteten Sabina Dörfling und Tatjana Hoffmann von der Adoptionsvermittlungsstelle der Stadt Herne in einem Pressegespräch per Videokonferenz am Dienstag (27.10.2020). Im Jahr 2020 wurden drei Neugeborene vermittelt, es könne aber auch sein, dass es in einem Jahr zu gar keiner Vermittlung käme.

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Zudem äußerten sich Adoptiveltern zu ihren Gründen, ihr mittlerweile acht Monate altes Kind dauerhaft bei sich aufzunehmen. Auf ausdrücklichen Wunsch des städtischen Pressebüros bleiben die Eltern anonym, ebenso wenig werden Fotos von der kleinen Familie gezeigt. Der kleine Junge war mit seinen neuen Eltern beim Gespräch dabei.

Bei Hausbesuchen wird genau hingeschaut

„Wir brauchen so mindestens ein halbes Jahr, um die Interessenten vorzubereiten. Es gibt mehrere Gesprächstermine und auch einen Hausbesuch, der zu zweit von uns absolviert wird“, erläuterte Sabina Dörfling das grobe Prozedere. „Dabei achten wir auf die Aufteilung der Wohnung oder des Hauses und schauen, ob es kindgerecht ist. Ein eigenes Zimmer wäre gut, ist aber gerade bei Neugeborenen keine Pflicht.“ Aufgrund des Lockdowns gab es in diesem Jahr weniger Hausbesuche, dafür wurden mehr Fotos verschickt. Auch die finanzielle Situation spielt ein Rolle, die Verhältnisse sollten gut sein. Dazu werden ausführliche Lebensberichte angefordert.

Ein Kind zu adoptieren ist für manche Paare eine interessante Option.

Durch Corona könnten sich zudem manche Adoptionen auch länger hinziehen, bis sie rechtlich unter Dach und Fach sind. „Eine Adoption kann erst erfolgen, wenn ein Baby mindestens acht Wochen alt ist. Danach ist erst die Einwilligung der leiblichen Eltern möglich, die beim Notar unterschrieben werden muss“, sagte Dörfling.

Doch das ist nicht alles: Nach einem Jahr, bei der die neue Familie durch die Vermittlungsstelle begleitet wird, gibt es von der städtischen Stelle eine schriftliche Empfehlung für eine rechtliche Bindung. Das Familiengericht lädt schließlich zur Anhörung und sichtet alle Unterlagen, bevor die Adoption, sofern keine Einwände vorliegen, vollzogen wird. Eine Adoption von Stiefkindern sei ein deutlich anderer Prozess, sagte Sabina Dörfling.

Für die neuen Adoptiveltern war die Entscheidung ein langer Prozess. „Im August 2019 hatten wir das erste Infogespräch, als klar war, dass es dieser Weg sein sollte. Wir waren auch in einer Kinderwunschklinik, aber das haben wir nach dem ersten Versuch gelassen. Dort hat es sich nie richtig angefühlt, bei der Vermittlungsstelle aber schon ab dem ersten Gespräch“, erläuterte die neue Mutter die vergangenen rund 14 Monate.

Im Februar ging es dann schnell

Im Februar hieß es dann, die Frau und der Mann wären bald an der Reihe. „Wir bekamen am 18. Februar 2020 um 15 Uhr einen Anruf, dass die Mutter des Kindes in den Wehen liegt. Drei Stunden später waren wir im Krankenhaus und hielten unseren Sohn im Arm“, erzählte die Frau. Eine Woche später ging es dann zusammen nach Hause, kennengelernt haben sie nur den Vater des Kindes.

„Wie schnell es geht ist immer unterschiedlich, auch der Wunsch nach späterem Kontakt über Treffen oder Fotos, um zu sehen, wie das leibliche Kind aufwächst, wollen nur manche“, sagte Tatjana Hoffmann von der Vermittlungsstelle. In den vergangenen sieben Jahren sei nur ein Kind älter als zwei Jahre bei der Vermittlung gewesen, berichtete ihre Kollegin Sabina Dörfling.

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Für interessierte Paare, die Adoptiveltern werden möchten, gibt es am Dienstag, 24. November 2020, von 19- 20:30 Uhr einen Infoabend in Kooperation mit der VHS. Eine Anmeldung dazu ist notwendig. Vorher gibt es aber auch die Möglichkeit, sich per Anruf unter Tel 02323 / 163546 oder per Mail an adoptionsvermittlung@herne.de Infos einzuholen.

| Autor: Marcel Gruteser